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Kirche und Diaspora. Die Katholische Kirche in der DDR und das Zweite Vatikanische Konzil 18 Josef Pilvousek

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Die Brisanz des zu behandelnden Themas scheint mir sowohl durch die politischen und kirchlichen Entwicklungen Ende der 50er bis Mitte der 60er Jahre als auch durch die doppelte Diasporasituation (konfessionelle und gesellschaftliche) der Kirche in der DDR gegeben zu sein. Seit 1958 hatte der in Westberlin lebende Kardinal Döpfner keine Einreise mehr in die DDR erhalten. In Dr. Alfred Bengsch19 bekam er 1959 einen in Ostberlin ansässigen Weihbischof. Am 3. Juli 1961 wurde Döpfner Erzbischof von München. Die drei Jahre waren durch mannigfaltige staatliche Aktivitäten gekennzeichnet, die eine Spaltung der katholischen Kirche in der DDR und in Berlin zum Ziel hatten und deren „Gleichschaltung“ beabsichtigten. Am 13. August 1961 wurde mit dem Bau der Mauer die völlige Abriegelung der DDR begonnen. Für die Kirche bedeutete dies die Gefahr der Isolation. Wie würde sich der Staat gegenüber einer Teilnahme ostdeutscher Ordinarien am Konzil verhalten, das man bereits einen Monat nach seiner Ankündigung am 9. Februar 1959 als Plattform gegen „das sozialistische Weltsystem“20 bezeichnet hatte. Würde der Staat Reisegenehmigungen erteilen und womöglich Gegenleistungen erwarten? Durfte man damit rechnen, dass Beschlüsse des Konzils publiziert werden konnten? Welche Rezeptionsprozesse waren in einem „sozialistischen“ Staat möglich?

Die folgenden Ausführungen werden keine systematische Darstellung des Konzils und seiner Bedeutung für die DDR oder eine Gesamtgeschichte dieser Thematik sein können. Die Quellenlage ist äußerst kompliziert21; manche Archivalien werden erst in einigen Jahrzehnten zugänglich sein. Darüber hinaus legten die Teilnehmer aus der DDR, um die Mitarbeit am Konzilsgeschehen nicht zu gefährden, wenig Wert darauf, alle Einzelheiten für die Öffentlichkeit zu dokumentieren. Auch eine theologiegeschichtliche Gesamtdarstellung ist, trotz einiger wichtiger Vorarbeiten, noch nicht möglich. Dennoch erlaubt eine Zusammenschau aller bisher zugänglichen Quellen einen fragmentarischen Überblick. In meiner Darstellung wird es mir vor allem darum gehen, das Zweite Vatikanische Konzil historisch mit den Besonderheiten einer Kirche eines Ostblockstaates marginal zu erhellen. Dazu gehört auch über den Rahmen kirchenpolitischer und theologischer Erörterungen hinaus, Teilnehmer, ihre Funktionen und, soweit wie möglich, ihre Aufgaben darzustellen.

Die wechselseitige Rezeption zwischen Ortskirche und Universalkirche

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