Читать книгу Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter - Группа авторов - Страница 34
3.3.2 Stereotypien und zwangsartige Verhaltensweisen
ОглавлениеDie vielleicht markanteste Eigenschaft hochfunktionaler Autisten ist das extreme Bedürfnis nach erwartungsgemäßen Tagesabläufen und Verhaltensroutinen. Jeder Tag beginnt und endet mit bestimmten Ritualen, das Aufstehen am Morgen, Waschen und Ankleiden folgt bestimmten und genau festgelegten Reihenfolgen und auch der Tagesablauf ist streng definierten Abläufen unterworfen. Auch die Arbeitsabläufe sind oft stereotyp auf die immer gleiche Art und Weise organisiert und ebenso endet der Tag häufig nach einem streng reglementierten Ritual. Werden diese Stereotypien und Rituale von außen gestört, führt dies bei den Betroffenen zu extremen Überforderungsgefühlen, Anspannung und Frustrationen, die sich nicht selten in Form von Wutausbrüchen Luft machen. Gerade diese Rituale und die damit verbundenen Wutausbrüche sind oft Gegenstand intensiver zwischenmenschlicher Konflikte sowohl am Arbeitsplatz als auch im privaten Rahmen, da die nicht-betroffenen Menschen nicht nachvollziehen können, wieso ihre Partner oder Kollegen so unflexibel sind und sich anscheinend wegen irgendwelcher Kleinigkeiten so stark aufregen können. Auch wenn diese Symptomatik gelegentlich an Zwangsstörungen erinnern kann, so fehlt doch die typische Angst-Zwangs-Dynamik der primären Zwangsstörung, d.h. mit den zwangsähnlichen Routinen und Stereotypien werden nicht wie bei klassischen Zwangshandlungen irrationale Ängste abgewehrt und sie werden dementsprechend auch nicht als Ich-dyston erlebt wie bei der klassischen Zwangsstörung. Stereotypien und Routinen finden sich bei Betroffenen nicht selten auch im Zusammenhang mit dem Essverhalten und was das eigene Gewichtsideal anbelangt, weshalb gelegentlich auch atypische Essstörungen bei Menschen mit Asperger-Syndrom diagnostiziert werden (Nickel et al. 2019).