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I Karla Weigand – À Bientôt! – Ein eher persönliches Vorwort

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Ein, zwei Mal pro Jahr (ausgenommen während der verdammten Corona-Pandemie), wenn Jörg und ich uns aus dem sonnigen Breisgau in den wunderschönen Norden in Richtung unserer nordfriesischen Trauminsel Föhr aufmachen, freuen wir uns immer ganz besonders auf eine mehrtägige Reiseunterbrechung in Düsseldorf. Dort wohnen nämlich zwei ganz besondere Menschen, die wir glücklicherweise seit Langem zu unseren guten Freunden zählen dürfen: Monika Niehaus-Osterloh und ihr Mann Jan Osterloh.

Jeder Besuch bei den beiden fühlt sich jeweils an wie ein Nachhausekommen; ganz entspannt, irgendwie selbstverständlich und vor allem sehr herzlich.

Liebe Monika, heute geht es um dich, denn am 5. September feierst du deinen 70. Geburtstag! Dein Lebensweg hat in Hinsbeck am Niederrhein begonnen und schon deine Taufe war ein bisschen ungewöhnlich. Immerhin war dein Pate kein Geringerer als Josef Beuys! (Wer kann schon mit so einem Taufpaten aufwarten?) Der Künstler war mit deinem Vater, einem Arzt, befreundet und lebte zeitweise wegen des gemeinsamen Interesses an Rudolf Steiner im Haus deiner Großmutter Elisabeth. Als ganz kleines Kind hast du dann in Unkel am Rhein gewohnt, einer Stadt, die mir bisher nur als letzter Wohnort von Exkanzler Willy Brandt ein Begriff gewesen ist.

Nach der Grundschule auf dem Land, in Birkesdorf, besuchtest du das von Nonnen geführte Gymnasium »Unserer Lieben Frau« in Bonn. Das verbindet uns schon mal, liebe Monika. Bei mir war’s das Gymnasium »Unserer Lieben Frau am Anger« in München. Wir sind sozusagen beide »kloster-« bzw. »kirchengeschädigt« …

Gemeinsam ist uns ein Elternhaus mit vielen Büchern, die auch gelesen wurden und nicht nur die Regale füllten. Dass wir das mit Begeisterung in unser späteres Leben übernommen haben, sieht man in unseren Häusern: Überall Bücher, Bücher, Bücher! Die euren habt ihr noch gesichert mittels einer zähnefletschenden Hyäne … Irgendwann könnte mal eure (oder unsere) »Hütte« unter der horrenden Papierlast zusammenkrachen – was soll’s?

Dass du nach dem Abitur 1969 in der Kunstakademie bei Beuys angenommen wurdest, hat mir Jan verraten. Ich habe übrigens ein Bild von dir über meinem Bett hängen, das ich oft mit Vergnügen betrachte … Zweifellos hast du das zeichnerische Talent von deiner Mutter, einer Modezeichnerin und Malerin, geerbt …

Im Zweitfach hast du Biologie belegt – (dank guter Zensuren gab’s ein Stipendium der Cusanus-Stiftung) – und bist dann dabei hängen geblieben. Was, nebenbei bemerkt, Jörg und ich sehr begrüßen! Sooft eine Frage bezüglich irgendeines »Viechs« auftaucht, benutzt einer von uns die bereits stereotype Redewendung »Frag’ doch mal die Monika!« Von deinem Wissensschatz zu zehren ist sehr praktisch und auch viel effektiver, als irgendwelche Schwarten zu wälzen oder Wikipedia-Einträge zu Rate zu ziehen!

