Читать книгу Liebe im Versteck der Seele - Gudbergur Bergsson - Страница 11

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Heute, nachdem wir miteinander geschlafen hatten, legte ich mich auf ihn und roch den Duft von dem, was wir getan hatten. Hinterher hatte er die Arme ausgestreckt, wie er es häufig macht, und man könnte meinen, auf diese Weise empfinge er staunend und befriedigt den Himmel. Ich legte beide Arme auf die seinen, und wir spreizten die aufeinandergelegten Handflächen; wir sind etwa gleich groß, und unser Körperbau ist nicht unähnlich, so daß wir im wörtlichen Sinne zusammenpassen. Als ich mein Gesicht langsam in seinem Hals vergrub, spürte ich die Wärme und den Duft des Wohlgefühls, der beim Lieben entsteht, der liebliche Wohlgeruch der Liebe selbst. Sein Fleisch war überall, sowohl konkret als abstrakt. So lagen wir lange, wie Wesen, die bereitwillig und aus freien Stücken aufeinandergenagelt worden waren, um an einem gemeinsamen Kreuz sterben zu können. Ich lag wie im Traum da und nahm wahr, wie unsere Körper langsam zusammenflossen, so wie ein Regenwurm langsam in die feuchte Erde kriecht, ich spürte, wie Fleisch in anderes Fleisch hineinwuchs, und wir klebten zusammen durch den einen Leim, der alles leimen kann und nun außerhalb unserer Körper war, der zuvor jedoch innerhalb gewesen war. In dieser Stellung zeigt sich in gewisser Weise jenes Gefühl und Verlangen, daß wir ineinander sterben wollten.

Dann dachte ich auf einmal:

Nein, das ist nur Wunschdenken.

Auf diese Weise aufeinander gekreuzigt, schlummerten wir, oder vielleicht habe ich das nur geträumt. Ich glaube, daß die Träume der Menschen eine Erkundung der Leere der Tiefe sein müssen, daß der Traum auf Umwegen durch das Labyrinth der einen Gewißheit gehen muß, welche das vergängliche Dasein des Körpers ist. Nur er existiert mit Sicherheit, solange wir unser Leben fristen, und in diesem Moment habe ich kein anderes Bekenntnis als dieses:

Falls mich irgend jemand mit schönen Worten aufforderte, vom Kreuz herabzusteigen und wieder in die Gesellschaft anderer Menschen einzutreten, damit niemals ein Speer in mein gepeinigtes Fleisch und in meinen Unterleib gesteckt wird und kein Blut oder Wasser dort herausrinnt zum Zeichen der inneren Flut, und mir wäre das Himmelreich verheißen mit unzähligen Wohnstätten, Sicherheit bei meinem Vater und immerwährende Mahlzeiten in seinem Haus, und ich dürfte in alle Ewigkeit unter dem liebevollen Schutzmantel meiner Mutter wohnen und auf diese Weise im Schoße der heiligen Familie enden, so würde ich eher wählen, gekreuzigt an meinem Freund zu hängen, auch wenn die Welt das für eine Todsünde hielte und mich steinigte und verstieße, weil ich lieber in seinen Staub hineinsterben wollte, als das Leben in Versöhnung mit dem zu leben, was ich vor ungefähr fünfzehn Jahren heiratete und womit ich das erste Kind vor fünfundzwanzig Jahren hatte, als etwa Zwanzigjähriger.

Liebe im Versteck der Seele

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