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Das Religions- und Theologieverständnis des neuen Atheismus Oder: Inwiefern ist der neue Atheismus eine Herausforderung für ein undogmatisches Christentum?

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Werner Zager

Bereits über mehrere Jahrzehnte lässt sich bei uns in Deutschland ein zunehmender Säkularisierungsprozess beobachten. Weder hat die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR zu einer Stärkung der evangelischen Kirche beigetragen, die dabei doch eine maßgebliche Rolle gespielt hat, noch hat sich die angebliche „Wiederkehr der Religion“ in der kirchlichen Statistik positiv ausgewirkt. Vielmehr sprechen die ständig zurückgehenden Kirchenmitgliedschaftszahlen eine eindeutige Sprache. Wenn man auch gerne von Kirchenleitungsseite auf den sogenannten demographischen Wandel als den entscheidenden Faktor verweist, darf man sich aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Jahr für Jahr eine erhebliche Anzahl von Menschen – wenn der Trend anhält, sogar mit ansteigender Tendenz – ihre Mitgliedschaft in einer der beiden großen Kirchen aufkündigt. Dabei fällt die Austrittsrate in der evangelischen Kirche noch etwas stärker aus als in der katholischen. Die Religion verliert von Generation zu Generation immer mehr an Bedeutung für den Einzelnen. Dies führt dann dazu, dass die Weitergabe des christlichen Glaubens kontinuierlich abnimmt.1

Wie empirische Untersuchungen ergeben, finden die Konfessionslosen, die sich wohl selbst eher als religionslos bezeichnen würden, kein Interesse an eingehender Beschäftigung mit religiösen Fragen. Klären sie doch ihre Lebensprobleme innerweltlich.2 Für sie dürfte stimmen, was HEINZ ZAHRNT schon vor über einem Vierteljahrhundert geschrieben hat:

„In den meisten Fällen handelt es sich heute nicht um eine bewusst getroffene Entscheidung gegen Gott, sondern um die unbewusste Teilnahme an einer allgemeinen Zeitstimmung. Es ist kein theoretisch reflektierter und leidenschaftlich kämpferischer Atheismus mehr, sondern eher eine allgemeine säkulare Gleichgültigkeit, eine praktisch gelebte Gottlosigkeit.“3

Trifft dies auch nach wie vor weithin zu, so markiert das Auftreten des „neuen Atheismus“ doch eine Zäsur. Befürchtete Zahrnt 1989 noch, der Glaube der Christen an Gott erscheine den Zeitgenossen als so belanglos, „dass sie sich nicht einmal mehr an ihm stoßen“,4 üben die neuen Atheisten nicht nur im amerikanisch-englischen Bereich, sondern auch bei uns in Deutschland scharfe Kritik an jeglichem Gottesglauben – sei es in öffentlichkeitswirksamen Aktionen, Verlautbarungen oder Schriften. Wenn man dem neuen Atheismus aus theologischer und kirchlicher Sicht etwas Positives abgewinnen will, ist es dies, dass über den Glauben an Gott in unserer Gesellschaft wieder diskutiert wird. Andererseits stellt uns der neue Atheismus vor die Herausforderung, den christlichen Gottesglauben argumentativ gegenüber seinen Kritikern zu verantworten.

Im Folgenden möchte ich zuerst das Religions- und danach das Theologieverständnis herausarbeiten, wie es in den einschlägigen Publikationen der neuen Atheisten anzutreffen ist. Dabei werde ich jeweils aus einer liberal-theologischen Sicht Stellung beziehen. In einem abschließenden Resümee sollen Konsequenzen aufgezeigt werden, die sich daraus für ein undogmatisches Christentum ergeben, wenn es sich auf die Herausforderung des neuen Atheismus einlässt.

Der neue Atheismus

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