In der Bretagne hast du dann deinen späteren lieben Mann Jan, einen Diplombiologen, kennen- und beim Jakobsmuschelessen und beim Skatspielen (wo du immer gewonnen hast!) auch lieben gelernt. Daher rührt wohl deine (und eure) bis heute andauernde Frankophilie. Etwas, das dich auch mit Jörg verbindet, der Jahre seines Studiums in Paris verbracht hat. Auch ich mag Frankreich, die Franzosen und ihre Lebensart sehr gerne. Leider beherrsche ich ihre wunderschöne Sprache nur noch arg rudimentär …

1974 war ein besonderes Jahr für dich: Du bist nicht nur mit Jan zusammengezogen, du hast auch deine Diplomarbeit über »die Konstruktion der Antennen des Kleinen Fuchses« geschrieben. Die zarten Flattertierchen haben dich anscheinend nicht mehr losgelassen und so hast du im Jahr 1979 mit einer Dissertation über »Das Flugverhalten und die Aerodynamik von Schmetterlingen im Windkanal« auch noch den Doktortitel erworben. Chapeau!

Vier Jahre später, 1983, haben Jan, der als Gymnasiallehrer arbeitete, und du geheiratet. Ihr bekamt im Lauf der Jahre zwei großartige Söhne (und inzwischen zwei ganz zauberhafte Schwiegertöchter) sowie vier wunderbare Enkelkinder.

Neben zig Beiträgen in Fachzeitschriften hast du auch jede Menge populärwissenschaftliche Artikel über interessante Phänomene in der Tier- und Pflanzenwelt sowie ganze Serien für den Hörfunk zu medizinischen, ökologischen und sonstigen Problemen aus der Naturwissenschaft verfasst. 1991 hast du mit zwei Koautoren das Fachbuch »Bunte Terrarienwelt: Amphibien und Reptilien« geschrieben. Erwähnen muss ich noch deine fruchtbare Zusammenarbeit mit Udo Pollmer. Dazu kamen noch zahlreiche Fachkompendien für das Fernstudium naturwissenschaftlicher, vor allem biologischer Fachbereiche.

Der Erste, der deine schriftstellerisch-belletristische Begabung erkannt hat, war dein Institutsdirektor, der Neurobiologe Professor Dr. Gerd Schneider. So hast du dich 1983 auch am Kurzgeschichtenwettbewerb des Bastei-Verlages beteiligt. Da wurde nämlich der »Robert-Sheckley-Preis« ausgeschrieben und du, als Anfängerin, hast gleich den 2. Preis für deine Erzählung »Heimweh nach Tau Ceti« gewonnen. Gratulation nachträglich!

Du merkst, liebe Monika, ich habe Jan ordentlich ausgequetscht, um etwas über deine Vergangenheit herauszubekommen. Kennengelernt habe ich dich ja erst viele Jahre später.

Stets in Erinnerung werden mir die obligaten spannenden Zoobesuche mit dir und Jan bleiben (die meisten im Krefelder Zoo, weil Jan dort jahrelang Schulklassen als Zoopädagoge unterrichtet hat), aber auch in verschiedenen anderen Tierparks. Ich kann es kaum erwarten, dass wir diesen schönen Brauch bald wieder aufleben lassen können. Irgendwann ist hoffentlich auch die abscheulichste Pandemie zu Ende.

Unvergesslich die bizarren »Aufführungen« von Schimpansenmännchen »Charlie« im Krefelder Zoo! Ab 1991 warst du oft dort, weil Jan ja Lehrer in der dortigen Zooschule gewesen ist. Charlie, der Dussel, konnte dich absolut nicht leiden, womit er meines Erachtens bewies, wie komisch er gestrickt war. Man muss dich doch einfach mögen, oder? Kaum bekam der Bursche dich zu Gesicht, fing er an, wie verrückt zu kreischen und wie ein Irrer gegen die gläserne Trennwand zum Zuschauerraum zu springen! Was er wohl mit dir gemacht hätte, wenn er dich tatsächlich erwischt hätte? Gut, dass wir’s nicht rausgefunden haben …

In den letzten Jahren war er allerdings abgeklärt (oder altersmüde?) und ließ das »Affentheater« bleiben. Du hast Charlie immerhin in einem Zookrimi verewigt … Jedenfalls hat er das schreckliche Ende, das ihm und etlichen anderen »Kollegen« letztendlich beschieden war (Brand im Affenhaus), nicht verdient.

