Читать книгу Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik - Группа авторов - Страница 55

4.2.3 AktionsforschungAktionsforschung

Оглавление

Mit der 1990 erschienenen Erstauflauge des Buches „Lehrer erforschen ihren Unterricht“ (Altrichter/Posch 1990) etablierte sich die Aktionsforschung (action researchaction research) oder HandlungsforschungHandlungsforschung bzw. die häufig als Synonyme verwendeten, eng damit verbundenen Konzepte der Praxisforschung und teacher research auch im deutschsprachigen Raum. Sie bietet die Möglichkeit, Theorie und Praxis in der Forschung untrennbar miteinander zu verbinden (zum Verhältnis von Theorie und Praxis siehe auch Kapitel 6.2). Grundgedanke ist die Vorstellung von Lehrer/innen als reflektierenden Praktiker/innen, die aktiv und systematisch ihren Unterricht erforschen und im Forschungsprozess verändern wollen.

Aktionsforschung kann in unterschiedlichen Kontexten angewandt werden: als Instrument der Aus- und Fortbildung (vgl. Hermes 2001, z.B. in der Studie von Benitt 2015), als Verfahren, um (selbstbestimmt) den eigenen Unterricht zu verändern, als Verfahren zur Unterrichts- und Schulentwicklung (vgl. Weskamp 2003), als Schulbegleitforschungsprojekt für die Konkretisierung und Erprobung bildungspolitischer Innovationen (z.B. Abendroth-Timmer 2007, Bechtel 2015), als Instrument zur Implementation von Forschungsergebnissen in der Praxis (vgl. Riemer 2014: 257) sowie als Instrument zur Erprobung und ggf. Weiterentwicklung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Praxis (z.B. Even 2003, Jäger 2011, Lamsfuß-Schenk 2008, Schart 2008, Müller-Hartmann/Schocker/Pant 2013, Schreiber 2010, Raith 2011). Normalerweise werden die Ergebnisse von Aktionsforschungsprojekten nur im letzten Fall veröffentlicht, die anderen stehen der Öffentlichkeit zumeist nicht zur Verfügung.

Allerdings folgt die Aktionsforschung auch in weiteren Aspekten nicht unbedingt den traditionellen Kriterien wissenschaftlicher Forschung bzw. definiert sie teilweise neu (vgl. Altrichter 1990, Altrichter/Feindt 2011: 214–215):

 Die traditionelle Trennung von Forschung und Entwicklung wird in einem Prozess, in dem Forschung und Entwicklung einander bedingen, aufgehoben.

 Ähnlich wie im FST (s. Abschnitt 2) werden Praktiker/innen als Akteure des Forschungsprozesses angesehen.

 Die Forschung ist als längerfristiger, zyklischer Prozess angelegt, innerhalb dessen – i.d.R. ausgehend von einem Praxisproblem – theoretische Annahmen zur Veränderung der Praxis im praktischen Handeln überprüft werden und nach erneuter Reflexion in revidierten Praxisvorschlägen bzw. Veränderungen der theoretischen Annahmen münden (vgl. auch die Darstellung in Burns 2010: 9).

 AktionsforschungAktionsforschung versucht der Komplexität der Praxis durch den Einbezug möglichst unterschiedlicher Forschungsinstrumente (i.d.R. (Selbst-) Beobachtungen und Befragungen) und Perspektiven (neben den Lehrkräften und universitären Forscher/innen z.B. Schüler/-innen, Kolleg/innen, studentische Beobachter/innen) gerecht zu werden.

 Viele Aktionsforschungsprojekte werden als Gemeinschaftsprojekte durchgeführt. Neben forschungspraktischen Gründen wird dies der Vorstellung von professionellem Lernen als sozialem Lernen gerecht.

 Dadurch, dass AktionsforschungAktionsforschung in soziale Praktiken eingreift, kann sie nicht wertneutral sein.

 Die traditionellen, am quantitativen Paradigma ausgerichteten Vorstellungen von ObjektivitätObjektivität, ReliabilitätReliabilität und ValiditätValidität werden neu definiert bzw. ersetzt durch Multiperspektivität, praktische Erprobung und ethische Kriterien, z.B. der Vereinbarkeit mit pädagogischen Zielen.

Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik

Подняться наверх