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7.1 Überblick

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Ein frühes Stadium markieren die Bände von Simon Légasse (1969), Gerhard Krause (1973) und Hans-Ruedi Weber (1979). Alle befassen sich mit den „Jesus und die Kinder“-Stellen in den Evangelien, aber sie unterscheiden sich etwas in ihrem jeweligen Schwerpunkt auf soziohistorischen, rezeptionsgeschichtlichen und hermeneutischen Fragen.1

Nach einer Phase relativ geringen Interesses in den späten 1970er und in den 1980er Jahren erfreute sich das Thema ab Anfang der 1990er erneuter Aufmerksamkeit. Grundlage und Ausgangspunkt war in den 1980er Jahren die Erforschung der griechisch-römischen und frühchristlichen, insbesondere familialen Sozialbeziehungen. Diese Perspektive ist bis heute zentral.

Zwei wichtige und bahnbrechende Werke in dieser Phase waren die Monographien von Peter Müller (1992) und William Strange (1996).2 Erstere ist eine detaillierte wissenschaftliche Analyse des Wortfeldes „Kind“ im Neuen Testament und seinem Kontext, während letztere eine populäre Übersicht über die Vorstellungen von Kindheit in der griechisch-römischen Welt, den Evangelien und dem frühen Christentum darstellt. Beiden gemeinsam ist das Interesse an der Sozialgeschichte und an hermeneutischen Fragen. Dies sind auch Anliegen, die sich wie ein roter Faden durch viele spätere Studien ziehen.

Ein besonderes, wenn auch etwas isoliertes Forschungsfeld ist der historische Jesus, sowohl seine Einstellung zu Kindern als auch seine eigene Kindheit. Nach den Arbeiten ab den späten 1960er Jahren taucht das Interesse an Jesu Einstellung zu Kindern in den Artikeln von Judith M. Gundry-Volf (2000/2008) und Bettina Eltrop (2002) wieder auf.3 Der wichtigste und aktuellste Beitrag zu diesem Thema stammt von A. James Murphy (2013), der einen dekonstruktiven literarischen Ansatz auf die Evangelien anwendet.4 Murphy kritisiert die Vorstellung, Jesus sei besonders kinderfreundlich gewesen, und vertritt die Ansicht, dass die eschatologische Jesus-Bewegung Spannungen innerhalb der Familien zum Nachteil der Kinder verursachte. Eine ähnliche Ansicht vertritt auch Martin Ebner (2002).5 Ein bemerkenswerter Beitrag zur Kindheit des historischen Jesus stammt von Andries van Aarde (2001), der unter Berücksichtigung psychologischer und sozialer Aspekte behauptet, dass Jesus vaterlos aufgewachsen ist und dass sich diese Erfahrung in seiner Betonung Gottes als seines Vaters und in seinem eigenen Mitgefühl für die sozial Ausgegrenzten widerspiegelt.6

Im 21. Jh. hat sich die Forschung auf bestimmte Textgruppen (z. B. die Evangelien und die Paulusbriefe), einzelne Schriften (z. B. ein Evangelium), einzelne Perikopen (z. B. Markus 10,13–16) oder auf bestimmte Unterthemen konzentriert. Viel Aufmerksamkeit wurde der Frage der Eltern-Kind-Beziehungen gewidmet,7 u. a. in der Monographie von Peter Balla zu den Eltern-Kind-Beziehungen im NT und seinen griechisch-römischen und jüdischen Kontexten, wobei der Schwerpunkt auf den Rechten und Pflichten der Kinder gegenüber den Eltern liegt.8

Wichtig waren in den letzten zehn Jahren Überlegungen zur Methodik. Hier wurden erhebliche Anstrengungen unternommen, um spezifische kindzentrierte Ansätze für das biblische Material zu entwickeln. In den drei von Julie Faith Parker und Sharon Betsworth (2019), von Shawn W. Flynn (2019) und von Kristine Henriksen Garroway und John W. Martens (2020) herausgegebenen Bänden sind dies zentrale Anliegen, insbesondere im Band von Garroway/Martens.9 Die Sammelbände spiegeln die enge Zusammenarbeit zwischen den exegetischen Disziplinen wider. In einer kürzlich von Parker und Garroway herausgegebenen Sonderausgabe einer Zeitschrift befassen sich mehrere Beiträge auch mit methodischen Fragen.10 Im Folgenden werde ich näher auf die Frage der Methodik eingehen.

ZNT - Zeitschrift für Neues Testament 24. Jahrgang, Heft 48 (2021)

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