Ein anderes Erlebnis, wenn ich mich richtig erinnere im Zoo von Wuppertal, war auch sehr speziell und sagt zudem eine Menge über dich aus. Wir vier spazierten ganz entspannt dahin (Jörg hatte gerade Bekanntschaft mit einem überraschend zutraulichen Pfauenhahn gemacht); ich marschierte hinter euch dreien her, als mir urplötzlich ein ziemlich großer Gegenstand vor die Füße knallte, dem ich grade noch ausweichen konnte. Im nächsten Moment sah ich, wie du auf einmal davongerannt bist, als wäre ein Schwarm Hornissen hinter dir her! Unsere Männer, perplex wie ich, blieben auch verdattert stehen und schauten dir hinterher. Was, in drei Teufels Namen, war denn auf einmal los? Ich hätte übrigens nicht gedacht, dass du so schnell rennen kannst …

Inzwischen hatte ich den ominösen Gegenstand als deine ziemlich umfangreiche und schwere Umhängetasche identifiziert, bückte mich danach und hob sie auf. Ich war mir sicher, dass du das gute Stück nicht für immer loswerden wolltest …

Aber was sollte die ganze Aktion? Alles spielte sich in Sekundenschnelle ab und im nächsten Moment wussten wir Bescheid: Du hattest neben dem Weg ein Streifenhörnchen entdeckt, welches mit einer höchst seltsamen »Kopfbedeckung« auf der Flucht war! Das arme Tier hatte sein Köpfchen in ein im Gras liegendes, von dummen Menschen achtlos weggeworfenes Glasfläschchen gesteckt und war nicht mehr imstande, das schreckliche Ding loszuwerden, weil sein Kopf drin stecken blieb. In Panik schoss das Hörnchen kreuz und quer über den Weg und wäre zweifellos erstickt oder verhungert.

Das hattest du richtig erkannt, hast »Ballast« abgeworfen und bist hinterher gesaust, um das neugierige Streifenhörnchen einzufangen, um es von seinem »Taucherhelm« zu befreien und so vor dem sicheren Tod zu bewahren. Eine ebenso großartige wie spektakuläre Aktion!

Als ich dir nach erfolgreicher Befreiung deine Tasche wieder aushändigte, hast du ganz erstaunt dreingeschaut; du hattest überhaupt nicht registriert, dass du sie weggeschmissen hattest. Da war der kleine Nager, glücklich befreit, längst wieder in einem Gebüsch verschwunden.

Dass du und Jan große Tierliebhaber seid, sieht man auch daran, wie ihr mit euren Katzen umgeht! Egal, ob es sich um eine sehr »spezielle«, kapriziöse Mieze handelt, wie es etwa »Kätzchen« gewesen ist, die ebenfalls dir ihr Leben verdankte, oder ob es, wie derzeit, »Don Camillo« und »Peppone« sind, auch zwei ganz besondere »Früchtchen«… Wir lieben Katzen genauso wie ihr und trauern mit euch, falls eines der Samtpfötchen mal wieder den Weg alles Irdischen gegangen ist.

Was man besonders an dir schätzen muss, ist dein »savoir vivre«, liebe Monika, deine Vorliebe für gutes Essen und Trinken und fürs Kochen! Letztere Leidenschaft teilst du ganz besonders mit Jörg. Außer in meinem Küchenschrank kenne ich niemand in unserem Bekanntenkreis, der solche Mengen und vor allem so eine Auswahl sowohl an einheimischen wie an exotischen Gewürzen hat!

