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JENSEITS MORALISCHER BEWERTUNG

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Sicherlich: Die Gefahr einer solchen Sicht der Gestaltung von Partnerschaft, ehelicher Liebe und christlicher Familien – gerade im binnentheologischen und innerkirchlichen Diskurs – ist, dass sie als moralische Bewertung missverstanden wird. Dann wird sie zum Verständnis einer eng umschriebenen Form von Intimität und familiärer Gemeinschaft als einzig wertvoller Lebensform der Liebe.

Aber es geht gerade nicht um solche Verurteilung, Herabsetzung, Diffamierung und Demütigung. Die im Bild von der christlichen Familie ausgedrückten Grundlagen unserer Beziehungskultur müssen das Geheimnis von partnerschaftlicher Liebe und vom Leben mit Kindern (Familie) von sich selbst her in ihrer tragenden und verbindenden Bedeutung zur Geltung bringen – über alle Konflikte und Reibereien zwischen den unterschiedlichen partnerschaftlichen und familiären Lebensformen hinweg. Weil es da überhaupt nicht um Diskriminierungen geht, nicht um ein Ausspielen zwischen Ehe und Lebenspartnerschaft, nicht um einen Kampf zwischen gemeinsamen Kindern, Patchworkfamilien, Adoptivbeziehungen usw.

Die Ehe zwischen Frau und Mann und die Familie mit ihren gemeinsamen Kindern wird auch in Zukunft der Kern familialer Lebensformen bleiben. Man muss kein Prophet sein, um das zu sagen. Zugleich ist aber eine Deklassierung anderer Lebensweisen ganz unnötig, ja unmenschlich und ungerecht. Es geht vielmehr um gelassene Ehrlichkeit, die Verschiedenheiten gelten lässt ohne alles gleichmachen zu müssen, um Offenheit in kluger und sachgerechter Abwägung der (auch natürlichen) Rechte von Kindern, Frauen und Männern und in Achtung vor dem Gebot Gottes.

Vielleicht lässt sich ein solches Verständnis christlicher Familien als Bewegung der ganzen Kirche beschreiben. Es wäre ein Verständnis, das den Gläubigen in einer zweiten Ehe Mut machen kann, sich einer neuen Zukunft in ihrem Leben zuzuwenden und sich nicht etwa auf die gescheiterten Beziehungen mit den damit verbundenen Schuldgefühlen, Beziehungsängsten und Erschütterungen von Selbstbewusstsein und Vertrauen zu fixieren. Ein Verständnis, das sie vielmehr in das gemeindliche Leben integriert bis hin zu den sakramentalen Vollzügen der Beichte und Eucharistie. Es wäre ein Verständnis, welches die unterschwellige Verachtung der gleichgeschlechtlichen Liebe, die auch in der offenen Gesellschaft als Versuchung nicht einfach verschwunden ist, überwinden hilft. Weil eine Verurteilung völlig unangemessen ist. Weil auch in ihr etwas jenseits dogmatischer, kirchenrechtlicher und liturgischer Hochform von der sakramentalen Würde menschlicher Liebe und Fruchtbarkeit Wirklichkeit wird.

Umgekehrt ist dieses Verständnis darauf angewiesen, dass sich Menschen in der Krise ihrer familiären Beziehungen, ja auch beim Zerbrechen ihrer Ehe unter das Wort Jesu stellen und ihr Gewissen auf die Verpflichtungen einer verantwortlichen Bewältigung dieser Erfahrungen hin befragen lassen. Es beinhaltet auch, dass die Betreffenden ihre gleichgeschlechtliche Partnerschaft gestalten, ohne Angst zu haben, dadurch diskriminiert zu werden, dass die Ehe zwischen verschiedengeschlechtlichen Partnern in der Kirche einen eigenen (sakramentalen) Sinn hat. Menschen, die ihre gleichgeschlechtliche Liebe zu leben vermögen, ohne dass sie das tiefe Geheimnis des gemeinsamen Kindes verschiedengeschlechtlicher Eltern in Atemlosigkeit bringt. So geht es um eine gemeinsame Glaubenspraxis, welche die Verschiedenartigkeit der Beziehungsformen achtet, indem sie die besondere Stellung der verschiedengeschlechtlichen Ehe, lebensgeschichtlicher Treue und des Mutes zur Familie sowie ihre Bedeutung für die Gesellschaft bewusst hält. Damit tatsächlich ein integrierter Lebenssinn für alle Beziehungsformen erfahrbar wird!

Lebendige Seelsorge 5/2015

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