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Propofol (z. B. Disoprivan ®) Charakterisierung

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Durch Bindung an die α-Untereinheit des GABAA-Rezeptors moduliert Propofol den Chloridionenkanal des postsynaptischen Neurons. Die induzierte Hyperpolarisation resultiert in einer verminderten Erregbarkeit des Neurons. Propofol inhibiert zudem den exzitatorischen Neurotransmitter Glutamat sowie den Natriumkanal-abhängigen Einstrom von Natrium in die Zelle.

Propofol ist ein schnell und kurz wirksames Hypnotikum.

Propofol besitzt keine analgetische Wirkung.

Die Wirkung tritt nach ca. 30–40 Sekunden ein.

Die Wirkdauer beträgt 4–8 Minuten.

Nach intravenöser Gabe verteilt sich Propofol sehr schnell in das Gewebe. Der Blutspiegel nimmt somit initial mit einer Halbwertszeit von ca. 2 Minuten sehr rasch ab (Alpha-Phase). Die anschließende Eliminationsphase (Beta-Phase) dauert länger mit einer Halbwertszeit von ca. 30–60 Minuten.

Propofol wird in der Leber metabolisiert. Die inaktiven Metaboliten werden überwiegend renal eliminiert.

Die Plasmaproteinbindung beträgt ca. 98 %.


Bei einer kontinuierlichen Anwendung von mehreren Stunden bis Tagen auf der Intensivstation kann Propofol kumulieren. Die sogenannte „Kontext-sensitive Halbwertszeit“ – d. h. die Zeit, in der die Plasmakonzentration nach Beendigung einer kontinuierlichen Infusion auf die Hälfte abfällt – ist für Propofol aber wesentlich günstiger als für Midazolam. Nach achtstündiger Infusionsdauer beträgt sie für Propofol 40 min., für Midazolam 80 min.

Propofol eignet sich zur Sedierung des wachen Patienten bei diagnostischen Eingriffen, z. B. für eine Endoskopie. Es werden repetitiv Boli von 10 bis 20 mg appliziert. Trotz der geringen Dosierung besteht immer die Gefahr einer mehrminütigen Apnoe (Monitorüberwachung!).

Das Propofol-Infusionssyndrom (PRIS) ist eine sehr seltene, jedoch lebensbedrohliche Komplikation. Es tritt vor allem bei längerer Anwendung (> 7 Tage) und hohen Dosierungen (> 4 mg/ kg KG/h) auf. Klinische Symptome sind Herzinsuffizienz, Herzrhythmusstörungen, Lactatazidose, Hepatomegalie, lipämisches Plasma, erhöhte Kreatinkinase im Serum, Rhabdomyolyse, Myoglobinämie, Myoglobinurie, Niereninsuffizienz und Fieber. Als Sofortmaßnahmen gelten das Absetzen von Propofol sowie die Umstellung auf ein alternatives Hypnotikum (z. B. Midazolam). Neben der symptomatischen Therapie kann der metabolischen Entgleisung mittels Hämodialyse bzw. Hämofiltration entgegengewirkt werden.

Propofol induziert eine negativ inotrope Wirkung und Vasodilatation. Die Folgen (Blutdruckabfall sowie eine Abnahme des Herzzeitvolumens) sind insbesondere bei geriatrischen sowie bei kardiovaskulär erkrankten Patienten zu beachten.

Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit handelt es sich bei der Propofol-Injektionslösung um eine Öl-in-Wasser-Emulsion. Das darin enthaltene Sojaöl muss kalorisch berücksichtigt werden. 1 ml der Propofol-haltigen Emulsion enthält 0,1 g Fett. Bei kontinuierlicher Lipidinfusion im Rahmen der parenteralen Ernährung und gleichzeitiger Propofolgabe können daher Hypertriglyceridämien auftreten.

Da die Propofol-haltige Lösung eine Lipidkomponente enthält, ist sie besonders für mikrobielle Kontaminationen gefährdet. Eine strenge aseptische Handhabung ist deshalb unbedingt erforderlich! Das Infusionssystem sollte nach spätestens 12 Stunden gewechselt werden. Aufgrund der Lipidtropfengröße darf kein Bakterienfilter verwendet werden.


Propofol wird meist von den Patienten als ein angenehmes Anästhetikum während der Einschlaf- und Aufwachphase empfunden. Während der Aufwachphase sind leichter Überhang sowie in seltenen Fällen Euphorie zu beobachten. Postoperative Übelkeit und Erbrechen treten seltener im Vergleich zu alternativen Anästhetika/Hypnotika auf.

Pharmakotherapie in der Intensivmedizin

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