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Interaktionen
ОглавлениеWesentliche Interaktionen mit anderen Arzneimitteln bestehen nicht.
Exkurs: maligne Hyperthermie
Bei der malignen Hyperthermie handelt es sich um eine seltene hereditäre Myopathie, die im Alltag zu keiner Beeinträchtigung führt. Die Patienten weisen funktionale Veränderungen der Calciumkanäle im sarko-plasmatischen Retikulum auf. Die Verabreichung von volatilen Anästhetika oder Succinylcholin triggert im Skelettmuskel eine starke Zunahme des intrazellulären Calciums, die zu starken Kontraktionen führt. Es kommt zu einer lebensbedrohlichen Steigerung des Stoffwechsels, die schließlich zum Zelluntergang führen kann. Die dramatische Zunahme der endtidalen CO2-Konzentration ist ein Warnsymptom. Weitere klinische Zeichen sind eine Hyperthermie, eine respiratorische und metabolische Azidose, Hyperkaliämie, Rigor der Muskulatur. Laborchemisch fällt eine massive Erhöhung der Kreatinkinase (CK) auf.
In der Folge treten schwerwiegende Herzrhythmusstörungen, pulmonale Komplikationen und Nierenversagen auf. Die maligne Hyperthermie ist eine foudroyant verlaufende Erkrankung. Unbehandelt liegt die Letalität bei ca. 80 %.
Therapie: Die Zufuhr der auslösenden Triggersubstanzen muss sofort unterbrochen werden. Unverzichtbar ist die Gabe von Dantrolen in einer Dosierung von 2,5 mg/kg KG. Die Verabreichung muss in kurzen Abständen wiederholt werden, bis die Symptomatik sistiert. Dabei kann die Überschreitung einer Gesamtdosis von 10 mg/kg KG notwendig werden. Dantrolen hemmt die Calciumfreisetzung aus dem sarkoplasmatischen Retikulum. Es wirkt leicht muskelrelaxierend, da es auch in Ruhe den intrazellulären Calciumspiegel senkt. Dantrolen wird überwiegend hepatisch eliminiert. Gastrointestinale Symptome sowie Schwindel und Kopfschmerzen sind als Nebenwirkungen beschrieben. Da die Dantrolenlösung stark alkalisch ist, können bei extravasaler Injektion Gewebsnekrosen auftreten.
Um das Risiko für das Auftreten einer malignen Hyperthermie zu verringern, erscheint es ratsam, bei Patienten mit angeborenen Muskelerkrankungen auf die Gabe volatiler Anästhetika und Succinylcholin zu verzichten.