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Vorwort

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Eine neue Form, Kirche zu leben, war eine der beeindruckensten Erfahrungen, die ich als Mitglied einer Delegation der deutschen Bischöfe bei einem Besuch in Korea im Jahr 2009 machen konnte.

Es war faszinierend für mich zu erleben, dass in Südkorea sowohl Menschen in den Hochhäusern der Millionenstadt Seoul als auch Menschen in mehr kleinstädtischem Milieu ihrem Glauben durch das Bibelteilen im Alltag eine Form gaben, die Konsequenzen hatte für den Gemeindeaufbau und diakonisch in die Umgebung hinein wirkte. Mit dem pastoralen Ansatz der Small Christian Communities, zu deutsch: Kleine Christliche Gemeinschaften (KCG) hat die Kirche in Korea – wie viele andere Ortskirchen in Afrika und Asien ebenfalls – erfolgreich begonnen, neue Wege zu gehen. Wir Bischöfe haben auf dieser Reise viel gelernt und kamen inspiriert und motiviert zurück nach Deutschland.

Selbstverständlich wird es darauf ankommen, das Modell der KCG nicht unkritisch und ohne Modifizierungen aus anderen Ländern für die Kirche in Deutschland zu übertragen. Es braucht eine Inkulturation.

Dass wir in Deutschland in einer Phase des Umbruchs stehen, ist offensichtlich. Erinnern wir uns daran, wie das Leben unserer Kirche vor 25 Jahren aussah, dann sehen wir, wie sich sehr viel geändert hat. Was damals noch selbstverständlich war, steht nun zur Disposition. Heute ist es keineswegs mehr „normal“, dass alle Jugendlichen aus einem Jahrgang in einer Gemeinde komplett zur Firmung gehen. Es ist auch nicht mehr „normal“, dass alle katholischen Paare katholisch heiraten und ihre Kinder taufen lassen. Die Kirche hat hier und in anderen Lebensbereichen ihre unhinterfragte Deutungshoheit verloren.

Zu beobachten ist, dass diese Phänomene einerseits Trauer auslösen. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Dort, wo Selbstverständlichkeiten fraglich werden, werden Antworten gesucht. Und tatsächlich wird es immer deutlicher, dass es in unserem Land eine neue Suche nach Sinn und Orientierung gibt. Aktuelle Umfragen belegen, dass drei Viertel der Deutschen an Gott glauben. Den meisten fehlt es aber an unterstützender Begleitung und an Hilfen zur lebenspraktischen Umsetzung des Glaubens. Vor diesem Hintergrund hat der Erwachsenenkatechumenat höchste Priorität und kann zur Dialog- und Auskunftsfähigkeit beitragen.

Es ist ermutigend, wie viele Überlegungen und auch konkrete Initiativen es gibt. Die Grundlagen hierfür orientieren sich an den Grundvollzügen der kirchlichen Sendung, sprich: an dem, was Kirche-Sein im Kern ausmacht. Der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck, hat dies in seinem Hirtenwort vom 1. Januar 2011 so auf den Punkt gebracht: Es gehe um „Glauben leben“, „Kirche sein“ und „Leben teilen“. Alle drei Merkmale gehören für ein christliches Leben untrennbar zusammen. Der Glaube ist kein Spartenprogramm, sondern er umfasst das ganze christliche Leben. In einer Zeit nach der Epoche der Volkskirche kommt es nun darauf an, neue Formen der Gemeinschaft, des Austausches, der spirituellen Heimat und des Gebetes zu finden.

Und in diese Situation hinein können die Zeugnisse und Erfahrungen aus der Weltkirche eine Anregung sein, sich den Fragen zu stellen und neue Wege zu gehen.

Die Kleinen Christlichen Gemeinschaften finden aus der Quelle der Heiligen Schrift in gemeinsamem Austausch, im Bibelteilen und im Gebet Halt, Energie und Wegweisung für ihr Leben. Sie nehmen das ernst, was Bischof Dr. Overbeck in seinem Hirtenwort mit den drei genannten Dimensionen umreißt.

Um Ideen und um Erfahrungen von Inkulturation hier in Deutschland geht es in diesem Buch. Möge es dazu beitragen, Mut zu machen, als Kirche Gottes mitten in der Welt und für die Welt Schritte in die Zukunft zu gehen.

Weihbischof Ludger Schepers, Essen

14. Februar 2011

Die Rückkehr der Verantwortung

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