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Synodalität/Subsidiarität

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Was Papst Franziskus schon als Vorsitzenden des Rates der Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (CELAM) irritiert hat, war der streng kontrollierende Zentralismus Roms. In diesem diagnostiziert er einen der Gründe für die Stagnation der katholischen Kirche. Eine zentralistisch geführte Kirche, ängstlich um ihre Einheit besorgt, trage vor allem zur Entfremdung zwischen Kultur und Evangelium bei und behindere so den Grundauftrag der Kirche, die Freude des Evangeliums (Evangelii gaudium) in allen Kulturen einzupflanzen.

Wer wirkliche Öffnung der Kirche hin zur Welt von heute mit ihren vielfältigen Kulturen will, kommt also um eine Dezentralisierung der Weltkirche nicht herum. Der Begriff, den die Katholische Soziallehre dafür gefunden hat, heißt Subsidiarität: Übergeordnete Einheiten dürfen nur solche Aufgaben an sich ziehen, zu deren Wahrnehmung die untergeordneten Einheiten nicht in der Lage sind. Die Kirche fordert dies in der heutigen Welt ein, praktiziert die Subsidiarität aber selbst intern nur sehr zögerlich bis gar nicht. Ein mit Subsidiarität theologisch verwandter Begriff ist „Synodalität“; er drückt aus, den Weg (odos) gemeinsam (syn) zu gehen. Der Papst wünscht sich, dass auch in dieser Hinsicht die katholische Kirche von den Orthodoxen Kirchen lernt, in denen die Synodalität eine lange Tradition hat:

„Und wenn wir wirklich an das freie und großherzige Handeln des Geistes glauben, wie viele Dinge können wir voneinander lernen! Es handelt sich nicht nur darum, Informationen über die anderen zu erhalten, um sie besser kennenzulernen, sondern darum, das, was der Geist bei ihnen gesät hat, als ein Geschenk aufzunehmen, das auch für uns bestimmt ist. Um nur ein Beispiel zu geben: Im Dialog mit den orthodoxen Brüdern haben wir Katholiken die Möglichkeit, etwas mehr über die Bedeutung der bischöflichen Kollegialität und über ihre Erfahrung der Synodalität zu lernen.“ (EG 246)

Eine Auswirkung des Prinzips der Synodalität ist die Aufwertung der Bischofskonferenzen, vor allem ihrer kontinentalen Zusammenschlüsse.

Synodalität ist kein Widerspruch zur Notwendigkeit des Amtes in der Kirche. Beide sind in eine gute schöpferische Beziehung zueinander zu bringen. Gerade in einer synodalen Kirche braucht es ein starkes Amt, dieses aber versehen mit einer der Synodalität angemessenen Amtskultur. Eine solche ist nicht mehr monokratisch, feudal, klerikal, in einem autoritär verstandenen Sinn „hierarchisch“, sondern heiligen Ursprungs (hieros arché), um das Wirken des Geistes in der ganzen Kirche zur Geltung zu bringen, dabei aber die Geister sorgfältig zu unterscheiden und so die Verschattung des Geistwirkens durch Macht und Interesse gering zu halten.

Tab. 3 Aussagen zur Synodalität/Subsidiarität
Es braucht in der katholischen Kirche mehr Subsidiarität.
Den Bischofskonferenzen und ihren kontinentalen Zusammenschlüssen ist mehr Entscheidungsvollmacht zuzuweisen.
Wenn die Bischofskonferenzen mehr Rechte bekommen, bedroht das die Einheit der katholischen Kirche.
Die katholische Kirche braucht, bei aller Bedeutung des Amtes, mehr synodale Beteiligung.
Rückenwind für den Papst

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