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Konkretion des Ideals für Deutschland – Der „Katakombenpakt“ und die „Solidarwerke“

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Dr. Ludwig Schick ist Erzbischof von Bamberg und Vorsitzender der Kommission „Weltkirche“ der Deutschen Bischofskonferenz 15

Als jemand, der mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil groß geworden ist, erinnere ich mich in den Jahren des Konzilsjubiläums 2012–2015 an die Radioansprache des seligen Papstes Johannes XXIII., vier Wochen vor der Eröffnung des Konzils am 11. September 1962, die den Begriff „Kirche der Armen“ zu einem „Leitwort“ für die Zukunft machte. Ich erinnere mich an den „Katakombenpakt“ in den Domitilla-Katakomben Roms von 40 Bischöfen am 16. November 1965, denen sich dann weitere 500 anschlossen,16 und selbstverständlich auch an die Konzilstexte, die sich bezüglich Armut und des Einsatzes für die Armen an die ganze Kirche und speziell an die Bischöfe und Priester richten. Diese Texte sind alle nach wie vor maßgebend und harren der Umsetzung. Manche Kirchenkritiker wird diese Feststellung wieder zum Vorwurf verleiten: „Seit 50 Jahren wird von der ‚Armen Kirche und der Kirche für die Armen‘ gesprochen und immer noch ist nichts umgesetzt.“

Aber schon seit 2000 Jahren steht die Forderung nach der „Armen Kirche und Kirche für die Armen“ im Raum! Jesus Christus hat sie selbst erhoben und sie harrt immer der Umsetzung: „Selig die Armen, denn ihnen gehört das Himmelreich“ (vgl. Mt 5,3/Lk 6,20). „Kirche der Armen und Kirche für die Armen“ ist seit Jesus ein „Dauerbrenner“ und muss ein „roter Faden“ sein, an dem sich die Christen stets neu orientieren müssen, „ein Stachel im Fleisch“, der die Kirche immer wieder „anstachelt“, sich und ihr Tun zu überprüfen. Die Forderung nach „Armer Kirche und Kirche für die Armen“ gehört zu „Ecclesia semper reformanda“. Im Laufe der Kirchengeschichte war die Kirche immer wieder „Kirche der Armen und Kirche für die Armen“, weil sie sich dazu bekehrte oder dazu bekehrt wurde. So zeigte z. B. der Diakon Laurentius, der Kaiser Valerian die Schätze der Kirche ausliefern sollte, auf die Armen der Stadt Rom, die zur Christengemeinde gehörten, mit den Worten: „Das sind die Schätze der Kirche.“

Die Kirche wurde auch von außen zur Armut gezwungen und zur „Kirche der Armen“ gemacht, z. B. in den Vandalenstürmen am Ende der Römerzeit und in der Säkularisation 1802/1803, was ihr aber für ihre wesentlichen Aufgaben fast immer mehr genützt als geschadet hat. Es muss zu allen Zeiten Ziel der Christen sein, nach einem evangeliumsgemäßen Leben zu streben und so eine lebensdienliche Kirche zu bilden. Dafür sind Entschiedenheit und Anstrengung nötig. In dieser Weltzeit ist uns aufgetragen, uns immer wieder zur „Kirche der Armen und Kirche für die Armen“ zu bekehren. Endgültig wird dieses Ziel erst in der Ewigkeit erreicht.

Arme Kirche - Kirche für die Armen: ein Widerspruch?

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