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Die Texte dieser Anthologie

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Eine Anthologie zu den aktuellen Entwicklungen in der analytischen Religionsphilosophie muss sich auf eine Auswahl aus einem überreichen Angebot beschränken. Zum einen konzentriert sie sich auf die klassischen Kernthemen der philosophischen Auseinandersetzung mit der Religion, also die Fragen der natürlichen Theologie. Zum anderen enthält diese Anthologie mit einer Ausnahme nur Texte aus dem 21. Jahrhundert. Sie soll zugleich eine Auswahl namhafter Akteure der aktuellen analytischen Debatten versammeln, die richtungsweisende Überlegungen auf ihren jeweiligen Gebieten beigesteuert haben.

Der erste Teil der Anthologie hat den Charakter einer Einführung. Er soll in Querschnitten einen Überblick zur Entwicklung und Einordnung der analytischen Religionsphilosophie bieten. Der Band beginnt daher mit William Haskers umfassenden und konzisen Abriss der Geschichte der analytischen Philosophie. Dieser Text verdeutlicht den Reichtum und die Vielfalt der Diskussionen, die sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben. Richard Swinburne gehört zu den Pionieren, die nach der metaphysischen Wende entscheidende Beiträge zum Aufbau der analytischen Religionsphilosophie geleistet haben. In dem ausgewählten Beitrag plädiert er für die Notwendigkeit einer rationalen Rechtfertigung und Durchdringung religiöser Aussagen. Wenn Christen dabei auf die besten verfügbaren säkularen Kriterien zurückgreifen, führen sie keine fremden Prinzipien in ihre Religion ein, sondern setzen ein Projekt fort, das die Kirchengeschichte durchzieht.

Der zweite Teil dieser Anthologie widmet sich anhand zweier Beispiele den neuen Interpretationen, die die göttlichen Attribute in der analytischen Religionsphilosophie gefunden haben. Der Umgang mit diesem Untersuchungsgebiet zeichnet sich durch eine gewisse Ambivalenz aus. Auf der einen Seite ist die Behandlung dieser Themenstellung und ihre Platzierung vor der Frage nach der rationalen Begründbarkeit der Annahme der Existenz Gottes folgerichtig. Der analytische Theismus knüpft in der Regel nicht an konkrete religiöse Traditionen an und kann daher nicht einfach überlieferte religiöse Gottesvorstellungen voraussetzen. Im Gegensatz zur christlichen Apologetik muss die Philosophie daher zunächst einmal klären, wovon sie spricht, wenn sie das Wort „Gott“ verwendet. Dieser Gottesbegriff müsste mit rein philosophischen Mitteln entwickelt werden. Auffällig ist allerdings, wie dieses nachvollziehbare Programm durchgeführt wird. Die analytische Philosophie arbeitet nicht an der systematischen Entfaltung einer Gotteslehre, sondern begnügt sich im Wesentlichen damit, einzelne Attribute, die im Rahmen der klassischen Metaphysik entfaltet wurden, herauszugreifen und auf ihre Kohärenz zu überprüfen. Dieser Eklektizismus zeigt, dass die Attribute aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang als Schema der Kategorisierung der Wirklichkeit (und deren Anwendbarkeit auf Gott) herausgenommen sind, so dass ihre Auswahl letztlich doch von den religiösen Intuitionen der Philosophinnen und Philosophen abhängig zu sein scheint. Hasker kennzeichnet in seinem Beitrag Allmacht, Allwissenheit und Güte als Kernattribute für den Gottesbegriff des analytischen Theismus, bedauert aber, dass die (vollkommene) Güte bisher noch nicht die ihr gebührende Beachtung gefunden hat. Wie das Attribut der Allmacht unter den methodischen Bedingungen des analytischen Denkens rekonstruiert werden kann, zeigen Joshua Hoffman und Gary Rosenkrantz. Sie fragen nach den notwendigen Beschränkungen, denen der Begriff unterworfen sein muss, um nicht selbstwidersprüchlich zu sein und bieten so eine Lösung für das klassische „Paradox des Steins“ an. Mit dem Attribut der Allwissenheit befasst sich der Beitrag von Linda Zagzebski. Das Grundproblem dieses Konzepts ist seine Vereinbarkeit mit der Annahme menschlicher Freiheit. Wie das Attribut der vollkommenen Güte auszubuchstabieren ist, zeigen die Texte zur Theodizeefrage und zum moralischen Argument.

