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Advent (III) –
Da kommt noch etwas auf uns zu

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Schwerter zu Pflugscharen! (Jes 2,1–5). Macht die erschlafften Hände wieder stark und die wankenden Knie fest! Sagt den Verzagten: Habt Mut, fürchtet euch nicht! (Jes 35,1–6). Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe (Röm 13,11).

Die biblischen Texte zum Advent sind voller umstürzlerischer Dynamik, voller Aufbruch, voller Visionen einer neuen, nahen Zukunft. Mal ehrlich: Warten wir auf Gott? Oder worauf warten wir? Auf einen neuen Frühling der Kirche? Oder haben wir unsere Erwartungen und Wünsche schon abgelegt, weggeräumt, abgestellt und aufgegeben?

Advent meint kein »so tun als ob«, und am Ende ist doch alles wie immer, wie in jedem Jahr. Sondern: Da kommt noch etwas auf uns zu, da ereignet sich etwas, da passiert noch etwas – und es lohnt sich zu warten, aufmerksam, gespannt, offen, frei …

Christen und Christinnen warten nicht auf irgendetwas, sondern auf »jemanden«, darauf, dass Gott spürbar wird, heilend, befreiend, belebend – ganz konkret. Warten heißt dann: Ich setze auf mehr als auf mich, mein Tun, mein Denken, meine Macht. Ich warte darauf, dass noch etwas kommt, was meinen Horizont weit übersteigt.

Und wie? Seit Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist, führt kein Weg zu Gott am Menschen vorbei. Advent übt den Perspektivenwechsel: Vom Haben-, Besitzen- und Gelten-Wollen zum Teilen, Loslassen, Annehmen; von der Gleichgültigkeit zur Achtsamkeit, von der Egozentrik zur Solidarität. Das sind keine frommen Utopien für Tagträumer. Wer die Perspektive wechselt, verändert die Machtverhältnisse. Mögen wir adventliche Menschen werden: frei, verletzlich, mutig, echt.

»Niemand besitzt Gott so, dass er nicht mehr auf ihn warten müsste. Und doch kann niemand auf Gott warten, der nicht wüsste, dass Gott schon längst auf ihn gewartet hat« (Dietrich Bonhoeffer).

Gabriela Grunden

Leben im Rhythmus des Kirchenjahres

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