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7.4 Einige weiterführende Überlegungen

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In den letzten zwei Jahrzehnten ist die Forschung über Kinder und Kindheit im Neuen Testament recht umfangreich geworden. Die Forschungen sind jedoch sehr ungleichmäßig verteilt, wobei den synoptischen Evangelien und den Briefen des Paulus und der paulinischen Tradition die größte Aufmerksamkeit zuteilwurde. Das Johannesevangelium, die Apostelgeschichte und die katholischen Briefe sind nur in begrenztem Umfang erforscht worden, die Offenbarung des Johannes nur sehr wenig. Der Schwerpunkt lag häufig auf der Familie, den Generationenhierarchien und der bildhaften Familiensprache, und zwar zunehmend mit einer Perspektive „von unten“. Eine Vielzahl von Methoden wurde auf das Material angewendet: sozio-historische, feministische/geschlechtsspezifische, metapherntheoretische und begrenzt auch lingusitische Lektüren. Auch andere Ansätze gewinnen zunehmend an Bedeutung, wie im Folgenden erläutert wird.

Einige bisher wenig beachtete Bereiche sind hier zu notieren. So sollte beispielsweise die Einstellung des historischen Jesus zu Kindern und zur Kindheit näher untersucht werden. Die traditionelle und weit verbreitete Vorstellung, Jesus sei besonders kinderfreundlich gewesen, ist bisher kaum diskutiert oder gar problematisiert worden, mit Ausnahme des genannten Buches von Murphy. Das Thema ist sowohl historisch, theologisch und hermeneutisch von Bedeutung: Zum einen kann es Auswirkungen auf die vielfach hohe Wertschätzung von Kindern im christlichen Denken haben, zum anderen aber auch auf etablierte Vorstellungen von Jesus. Ein nicht so kinderfreundlicher Jesus könnte aus christologischer Sicht durchaus beunruhigend wirken.

Ein weiterer Bereich, dem bisher keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ist das Material aus Q und den vorsynoptischen Sondergutbeständen: Ist ein Unterschied zwischen diesen Stoffen und den Evangelien, in die sie Eingang gefunden haben, festzustellen? Ein letzter Bereich, der hier zu erwähnen ist, sind die ntl. Schriften, in denen Kinder wenig oder gar keine Rolle zu spielen scheinen: Bedeutet dies zwangsläufig, dass das Thema für das Material irrelevant ist? Oder sollte es umgekehrt als Herausforderung dienen, danach zu fragen, wie Lesarten aus der Perspektive von Kindern für diese Quellen relevant sein können – ähnlich wie es in feministischen Interpretationen geschehen ist?

ZNT - Zeitschrift für Neues Testament 24. Jahrgang, Heft 48 (2021)

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