Читать книгу Wörterbuch der Soziologie - Группа авторов - Страница 9

Оглавление

[75]C

Charisma

Mit dem Begriff »Charisma« (engl. charisma), der sich aus dem griechischen Wort für Gnadengabe herleitet und den M. Weber unter Rückgriff auf den Kirchenrechtler R. Sohm in die Soziologie eingeführt hat, wird eine außeralltägliche Eigenschaft bezeichnet, die einer Person durch andere zugeschrieben wird und als Legitimationsgrundlage eines spezifischen Herrschaftsverhältnisses dient, der charismatischen Herrschaft. Sie beruht wesentlich auf dem Glauben an den außeralltäglichen Charakter der Herrschaftsinhaber (Bewährung), mit dem Schwinden dieses Glaubens verliert sie ihren Anspruch auf Gehorsam.

Beispiele für diesen Typus sind religiöse Bewegungen wie das Urchristentum, ebenso wie die totalitären Führerdiktaturen des 20. Jahrhunderts. Häufig entsteht Charisma in Krisensituationen aus Formen der Selbststigmatisierung (W. Lipp). Charismatische Herrschaft unterliegt regelmäßig einer Veralltäglichung, durch die sie in entweder traditionale oder legal-bürokratische Herrschaft übergeht, also auf Dauer institutionalisiert wird. Da sie Werte und Ordnungen radikal umzugestalten vermag, ist sie ein wichtiger Faktor in der soziologischen Erklärung kulturellen und gesellschaftlichen Wandels und hat daher ihren festen Ort in Theorien politischer Umwälzungen.

Literatur

Breuer, Stefan, 1994: Bürokratie und Charisma, Darmstadt. – Kaesler, Dirk, 1977: Revolution und Veralltäglichung, München. – Lindholm, Charles, 1990: Charisma, Oxford. – Lipp, Wolfgang, 2010: Stigma und Charisma, 2. Aufl., Würzburg. – Weber, Max, 1976: Wirtschaft und Gesellschaft, 5. Aufl., Tübingen.

Dirk Kaesler/Matthias Koenig

Clique

Der Begriff Clique (engl. clique) stammt aus der Kleingruppenforschung. Verwendet wird er in der Jugend- und Organisationsforschung und aktuell insbesondere in der Netzwerkforschung.

In der Jugendforschung wird darunter eine besondere Gesellungsform von Peers verstanden. Neben einer (relativ) festen Mitgliedschaft und einer hohen Kontakthäufigkeit weist eine Clique ein gesteigertes Zusammengehörigkeitsgefühl auf, das vielfach durch einen besonderen Kleidungsstil kommuniziert wird.

In der Organisationsforschung reicht die Verwendung von Clique bis zur berühmten Hawthorne-Studie zurück. Synonym zum Konzept der informellen Gruppe wird damit eine Subgruppe bezeichnet, deren Mitglieder auf einer freundschaftlichen Ebene häufig miteinander interagieren, ein gemeinsames Normensystem besitzen und sich von den anderen Organisationsmitgliedern abgrenzen.

In der Netzwerkforschung wird Clique als eine Teileinheit von Personen innerhalb eines Netzwerkes aufgefasst, in der jedes Mitglied für jedes andere direkt erreichbar ist. Eine Clique umfasst mindestens drei Personen, die durch enge Beziehungen direkt miteinander verknüpft sind.

Literatur

Roethlisberger, Fritz J. et al., 1964: Management and the Worker, Cambridge. – Trappmann, Mark et al., 2005: Strukturanalyse sozialer Netzwerke. Konzepte, Modelle, Methoden, Wiesbaden. – Whyte, William Foote, 1996: Die Street Corner Society. Die Sozialstruktur eines Italienerviertels, Berlin (1949).

Karl Lenz

Wörterbuch der Soziologie

Подняться наверх