Читать книгу Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute - Группа авторов - Страница 6
ОглавлениеKurze Belehrung über das Gebet.
1. Notwendigkeit des Gebetes.
Auf dem Weg zum Himmel bete, bete, bete! Das Gebet ist dein Himmelsschlüssel, ist das große Mittel zur Erlangung der ewigen Seligkeit.
Die heilige Theresia sagt, sie möchte gerne auf einen hohen Berg steigen, um allen Menschen zuzurufen: „O Menschen, betet, betet!“ Sie wußte nämlich, daß unser Heil vom Gebete abhängt. Wer betet, wird gewiß selig werden; wer hingegen nicht betet, wird gewiß zugrunde gehen.
In der heiligen Schrift findest du die Notwendigkeit des Gebetes zur Erlangung der ewigen Seligkeit mit den bestimmtesten Worten gelehrt. „Man muß immer beten“, heißt es. „und nicht nachlassen.“ (Luk. 18, 1.) „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet.“ (Matth. 26, 41.) „Bittet, und es wird euch gegeben werden.“ (Matth. 7, 7) Die Ausdrücke, „man muß“, „betet“, „bittet“, bezeichnen nach der allgemeinen Ansicht der Gottesgelehrten eine Notwendigkeit und begründen eine Verpflichtung. Es kann auch nicht anders sein. Ohne den Beistand der Gnade vermögen wir nicht das mindeste Gute zu tun. „Ohne mich könnt ihr nichts tun“, sagt der göttliche Heiland. (Joh. 15, 5.) Der Mensch ist somit ganz und gar unfähig sein Heil aus eigenen Kräften zu wirken; nach Gottes Anordnung soll er alles, was er hat und zu haben vermag, einzig und allein der Gnade seines Schöpfers verdanken. Diesen Gnadenbeistand verleiht aber Gott der Herr nach dem gewöhnlichen Gange seiner Vorsehung nur denen, die ihn darum bitten.
Steht es somit einerseits fest, daß wir ohne die Hilfe der Gnade nichts vermögen, und ist es anderseits nicht minder gewiß, daß Gott diese Hilfe in der Regel nur denen gewährt, die darum bitten, nicht wahr, mein Christ, dann müssen wir schließen, daß uns das Gebet unbedingt notwendig ist, um selig zu werden.
2. Kraft des Gebetes.
Das Gebet, das du in der rechten Weise verrichtest, wird unfehlbar von Gott erhört. Gewährt Gott dir auch nicht gerade das, was du verlangst, so gibt er dir etwas anderes, was besser ist. Immer wieder verheißt er ja in der heiligen Schrift, daß er unsere Bitten erhören werde. Da lesen wir unter anderm: „Rufe zu mir, und ich will dich erhören.“ (Jer. 33, 3.) „Rufe mich an, und ich will dich erretten.“ (Ps. 49, 15.) „Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.“ (Matth. 7, 7.) „Euer himmlischer Vater wird denen Wohltaten spenden, die ihn darum bitten“ (Matth. 7, 11.) „Ein jeder, der bittet, empfangt; ein jeder, der sucht, wird finden.“ (Luk. 11, 10.) „Alles, was sie von meinem Vater begehren, wird ihnen zuteil werden.“ (Matth. 18, 19.) „Was immer ihr im Gebete begehren möget, glaubet nur, daß ihr es erhaltet, und es wird euch gegeben werden.“ (Mark. 11, 24.) „Wenn ihr mich um etwas bittet in meinem Namen, so werde ich es tun.“ (Joh. 14, 14.) „Ihr möget bitten, um was ihr wollet, es wird euch gegeben werden.“ (Joh. 15, 7.) „Wahrlich, wahrlich, sage ich euch: wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird er es euch geben.“ (Joh. 18, 23.)
Schließe aus diesen Worten auf die Kraft deines Gebetes bei Gott. Er, dein liebreicher Vater, wird dir alles geben, um was du ihn bittest, wenn es nur deinem Seelenheil förderlich ist. Freilich, damit dein Gebet Erhörung finde, mußt du es auf die rechte Weise verrichten. Vielen, sagt der heilige Jakobus, wird ihre Bitte nicht gewährt, weil sie nicht recht bitten. „Ihr betet und ihr erhaltet nicht, weil ihr schlecht betet.“ (Jak. 4, 3.)
3. Eigenschaften des Gebetes.
Bete mit Andacht und Ehrfurcht. Gottes Größe und Majestät verlangt das. Mit welcher Ehrfurcht würdest du deine Bitte vor einem irdischen Könige vortragen! Meide darum sorgfältig jede Nachlässigkeit und Zerstreuung! Kannst du auch nicht alle Zerstreuungen fernhalten, so bestrebe dich doch, nicht freiwillig darin zu verweilen!
Bete mit Demut! Nichts ist Gott wohlgefälliger als ein demütiger Mensch, der gleich dem armen Zöllner seine Sündhaftigkeit und Hilflosigkeit aufrichtig bekennt. Von diesem gilt das Wort der Schrift: „Das Gebet des Menschen, der sich demütigt, dringt durch die Wolken“ (Sir. 35, 21.)
Bete mit Vertrauen! Ist Gott nicht dein bester Vater, der dich zärtlich liebt? Hat er nicht feierlich versprochen, dein Gebet zu erhören? Darum darfst du nicht zweifeln an der Erhörung deiner Bitten. Bete ganz vertrauensvoll! „Was immer ihr im Gebete begehret“, sagt der Heiland, „glaubet nur, daß ihr es erhaltet, so wird es euch zuteil werden.“ (Mark. 11, 24.) Je größer dein Vertrauen, desto größer auch die Gnaden, die du von Gott erhältst.
Bete mit Beharrlichkeit! Der Apostel sagt: „Seid beharrlich im Gebete!“ (Röm. 12, 12.) „Betet ohne Unterlaß!“ (1. Thess. 5, 17.) Du darfst also nicht in deinem Gebete ermüden. Wie das kananäische Weib den göttlichen Heiland mit ihren Bitten verfolgte, bis er ihre Wünsche erfüllte, so sollst auch du Gott dem Herrn keine Ruhe lassen, bis er dich erhört hat. Je zudringlicher du bist, um so lieber hat er es. Er wünscht, daß du ihm durch deine Bitten Gewalt antust. Höre, was der heilige Gregorius sagt: „Gott will angerufen, will gezwungen, will gleichsam durch Ungestüm besiegt werden.“ Bete darum mit Beharrlichkeit!
Bete morgens, bete abends; bete vor und nach Tisch, bei der Arbeit, in der Versuchung; bete so oft du ein Anliegen hast; bete für dich und die Deinen, für die heilige Kirche und die armen Seelen im Fegfeuer! Bete vor allem um das, was zu deinem Seelenheil notwendig ist! Gott gibt dir es sicher. Wenn du für deine zeitlichen Bedürfnisse betest, dann denke immer: Ich will nur, was Gott will. Wenn Gott meines Heiles wegen es nicht für gut findet, mich zu erhören, so bin ich zufrieden. Ich weiß ja, daß er in allem nur mein Bestes will. Bete nach dem Rate des heiligen Alfons besonders um vier Gnaden: um die Verzeihung deiner Sünden, um die Liebe Gottes, um die Gnade, immer gut zu beten, und um die Gnade der endlichen Beharrlichkeit! Ja, mein Christ, bete, bete, bete! Vergiß nicht, was der heilige Alfons so oft wiederholt hat! Wer betet, wird gewiß seine Seele retten; wer aber nicht betet, wird gewiß seine Seele verlieren.