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Dexmedetomidin (z. B. Dexdor) Charakterisierung
ОглавлениеDexmedetomidin ist ein selektiver α2-Rezeptor-Agonist und wirkt sympatholytisch. Es reduziert die Freisetzung von Noradrenalin in den sympathischen Nervenendigungen.
Die sedierende Wirkung wird durch eine verminderte Aktivität im Locus coeruleus, dem vorherrschenden noradrenergen Nucleus im Hirnstamm, vermittelt.
Dexmedetomidin besitzt eine 8-mal höhere Selektivität für α2-Rezeptoren als Clonidin.
Dexmedetomidin hat eine kürzere Bindungszeit am α2-Rezeptor als Clonidin und ist daher besser steuerbar.
In niedriger Dosierung überwiegt die zentral dämpfende Wirkung mit konsekutiver Hypotonie und Bradykardie, in höherer Dosierung kommt es α1-Rezeptor-vermittelt zu einer peripheren vasokonstriktorischen Wirkung und Hypertonie, die Bradykardie besteht weiter.
Die Metabolisierung erfolgt weitgehend hepatisch über Glucuronidierung, Methylierung und Cytochrom P-450-katalysierte Oxidation. Die Metabolite haben keine relevante pharmakologische Aktivität. Die Metabolite werden zu 95 % renal ausgeschieden.
Die terminale Eliminationshalbwertszeit beträgt etwa 1,9 bis 2,5 Stunden.
α2-Rezeptor-vermittelt wirkt Dexmedetomidin auch koanalgetisch.
Dexmedetomidin wirkt nicht antikonvulsiv.
Dexmedetomidin zeigt keine ausgeprägte atemdepressive Wirkung.
Seit September 2011 ist Dexmedetomidin in Deutschland zugelassen.
Dexmedetomidin darf bei Patienten mit bradykarde den Herzrhythmusstörungen und unbehandelter Hypotonie nicht verabreicht werden. Bei akuten zerebrovaskulären Ereignissen ist Dexmedetomidin kontraindiziert, da es durch die vasokonstriktorische Wirkung zu einer Verminderung der zerebralen Durchblutung kommen kann. Die vasokonstriktorische Wirkung kann sich auch ungünstig bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung auswirken. Die blutdrucksenkende Wirkung kann bei vorbestehender schwerer ventrikulärer Dysfunktion die Symptome einer Herzinsuffizienz verstärken.
Dexmedetomidin sollte nicht bei Patienten mit Disposition für eine maligne Hyperthermie angewendet werden, da die Unbedenklichkeit nicht sicher ist.
Auf eine Bolusapplikation von Dexmedetomidin sollte verzichtet werden, da es durch die hohe Dosierung zu einer peripheren Vasokonstriktion und Hypertonie kommen kann.
Eine Sedierung mit Dexmedetomidin soll dem natürlichen Schlaf ähneln. In der klinischen Praxis muss sich zeigen, ob das Auftreten eines Delirs unter Dexmedetomidin seltener ist als unter einer Behandlung mit anderen Sedativa und wie die Patienten eine Sedierung mit diesem Medikament subjektiv erleben (Dexmedetomidin bewirkt keine sichere Amnesie).
Dexmedetomidin kann im Rahmen des Weanings von der Beatmung zeitlich begrenzt eingesetzt werden, wenn nur noch eine leichte Sedierung zur Tubustoleranz gewünscht wird und der Patient erweckbar sein soll. Zu diesem Zweck kommt Dexmedetomidin vor allem im Weaning-Prozess ohne Kombination mit anderen Sedativa zum Einsatz. Die Verabreichung ist meist auf wenige Tage beschränkt. Die geringe Kumulationsneigung wirkt sich dabei günstig aus.
Die Zeitdauer einer kontinuierlichen Propofolinfusion, die häufig zu Beginn einer Sedierungstherapie bei beatmeten Patienten gewählt wird, kann durch den Einsatz von Dexmedetomidin begrenzt werden.
Das Benzodiazepin Lormetazepam wird für die gleiche Indikation eingesetzt. Bradykardie und Hypotonie treten unter einer Therapie mit Lormetazepam weniger ausgeprägt auf, allerdings besitzt Lormetazepam keine koanalgetischen Eigenschaften.