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Entwicklungshilfe ist nicht Nothilfe

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Der Versuch, die offensichtliche Erfolglosigkeit des Hilfesystems zu überwinden, führt gelegentlich zu absurden Ergebnissen. Vor Jahren kam die Idee auf, das Wort „Entwicklungshilfe“ sei entwürdigend und solle daher nicht mehr verwendet, sondern durch „Entwicklungszusammenarbeit“ ersetzt werden. Der Vorschlag wurde anstandslos exekutiert, auch im kirchlichen Bereich. Dass „Hilfe“, einer der nobelsten Begriffe der Menschheitsgeschichte, nicht mehr sein durfte, sagt einiges über die Orientierungslosigkeit des Entwicklungshilfewesens.

Zu den Kardinalfehlern unserer Entwicklungspolitik gehört die Fixierung auf „mehr Geld“, die Vorstellung, mehr Geld führe zwangsläufig zu mehr Entwicklung. Als habe es nicht ein Übermaß an Beweisen dafür gegeben, dass mehr Geld Entwicklung nicht nur nicht vermehrt, sondern oft sogar behindert hat, etwa durch Minderung afrikanischer Eigenanstrengungen. Wahre Entwicklung ist nur, was jeder Mensch und jedes Volk selbst leistet, nicht das, was von außen kommt. Dennoch wird das unsinnige und schädliche Ziel, dass die Industriestaaten 0,7 Prozent ihres Sozialprodukts für Entwicklungshilfe geben sollen, noch immer politisch korrekt hochgehalten, als habe man nichts aus der Geschichte gelernt.

In Kirchenkreisen, auch in manchen Enzykliken, ist erstaunlich lange verkündet worden, wir müssten unseren Reichtum mit den Armen teilen, so als sei Unterentwicklung durch eine andere Güterverteilung zu regeln. Für Nothilfe mag das vorübergehend gelten, als Entwicklungshilfe ist es eine Katastrophe. Barmherzigkeit gehört zur Nothilfe, in der Entwicklungshilfe ist sie fehl am Platze. Von daher beantwortet sich auch die Frage von selbst, ob es nicht sinnvoll wäre, vatikanische und sonstige kirchliche Schätze zu verkaufen und das Geld an die Armen zu verteilen. Nicht eine andere Verteilung ist die Lösung des Problems, sondern mehr Eigenanstrengungen der Entwicklungsländer.

Bei der großen Erfahrung, die viele Missionare in jahrzehntelangem Afrika-Einsatz erworben haben, hat mich oft gewundert, warum sie ihrer kirchlichen Obrigkeit die entwicklungsfeindliche Barmherzigkeitsidee nicht ausgetrieben haben.

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