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Kirche und heutige Welt

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Papst Franziskus ist der erste moderne Papst, der am Zweiten Vatikanischen Konzil nicht teilgenommen hat. Er will aber die Konzilsbeschlüsse für die Entwicklung der katholischen Weltkirche engagierter als bisher fruchtbar machen. Die Stagnation hinsichtlich der Umsetzung des Konzils unter seinen Vorgängern beklagte er in einer Predigt öffentlich mit folgenden harschen Worten:

„Das Konzil war ein großartiges Werk des Heiligen Geistes. Denkt an Papst Johannes: Er schien ein guter Pfarrer zu sein, aber er war dem Heiligen Geist gehorsam und hat dieses Konzil begonnen. Aber heute, 50 Jahre danach, müssen wir uns fragen: Haben wir da all das getan, was uns der Heilige Geist im Konzil gesagt hat? In der Kontinuität und im Wachstum der Kirche, ist da das Konzil zu spüren gewesen? Nein, im Gegenteil: Wir feiern dieses Jubiläum und es scheint, dass wir dem Konzil ein Denkmal bauen, aber eines, das nicht unbequem ist, das uns nicht stört. Wir wollen uns nicht verändern und es gibt sogar auch Stimmen, die gar nicht vorwärts wollen, sondern zurück: Das ist dickköpfig, das ist der Versuch, den Heiligen Geist zu zähmen. So bekommt man törichte und lahme Herzen.“

„Der Heilige Geist drängt zum Wandel, und wir sind bequem … Um es klar zu sagen: Der Heilige Geist ist für uns eine Belästigung. Er bewegt uns, er lässt uns unterwegs sein, er drängt die Kirche, weiter zu gehen. Aber wir sind wie Petrus bei der Verklärung: ‚Ah, wie schön ist es doch, gemeinsam hier zu sein.‘ Das fordert uns aber nicht heraus. Wir wollen, dass der Heilige Geist sich beruhigt, wir wollen ihn zähmen. Aber das geht nicht. Denn er ist Gott und ist wie der Wind, der weht, wo er will. Er ist die Kraft Gottes, der uns Trost gibt und auch die Kraft vorwärtszugehen. Es ist dieses ‚Vorwärtsgehen‘, das für uns so anstrengend ist. Die Bequemlichkeit gefällt uns viel besser.“

Von den Teilnehmenden der Umfrage wollten wir erfahren, wie sie das Verhältnis von Kirche und moderner Welt sehen. Dieses zu verbessern war ein zentrales Anliegen des Konzils. Die Kirche sollte gleichsam nach einer langen Weltschwangerschaft endlich in dieser modernen Zeit „zur Welt kommen“. Papst Johannes XXIII. wollte dazu die Fenster der mit hohen Abwehrmauern gegen die moderne Welt versehenen Kirchenburg öffnen. Auf dem Konzil wurde sodann um diese Öffnung zur heutigen Welt heftig gerungen. Bis heute gibt es Befürworter und Gegner: Die einen beklagen in ihrem Gefolge eine „Verweltlichung der Kirche“, eine Anpassung an den Zeitgeist. Anderen hingegen – wie auch dem Papst Franziskus – geht die Öffnung zu schleppend. Öffnung, aggiornamento, sollte aber nicht zu einer Verweltlichung der Kirche führen, sondern eine prophetische Präsenz der Kirche in der heutigen Welt ermöglichen. Nur so kann sie im Auftrag Jesu (Mt 5,13f.) Licht der Welt und Salz der Erde sein.

Ein Teilaspekt der Öffnung der Kirche ist die Begegnung mit anderen Religionen, aber auch mit den Atheismen der heutigen Zeit.

Tab. 2 Aussagen zum Verhältnis Kirche und heutige Welt/zum Zweiten Vatikanischen Konzil
Die Kirche muss sich der Welt noch viel mehr öffnen, sich aussetzen, auf sie einlassen.
Die moderne Lebenskultur bietet für den christlichen Glauben eine gute Chance.
Die Kirche muss sich von der Welt deutlicher unterscheiden.
Wenn sich die Kirche der heutigen Welt öffnet, ist sie in Gefahr, verweltlicht zu werden.
Ich bin mit den Entwicklungsperspektiven des Zweiten Vatikanischen Konzils zufrieden.
Ich bin mit der tatsächlichen nachkonziliaren Entwicklung in der Kirche unzufrieden.
Die Kirche ist keine politische Partei, aber sie ist in der Politik parteiisch.
Die Zusammenarbeit mit anderen Religionen, aber auch mit Suchenden und Atheisten gelingt bei uns gut.
Rückenwind für den Papst

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