Das Grundproblem einer theistischen Religionsphilosophie ist die Frage nach der rationalen Begründbarkeit der Annahme, dass Gott existiert. Der dritte Teil dieser Anthologie stellt vier der wichtigsten Argumente vor. Das ontologische Argument zählt zu den intellektuell faszinierendsten, zugleich aber auch zu den umstrittensten Argumenten für die Existenz Gottes. Ursprünglich im Kontext einer platonisch geprägten Philosophie entwickelt, erlebt das Argument durch die Möglichkeiten einer Neuformulierung im Medium der modernen Logik eine breite Renaissance. Graham Oppy nimmt eine kritische Bewertung dieser Ansätze vor. Die Frage, warum etwas und nicht vielmehr nichts sei, ist traditioneller Ausgangspunkt für Überlegungen, die Gott als Schöpfer der Welt nachweisen. William Craig zeigt, wie eine Auseinandersetzung mit aktuellen Theorien der Mathematik und Astronomie für die Plausibilisierung des kosmologischen Arguments fruchtbar gemacht werden können. Den Dialog mit den Naturwissenschaften sucht auch Robin Collins, der die Möglichkeiten des teleologischen Arguments ausleuchtet. Er knüpft dabei an die Formulierungen dieses Argumentationstypus’ aus der Aufklärungszeit an, der von der Ordnung der Welt (design) auf die Existenz eines Schöpfers schloss. Collins transformiert diese Überlegungen zu einem Argument ausgehend von der Feinabstimmung des Kosmos. Das moralische oder axiologische Argument blickt ebenfalls auf eine lange Geschichte zurück. In Paul Copans Überlegungen zum moralischen Argument hat die Existenz objektiver moralischer Werte unter der Prämisse der Existenz eines guten Gottes einen höheren Grad an Wahrscheinlichkeit als in einem naturalistischen Kosmos. Wer objektive moralische Werte für gegeben ansieht, kommt an der Existenz Gottes nur schwer vorbei.

Im vierten Teil dieser Anthologie sind drei Aufsätze versammelt, die eines der schwierigsten Probleme für den philosophischen Theismus thematisieren. Seine klassische Formulierung hat das Theodizeeproblem in der analytischen Philosophie durch William Rowe gefunden. Sein Aufsatz, der hier erstmals in deutscher Sprache vorliegt, hat einen neuen Argumentationstyp in der Debatte um die Theodizeefrage begründet (das sogenannte evidential argument) und damit eine breite Diskussion um die Wahrscheinlichkeit der Existenz eines guten Gottes angesichts der Existenz von scheinbar sinnlosem Übel ausgelöst. Dass nicht jede Theismuskritik, die sich auf das Theodizeeproblem stützt, zielführend sein muss, zeigt Paul Draper in seiner Untersuchung verschiedener Formulierungen der Theodizeefrage. Mit Rowe verbindet Draper allerdings das Ergebnis, dass das Theodizeeproblem die Richtigkeit der theistischen These unwahrscheinlich macht. Wer dennoch am Theismus festhalten wolle, müsse – und könne – weitere Gründe ins Feld führen. Als klassischer Lösungsansatz hat sich in der analytischen Religionsphilosophie die sogenannte Verteidigung aus dem freien Willen herauskristallisiert. Sie ist nicht als Theodizee im strengen Sinn konzipiert, sondern als Verteidigung (defense), die nicht die wahren Gründe für das Zulassen von Leiden zu wissen behauptet, sondern nur „reale Möglichkeiten“ beschreiben will.

Die hier versammelten Texte sind als Einführung in aktuelle Diskussionsfelder der analytischen Religionsphilosophie gedacht. Sie sollen einen ersten Überblick über die ausgewählten Themenbereiche vermitteln und dabei auch Methoden und Argumentationsformen des analytischen Denkens deutlich machen. Die einzelnen Beiträge in dieser Anthologie werfen Fragen auf, die zu einem weiteren Studium der jeweiligen Debatten anregen können. Gerade die philosophische Präzision und die argumentative Lebendigkeit, mit der in der analytischen Religionsphilosophie um Fragen der Bedeutung und Tragweite von religiösen Überzeugungen und Praktiken gerungen wird, eröffnet anderen Strömungen der Philosophie und besonders auch der christlichen Theologie wertvolle Impulse für eine affirmative und doch auch kritisch-rationale Auseinandersetzung mit der Religion.

Analytische Religionsphilosophie

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