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Christliche Zeit – von Christus erfüllt

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»Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding«, singt die Marschallin im Rosenkavalier. »Wenn man so hinlebt, ist sie rein gar nichts. Aber dann auf einmal, da spürt man nichts als sie: Sie ist um uns herum, sie ist auch in uns drinnen. … Und zwischen mir und dir da fließt sie wieder. Lautlos, wie eine Sanduhr.«

Das Christentum hat das Phänomen »Zeit« dreifach geprägt: Es hat zunächst von einer Mitte, von Christus her, eine Zeitlinie geschaffen. Dadurch sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbunden. Aus einer wie nichts dahinfließenden, verfließenden Zeit wird eine Linie vor und nach Christus. Dann ist für Christen die Zeit eine endliche, einmalige Frist ohne Wiederkehr und Wiederholung. Der Einzelne trägt ein für alle Mal die Verantwortung für seine Lebenszeit. Und schließlich wird im Glauben immer wieder die Erinnerung an ein »Ewiges Fest« wachgehalten. Dieses Fest ist das Ziel aller Zeit, und es umfängt unsere Zeit. Gedenken, Vergegenwärtigung und Erwartung, dieser Dreiklang durchzieht unser Kirchenjahr. Der Kirchenvater Origenes meinte, die Einsetzung einzelner Feiertage sei nur für die »Anfangenden«, die noch nicht fähig seien, das »Ewige Fest« zu feiern.

Was können wir uns wünschen? Dass wir die Zeit bestehen, die Zeichen der Zeit verstehen, dass unser Leben – immer wieder – zum Fest wird. Und wie? Indem Christus immer mehr unsere pulsierende Mitte wird. Da spürt man auf einmal nichts als IHN und seine geheimnisvolle Gegenwart. ER ist in uns drinnen. ER ist mitten unter uns. Sein GEIST fließt hin und her in jeder echten Begegnung. Die dahineilende Zeit wandelt sich zur erfüllten Zeit. Das Jahr wird zum Jahr des Heils.

Karl Kern SJ

Leben im Rhythmus des Kirchenjahres

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