Читать книгу Das ›Dritte Reich‹ 1933–1945 - Группа авторов - Страница 19

Völkischer Germanenkult Himmlers und Rosenbergs

Оглавление

Mit Heinrich Himmler und Alfred Rosenberg belieferten zwei unterschiedliche völkische Germanenapostel die geistige Szenerie des NS-Staates. Himmler operierte als Reichsführer-SS im Zentrum der Macht und suchte die SS als Germanenorden zum Pilotprojekt für das künftige Großgermanische Reich zu machen, ein elitär nordisch-reinrassiger Kampfverband mit Menschenzüchtung und Ahnenpflege, mit Willens- und Weltanschauungsschulung und nicht zuletzt mit einem auf Hitler fixierten „Ehren“-Kodex. Zu Himmlers – mit anderen geteilten – Einsatzbereichen gehörte die Etablierung und Ausgestaltung einer NS-Festkultur mit Führergeburtstag, Reichsparteitag der NSDAP und vielen anderen Feiern. Himmler und seine SS fühlten sich hier vornehmlich für die germanisch-heldischen Komponenten bei Festakten wie bei der Sonnenwendfeier zuständig. Haupteinsatzgebiet war der Osten, dessen Eroberung und Besiedlung die Handschrift des Ordens tragen sollte. Aufgespürt wurden in Ur- und Frühgeschichte germanische Siedlungen und Spuren bis hin zur Krim, die als Siedlungsimpulse für Volksgenossen der NS-Zeit galten. Doch hoch im Kurs stand auch das Mittelalter. König Heinrich I. galt als Exponent des alten Reiches, ein germanischer Recke, der auf die Reinheit des Blutes gesetzt habe, ein völkischer Taktiker sowie ein Oststratege und Ostkolonisator, kurz der große Vorläufer Hitlers. Seine Grabstätte in Quedlinburg galt als heilig, die Stadt als Wallfahrtsort. Dieser gedankliche Hintergrund sowie eine maßlose Machtgier profilierten Himmler als Kopf der Menschheitsverbrechen im Osten mit Auschwitz an der Spitze. Bezeichnend sind seine menschenverachtenden Ausführungen über einen „Völkerbrei“ im Osten, aus dem, wenn Vernichtungsaktionen eine vorhergeplante und organisierte Dezimierung der „Untermenschen“ vollendet hatten, zwei Gruppen entstehen sollten: auf der einen Seite ein slawisches Helotenvolk, auf der anderen Seite Eingedeutschte.35

Rosenberg, dem eine Überwachung geistiger und weltanschaulicher Schulung anvertraut war und den diese Tätigkeit sowie seine frühe Gefolgschaft gegenüber Hitler offenbar befähigte, 1941 den Posten eines Reichsministers für die besetzten Ostgebiete zu übernehmen und damit zu einem Hauptvollstrecker des Rasse-Raum-Programms zu werden, bekannte sich zu handlungsanleitenden Vorgaben des Instinktes und des Willens. Diesen unterlegte er Gedanken, die er als philosophisch empfand und mit denen er sich zunächst als Streiter gegen die Kirchen, vornehmlich die katholische, hervortat. Aussagen der Vorgeschichte hatten für ihn testamentarischen Charakter, und zum Vollzug dieses Testaments wütete er im Osten, um Deutschland als „Heiliges Land“ aufzubauen.36

Die gedankliche Relevanz anderer NS-Parteiführer fällt diesen Persönlichkeiten gegenüber stark ab. Es herrschte plumpes geistiges Epigonentum vor, und erwähnenswert erscheinen nur Robert Ley und Konstantin Hierl als Exponenten des Mammutverbandes DAF und des RAD, die – bei begrenztem Erfolg – mit einem nationalen Sozialismus und einer Frontkämpfersolidarität frühe Elemente eines sozialistischen Denkens in der NSDAP zu bewahren und in den NS-Staat, möglichst in dessen Kern, zu implantieren suchten.37 Noch viel weniger Erfolg hatten die zahlreichen Denker mit ständestaatlichen Ideen, die 1933 ihre Stunde gekommen sahen und fast um gehend bitter enttäuscht das Feld räumen mussten.

Das ›Dritte Reich‹ 1933–1945

Подняться наверх