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KINDER ALS SOZIALKAPITAL, SINGLES ALS SCHMAROTZER
ОглавлениеWortführer der lauten katholischen Familienlobby reduzieren Kinder zum Sozialkapital und, je nach Bedarf, zur Lebensleistung oder Last, die eine größere finanzielle Kompensation verlange. Manche führen ihr Verdienst als Eltern, und sei es noch so bescheiden, ausdrücklich gegen die Demographiedienstversager ins Feld, welche die Familien „ausbeuteten“ und es sich gut gehen ließen. Da atmet man als derart ins Unrecht gesetzter Sozialschmarotzer erleichtert auf, wenn die F.A.Z. (12.4.14) titelt: „Deutsche Singles zahlen und zahlen“. Dass Singles auch reichlich an Familien oder gemeinwohldienliche Initiativen vererben, wird in den generationenübergreifenden Gerechtigkeits-Kalkulationen unterschlagen. Die Familisten-Forderungen nach immer mehr Geld vom Staat kommen einer faktischen finanziellen Vergesellschaftung von Kindern nahe – obwohl man eine staatliche „Lufthoheit über den Kinderbetten“ vehement zurückweist. Die katholische „Tagespost“ (2.5.2012) definierte Transfers zugunsten der Familie nicht mehr als Sozialleistung, sondern als „Honorar für eine erbrachte Leistung“. Sieht man es so, erscheint Erziehung bald nicht mehr als „Beschenkung mit Menschlichkeit“ (Johannes Paul II.) und „Schule der Unentgeltlichkeit“ (Benedikt XVI.). Sie wird zur Dienstleistung, die von Kindeserzeugern im Auftrag des Staates ausgeübt wird und eine entsprechende Bezahlung auslöst. Soll dies das christliche Familienbild sein? Hilfreicher wäre es, pragmatisch und flexibel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern.
Es sollte selbstverständlich sein, muss aber immer wieder gesagt werden: das Christentum ist weder eine Familienreligion noch ein Fruchtbarkeitskult. Es wurde gestiftet von einem kinderlosen Single und wird in der katholischen Konfession auch geleitet von kinderlosen Singles. Trifft das mal nicht zu, ist es meistens ein Skandal. Auch in manchen profanen Berufen gehörten Kinderlosigkeit und Ledigenstatus bis vor wenigen Jahrzehnten sogar zum guten Ton; die Betreffenden sollten sich ganz und gar ihren Schutzbefohlenen widmen können. Auch die allermeisten zur Ehre der Altäre erhobenen Heiligen waren kinderlos.