Читать книгу Wörterbuch alttestamentlicher Motive - Группа авторов - Страница 45

6 Baum in der Liebesbeziehung

Оглавление

Die Liebe unter Bäumen – „Zedern sind die Balken unseres Hauses, Wacholder unsere Dachsparren“ (Hld 1,17) – ist auch in sumerischen und ägyptischen Texten gut belegt. Die Bäume dürften hier für die Vergöttlichung der Liebenden stehen, denn der über 300 Meter hohe Zedernberg (Libanonberg) galt als Wohnort der Götter. Auf die (götterähnliche) Entrücktheit der Geliebten auf dem Libanon, die jedoch herabkommen wird, spielt „Mit mir vom Libanon, Braut, mit mir vom Libanon wirst du kommen“ an (Hld 4,8). Bereits im Alten Ägypten können mit den Bäumen, die in der Liebesdichtung genannt werden, auch solche im Tempelbezirk gemeint sein. Unter einem ganz anderen Aspekt sieht dies Hosea, der sich gegen solche Praktiken ereifert und den Fall des Volkes Israel damit verbindet (Hos 4,13). Aber auch andere Propheten wenden sich gegen die „Unzucht“ und „ Hurerei“, die als Folge des Baalkultes, der Götzendienerei, angesehen werden (z.B. Dtn 12,2; Jer 2,20; Jer 3,6.13; Jes 57,5; → Hurerei). Mit der Schönheit und Wohltat speziell des Apfelbaumes wird der oder die Geliebte verglichen (Hld 2,3; vgl. 7,9; 8,5). Er gewährt auch Schatten, was im Hebräischen zugleich Schutz bedeutet, und hält Früchte bereit, die dem Gaumen süß sind. Der Apfel(baum) gilt nicht nur als Symbol des Liebesgenusses, sondern auch als Aphrodisiakum, wie in einer assyrischen Beschwörung. Die Geliebte hingegen ist wie ein verschlossener → Garten aus dem ein Hain von Granatapfelbäumen mit köstlichen Früchten hervorgeht (Hld 4,13f.). Gärten bestanden damals vornehmlich aus Bäumen! Fruchttragende Bäume – und da bevorzugt der Granatapfelbaum, der oft im Garten steht – sind ein beliebtes Motiv in der Liebesdichtung. Einmal jedoch ist speziell der Nussbaumgarten erwähnt (Hld 6,11). Der Garten gilt einerseits als Abbild des Paradieses, aber er steht auch für die Geliebte (vgl. Hld 6,2), die umso anziehender scheint, je verschlossener der Garten – d.h. sie und ihre Reize – ist. So ist das Motiv des Pflückens der Früchte der Bäume des Gartens recht eindeutig (vgl. Hld 7,13; 8,2). Diese Bilder und Vorstellungen des Hohen Liedes sind wahrscheinlich von der weitaus älteren ägyptischen Liebespoesie inspiriert. Noch der persische Dichter Saadi kennt in seinem Werk „Hundertundeine Geschichte aus dem Rosengarten“ (Golestan) dieses Motiv des Pflückens der Frucht – genauer gesagt, der Dattel. Nur einmal kommt ein Vergleich der Geliebten mit der Palme vor. Nicht die schlanke Gestalt ist dabei ausschlaggebend, die bis heute nicht das Ideal des Orients ist, sondern die reichen Früchte. Dies ist auch in Hld 7,9 eindeutig. Zu beachten ist auch die religiöse Komponente. Bereits in Ägypten kann die Baumgöttin, die dem Toten Speise und Trank darbietet, in einer Dattelpalme erscheinen (Totenbuch Spruch 59), und auch an die im 8.–6. Jh. v. Chr. in Judäa weit verbreiteten Pfeilergöttinnen ist zu denken. Die Bedeutung der Fruchtbarkeit durchzieht unterschwellig diese Vorstellungen.

Wörterbuch alttestamentlicher Motive

Подняться наверх