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Auf dem Weg zu einer vertieften Konzilsrezeption

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„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen, besonders der Armen und Bedrängten jeglicher Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (Gaudium et spes 1). Diese Grundaussage der Pastoralkonstitution verdichtet und orientiert die Ekklesiologie des II. Vatikanums entscheidend. Doch wie genau sich Kirche deswegen konfigurieren wird, das ließ das Konzil offen. Die lateinamerikanischen Entwürfe einer Ekklesiogenesis in kirchlichen Basisgemeinden, wie sie seit den 60er Jahren in Lateinamerika kirchlich entwickelt und unlängst in Aparecida neu beschrieben wurden, sind um die Welt gegangen: Die afrikanischen Small Christian Communities und die asiatischen Entwicklungen führen uns Europäern vor Augen, dass die theologische, spirituelle und praktische Rezeption einer lebensraumsensiblen Kirche weit vorangeschritten ist.

Erfahrungen bei der fünften Vollversammlung des ASIPA-Programms (Asian Integral Pastoral Approach) in Davao / Philippinen im Herbst 2009 machten deutlich, dass hinter der Frage nach Kleinen Christlichen Gemeinschaften ein gesamtpastoraler Ansatz steht, der in der Tat einer praktischen und spirituellen Rezeption des II. Vatikanums Rechnung trägt.

Hatte beim ersten Symposion Hermann Josef Pottmeier4 auf die neue Rezeptionsphase konziliarer Ekklesiologie verwiesen, die sich ekklesiopraktisch in Kleinen Christlichen Gemeinschaften weltweit ereignet, und hatten damals indische und philippinische Theologen die Tragweite dieses Ansatzes deutlich machen können, ging es in diesem zweiten Symposion wiederum darum, eben jene kenotische Wende des Kirchenverständnisses in das Außen der Welt theologisch zu reflektieren. Was in der neueren Ekklesiologie zur Rede von der Kirche als Pastoralgemeinschaft (H. J. Sander) führte, sollte im Blick auf die Chancen der Ekklesiologie Kleiner Christlicher Gemeinschaften geschärft und diskutiert werden – und zwar sowohl theologisch wie praktisch. Lassen sich denn im Ansatz der Kleinen Christlichen Gemeinschaften eine lebensräumlich orientierte Ekklesiologie und Ekklesiopraxis entdecken, und ermöglichen umgekehrt sozialraumorientierte Initiativen der Caritasarbeit Ekklesiogenesis und lassen eine erstaunliche Vielfalt kirchlicher Lebensorte wirklich werden?

Erkenntnis und Erfahrungen gehen zusammen. Theologische Vermutungen erhärten sich dort, wo die Ekklesiopraxis zum Denken treibt. Deswegen, auch gerade angesichts der Anfänglichkeit der eigenen Versuche, konnte der weltkirchliche Akzent auch bei diesem Symposion nicht fehlen: Zu stark hatten wir erlebt, wie intuitiv, spirituell und theologisch begründet gerade in Asien dieser Weg beschritten wird. Ein solcher Einblick in die Praxis einer an Gaudium et spes maßnehmenden Ekklesiologie und Ekklesiopraxis macht aber auch mehr als deutlich, dass hinter der Frage nach einer konkreten Kirchengestalt im Sozialraum ein Grundgefüge pastoraler Entwicklung steht: Eine lokale und lebensräumliche Kirchenentwicklung setzt voraus, dass Menschen in ihren Hoffnungen, Träumen und Situationen an der visionären Kirchenentwicklung beteiligt werden.

Damit aber wird noch einmal deutlich: Kleine Christliche Gemeinschaften sind keineswegs ein episodischer Notanker einer sich neu konfigurierenden Kirche. Hier steckt mehr drin. Es geht um einen Prozess lokaler Kirchenentwicklung, der nicht zuerst auf die Bildung Kleiner Gruppen zielt, sondern sich viel tiefer als geistlicher Prozess versteht, bei dem im Hören auf die Schrift, auf die Lebenswelt, auf die Kirche und auf die Menschen Kirche neu wächst – und über sich in die Welt hinauswächst.5

Die Rückkehr der Verantwortung

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