Die Besuche mit dir auf dem wunderschönen Düsseldorfer Markt und die Einkäufe, die wir dort tätigen, werden mir immer im Gedächtnis bleiben! Ich selbst bin ja nicht so die geniale Köchin. Aber, was du, meine Liebe, und Jörg dann jeweils für Köstlichkeiten auf den Tisch bringen, kann sich regelmäßig »von« schreiben. Ich bin eher so der akribische Gemüseputzer, Rüben- und Kartoffel- oder Spargelschäler, »Ausklauber« und Kleinschnippler. Ich habe auch, wie du, keine Scheu, Fleisch bratfertig herzurichten und Geflügel auszunehmen (uns graust’s vor gar nix, gelle? Oder, wie du zu sagen pflegst: »Mir sin’ vor nix fies!«).

Was ich auch ganz besonders an dir schätze, ist dein Gespür, wann es Zeit ist, das passende Getränk zu offerieren! So wird jede Mahlzeit bei euch zu einem (auf neudeutsch) »Event«.

Liebe Monika, ich weiß, dass ich immer mit dir reden kann (mit Jan natürlich auch). Aber manches bespricht sich halt leichter mit einer Frau. Jede Diskussion im Hause Niehaus-Osterloh macht großen Spaß und ist ein Gewinn; egal, ob es was Politisches oder Medizinisch-Naturwissenschaftliches ist, ob es sich um Philosophie, Soziologie, Literatur oder sonst etwas »Kluges« handelt.

Genauso kann man mit dir (euch) wunderbar »blödeln« und jede Menge Spaß haben. Deine Art von schrägem Humor und gerade die oft treffend bissigen Kommentare kommen meinem sehr ähnlich gestrickten Naturell sehr entgegen: Was gibt’s Schöneres, als hin und wieder mal so richtig über jemanden zu lästern?

Weder du noch Jan haben irgendwelche ideologischen Scheuklappen – eine Wohltat gerade hier und jetzt, wo alle so tun, als wären sie komplett frei im Denken. (Und am Ende kommt dann so was Jämmerliches wie die »Querdenken-Kacke« heraus …) Du, liebe Monika, bist grundsätzlich offen für alles, denkst liberal und bist auf keinen Fall ideologisch-religiös vorgeprägt, sprich verbildet oder verdorben – trotz der »Nonnenschule« …

Um es kurz zu machen: Gerade dich zur Freundin zu haben, macht mich sehr glücklich. Das Allerwichtigste zu deinem Geburtstag (auch wenn’s banal klingt): Bleib’ gesund, achte auf dich, übertreib’ nichts, damit es die nächsten dreißig Jahre noch so bleibt und vor allem: Mach’ mit der Schreiberei so weiter wie bisher und sei weiter produktiv. Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Band mit »Donnas Kaschemmen-Geschichten« – ein kleiner Geniestreich, wenn du mich fragst!

Und nicht zu vergessen, wenn wir wieder mal was wissen wollen, sei es über Tiere oder irgendwelche körperlichen Malaisen (du kennst dich ja auch in Medizin sehr gut aus!), dann sei so gut und hilf’ uns wie bisher auf die Sprünge. (Du weißt ja: »Frag’ doch mal die Monika!«).

Noch ein weiterer Wunsch an dich: Überrede Jan und lasst euch endlich mal wieder in Grunern sehen! Corona wird ja wohl nicht ewig dauern! Ihr seid jederzeit herzlich willkommen. Das obere Stockwerk steht zu eurer Verfügung, so lange ihr wollt. Ausflüge nach Frankreich oder in die Schweiz sind hoffentlich auch bald kein Problem mehr.

Und dass ich (wir) mich (uns) darauf freue(n), mit dir, meine Liebe, wieder in der Düsseldorfer Altstadt in Buchläden oder Antiquariaten zu stöbern, über den Markt zu flanieren und in einem der zahlreichen tollen Wirtshäuser in der Düsseldorfer Altstadt einzukehren, muss ich nicht extra betonen, oder?

À bientôt, ma Chère!

Deine Karla

DIE AUTORIN AM RANDE DES UNIVERSUMS

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