Читать книгу Das geistige Straßburg im 18. und 19. Jahrhundert - Группа авторов - Страница 18

I. Der Hintergrund: Die Revolution in Straßburg

Оглавление

Auch in Straßburg werden 1789 Bürgerclubs gebildet und 24 Abgesandte für die Etats Généraux nach Paris geschickt. Und trotzdem ist hier alles etwas anders: Das Elsass steht der revolutionären Bewegung in Paris etwas skeptisch gegenüber. Ein großes Problem ist die Frage der Religion: 220.000 Protestanten stehen 450.000 Katholiken gegenüber. Straßburg hatte eine tolerante Umgangsweise mit diesen verschiedenen Konfessionen gefunden, eine grundlegend antiklerikale Haltung passt zunächst nicht zu der herrschenden Volksfrömmigkeit. Zu welch merkwürdigen Koalitionen dies führen sollte, zeigt der Konflikt um den Nordturm der Kathedrale: Als 1794 radikale Antiklerikale den Turm abreißen möchten, wird er mit einer riesigen phrygischen Mütze verziert und so vor der Zerstörung gerettet. Eine weitergehende Zustimmung zu Frankreich stellt sich erst durch eine elsässische Sonderregelung her: Die Priester und Pfarrer sind seit 1790 gewählte Beamte des Staates, von ihm bezahlt und auch ihm unterworfen. Dies erhöht ihre Loyalität zu diesem Staat.1 Der Erzbischof François Antoine Brendel steht der Revolution nahe, wird aber von den Katholiken nicht wirklich akzeptiert, weil seine Wahl auch mit den Stimmen der Protestanten zustande kam. Die Protestanten scheinen insgesamt durch die Revolution mehr an Macht zu gewinnen als die Katholiken, ist die Abschaffung der Privilegien sowie die Etablierung der Menschenrechtserklärung doch eher in ihrem Sinne, da ihnen nun alle staatlichen Karrieren offenstehen.2

In einem weiteren Punkt unterscheidet sich das Elsass von anderen Landesteilen: Hier spricht man einen deutschen Dialekt. Mit der Terreur wird auch dieser verboten, man befürchtet Verbrüderungen mit den deutschsprachigen Feinden. In der Tat werden 1792 preußische und österreichische Truppen freudig begrüßt, als sie die entthronten Adeligen bei ihrem Angriff auf Frankreich unterstützen. Als die Franzosen zurückschlagen, retten sich viele Elsässer auf die andere Rheinseite, weil sie befürchten, dass sie als Verräter verfolgt werden. Gleichzeitig kommen einige bekannte Generäle der Revolution (Jean-Baptiste Kléber, Jean Rapp und François-Étienne-Christophe Kellermann) aus dem Elsass und Rouget de Lisle schreibt 1792 in Straßburg das Kriegslied für die Rheinarmee (Chant de guerre pour l’armée du Rhin), das später zur Nationalhymne Marseillaise wird.3

Das geistige Straßburg im 18. und 19. Jahrhundert

Подняться наверх