Читать книгу Perspektiven auf den Lernort Berufsfachschule (E-Book) - Группа авторов - Страница 7

Die Rolle der Berufsfachschulen in der Berufsbildung und Kompetenzorientierung

Оглавление

Josef Widmer stellt eingangs seines Beitrags fest, dass aktuell die digitale Transformation, die Heterogenität der Lernenden sowie die Umsetzung der Handlungskompetenzorientierung die Schweizer Berufsbildung und ihre Akteure beständig vor neue Herausforderungen stellt. Dabei kommt den Berufsfachschulen als einem der drei Lernorte nach wie vor eine wichtige Rolle zu. Damit diese den aktuellen Herausforderungen gewachsen bleiben, muss die Aus- und Weiterbildung der Berufsfachschullehrpersonen entsprechend gestaltet werden. Im Bereich der digitalen Transformation haben die Berufsfachschulen aus Sicht des Bundes einen Kulturwandel im Sinne von Digital Leadership zu vollziehen; es braucht also ein Umdenken in Bezug auf pädagogische Ansätze und Lehrpläne, auf Management und Qualitätssicherung. Bezüglich der Heterogenität der Lernenden müssen Berufsfachschulen einerseits individuelle Stützungsmassnahmen ausserhalb des Unterrichts bereitstellen und anderseits muss im Unterricht sichergestellt werden, dass schwächere Lernende nicht abgehängt und gleichzeitig die stärkeren Lernenden angemessen gefördert werden. Des Weiteren bedarf es einer Verankerung der Handlungskompetenzorientierung in den Schulkulturen, der entsprechenden Aus- und Weiterbildung und der Praxisnähe der Lehrpersonen sowie der Entwicklung geeigneter Lehrmittel. Den Berufsfachschulen verspricht Widmer mehr Mitspracherecht durch deren Einbezug in nationale Gremien. Daneben zeigt er Gestaltungsmöglichkeiten für die Berufsfachschulen auf, und zwar als aktive Treiber und Gestalter der Lernortkooperation, als Kompetenzzentren des digitalen Lehrens und Lernens und als Impulsgeber für neue, innovative Ausbildungsmodelle.

Ausgehend von der Feststellung, dass die Ausrichtung von Bildungsprozessen auf den Erwerb von Kompetenzen in der Berufsbildung unumstritten ist und schon seit langer Zeit Geltung hat, stellt Franz Eberle verschiedene Facetten des Kompetenzbegriffs vor. In seiner Auseinandersetzung mit dem Kompetenzbegriff präferiert Eberle die Definition, wonach Kompetenzen erworbene Dispositionen sind, mit denen unterschiedliche Aufgaben und Lebenssituationen bewältigt werden können. Dazu gehören Wissen und kognitive Fähigkeiten ebenso wie Selbstregulation und sozial-kommunikative Fertigkeiten. Nach knappen Darlegungen zu den Kompetenzfacetten kognitiv/nicht-kognitiv und fachlich/überfachlich, zu Kompetenzmodellen sowie zu Kompetenzen und Interdisziplinarität folgt eine Auseinandersetzung mit dem Konstrukt der allgemeinen Studierfähigkeit. Dabei zeigt Eberle auf, dass allgemeine kognitive und nicht-kognitive Kompetenzen unabdingbare, aber nicht hinreichende Voraussetzungen für die Studierfähigkeit sind. Nötig sind zusätzlich studiengangspezifisches Fachwissen und Fachkönnen. Abschliessend stellt der Autor fest, dass die 4K fürs Lernen wichtig sind, allerdings nicht ausreichen – es braucht immer auch noch die Fachkompetenz.

Nach einer kurzen Darstellung der aktuellen kaufmännischen Grundbildung in der Schweiz beschreibt Nicole Ackermann in ihrem Betrag zunächst die relevanten Neuerungen der Reform «Kaufleute 2022». Zentrales Anliegen der Reform ist die Ausrichtung der Ausbildung an allen drei Lernorten auf die Förderung und Überprüfung der beruflichen Handlungskompetenzen. Damit soll etwas vollzogen werden, was in anderen Berufen schon seit Jahren gilt. Als zentrale Auswirkung der Reform für die kaufmännischen Berufsfachschulen stellt die Autorin vor dem Hintergrund einer knappen theoretischen Auseinandersetzung mit dem Konzept der Handlungskompetenzorientierung in der Ausbildung eine Verschiebung vom Wissenschaftsprinzip zum Situationsprinzip im Bildungsplan der Kaufleute fest. Des Weiteren wird das Verhältnis zwischen der Berufskunde und der Allgemeinbildung neu bestimmt. Im Schlussteil setzt sich Ackermann mit den Implikationen der Reform für die Lehrpersonenbildung auseinander. Sie stellt fest, dass die in der Ausbildung der Kaufleute bis anhin traditionelle Orientierung an herkömmlichen Fachdidaktiken durch die Konzeption einer kaufmännischen Berufsdidaktik ersetzt werden soll.

Perspektiven auf den Lernort Berufsfachschule (E-Book)

Подняться наверх