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Über die Legitimation von Widmungsschriften – Elias Silberrads Straßburger Thesendruck De dedicationum literariarum moralitate
ОглавлениеRobert Seidel, Frankfurt am Main
Das Zustandekommen des vorliegenden Beitrages verdankt sich einem Zufall: Im Rahmen umfassender, langfristig angelegter Studien zur wissenschaftshistorischen Erschließung frühneuzeitlicher Dissertationen wurden nicht nur die sich in den ausgewerteten Thesendrucken manifestierenden gelehrten Diskurse reflektiert, sondern auch deren Entstehungs- und Distributionskontexte sowie das paratextuelle Umfeld in die Analysen einbezogen. Hierbei spielten die häufig sehr aufschlussreichen Dedikationsschreiben, wie sie beispielsweise vom Präses an den Respondenten oder auch vom Respondenten an seine(n) Gönner verfasst wurden, keine geringe Rolle. Ganz überraschend tauchte unter den Quellen auch ein – wenn man so will – metatextuelles Zeugnis auf, ein Thesendruck nämlich, der die Frage nach Sinn und Rechtmäßigkeit des Dedizierens selbst zum Thema hat. Man muss sich also vorstellen, dass diese im 16. bis 18. Jahrhundert geläufige Praxis, die in jüngster Zeit im Zeichen des Autorisierungsparadigmas wieder einmal zum Gegenstand intensiver Studien avancierte,1 in eben denjenigen akademischen Kreisen, in denen sie geübt wurde, zugleich Anlass zu kritischer Diskussion bot. Es handelt sich bei unserem Text um die bislang gänzlich unbeachtete Straßburger Disputation De dedicationum literariarum moralitate, die am 3. Juni 1718 unter dem Präsidium des Professors für praktische Philosophie Elias Silberrad, der wohl auch der Verfasser war, abgehalten wurde. – Auf den folgenden Seiten soll zunächst das frühneuzeitliche Disputationswesen, dessen Kenntnis zum Verständnis der nachfolgenden Ausführungen notwendig erscheint, kurz skizziert werden (I.). Im Hauptteil der Untersuchung wird dann der Straßburger Thesendruck analysiert und in seinen Kontexten verortet (II.).