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Lehrerinnen und Lehrer in der Berufsbildung
ОглавлениеDie Anerkennung erworbener Kompetenzen ist in der beruflichen Grundbildung in der Schweiz mittlerweile bedeutend geworden, vor allem weil die Förderung des Zugangs von Erwachsenen zu Abschlüssen der Berufsbildung aus Sicht der Steuerungsbehörde bildungspolitische Priorität hat. Markus Maurer zeigt auf, dass heute auch in der Ausbildung von Lehrpersonen die Anerkennung von Bildungsleistungen an Bedeutung gewonnen hat. Dabei wird zwischen drei Formen der Anerkennung unterschieden: Anrechnung von Bildungsleistungen, Validation des Acquis de l’experience und Formation par l’emploi. Ähnlich wie im Bereich der Ausbildung der Lehrpersonen für die obligatorische Schulbildung haben sich in der Ausbildung der Lehrpersonen für die Berufsbildung ebenfalls unterschiedliche Formen der Anerkennung bereits erbrachter Leistungen etabliert. Dies sind die folgenden: Anerkennung mit Blick auf die Zulassung zur Ausbildung, Anerkennung zur individuellen Verkürzung der Ausbildungen und Anerkennung von Berufserfahrung als Lehrperson. Grundsätzlich begrüsst Maurer die Entwicklung solcher Validierungsverfahren, gleichzeitig wirft er ein, dass solche Verfahren besonders auf den Erwerb von Reflexionsfähigkeit und von Kompetenzen im Bereich des Unterrichtshandwerks achten sollten. Ansonsten droht den Berufsfachschullehrpersonen, dass ihr Status der Qualifikationen im Vergleich zu den Abschlüssen der Gymnasiallehrpersonen noch weiter sinkt.
Walter Mahler zeigt vor dem Hintergrund seiner langen Erfahrung in der Weiterbildung von Lehrpersonen in der Sekundarstufe II die Herausforderungen für Weiterbildungsinstitutionen auf und skizziert mögliche Entwicklungen in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen an Berufsfachschulen. Die aktuellen gesellschaftlichen und bildungspolitischen Herausforderungen erfordern von allen eine verstärkte Fokussierung auf lebenslanges Lernen. Die Ausbildung von Lehrpersonen in der beruflichen Bildung, wie immer sie ausgestaltet ist, muss daher stets mit systematischer ständiger Weiterbildung der Lehrpersonen, die über ein Berufsleben fünf- bis zehnmal länger dauert als ihre Ausbildung, ergänzt werden. Und diese Weiterbildung beginnt unmittelbar nach der Diplomübergabe. Als Herausforderungen für die Weiterbildungsinstitutionen erachtet Mahler die Bereitstellung eines Bildungsangebots, das sowohl dem Bedarf des Bildungssystems wie auch den Bedürfnissen der Lehrpersonen gerecht wird, sowie den zunehmenden Spardruck und das unklare Verhältnis zwischen Bund und Kantonen.
In seiner theoretischen Auseinandersetzung zur glaubwürdigen Lehrperson zeigt Martin Berger auf, dass Lehrpersonen nicht aufgrund ihrer Berufsrolle Glaubwürdigkeit gegenüber ihren Lernenden erlangen. Dies hat nicht so sehr mit der Erosion der Reputation des Lehrberufs zu tun, denn die Autorität und mithin die Glaubwürdigkeit der Lehrperson hängt viel stärker von der personalen Performanz innerhalb der Berufsrolle ab. Es sind die über längere Zeit im Unterricht und im sonstigen Umgang mit den Lernenden gezeigten Tugenden und Fähigkeiten einer Lehrperson, die für ihre Glaubwürdigkeit entscheidend sind. Nebst den unterrichtlichen Kompetenzen gehören Aspekte der Lehrerinnen- und Lehrerpersönlichkeit, der Haltung gegenüber den Lernenden und der Beziehung zu ihnen. Neben diesen Kompetenzen spielen Vertrauenswürdigkeit und Fürsorge eine bedeutende Rolle. Abschliessend hält Berger fest: Relevante Fächer machen Lehrpersonen nicht glaubwürdig, vielmehr machen glaubwürdige Lehrpersonen Fächer relevant.
Der Beitrag von Michael Prusse ist der fachdidaktischen Ausbildung im Fach Englisch für Berufsmaturitätslehrpersonen an der PH Zürich gewidmet. Zunächst werden knapp die Entstehung des Studiengangs innerhalb der Abteilung Sekundarstufe II/Berufsbildung an der PHZH und etwas ausführlicher die Lehrgänge der Berufsmaturität im schweizerischen Berufsbildungssystem vorgestellt. Danach folgt die Darstellung der beiden Fachdidaktikmodule. Der zweite Teil des Beitrags stellt die Ergebnisse einer qualitativen Erhebung zur fachdidaktischen Ausbildung vor. Auf der Basis von Interviews mit Studiengangabsolventinnen stellt Prusse fest, dass die Ausbildungseinheiten die Studierenden relativ gut auf ihre Unterrichtstätigkeit vorbereiteten. Und obwohl gewisse Aspekte bei der Ausbildung kritisch überdacht werden müssen, ist ein berufsmaturitätsspezifischer Studiengang sinnvoll.