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Noojoo!

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Überraschungen bringen einen immer mehr aus der Bahn als erwartete Probleme. Bei der Suche nach einer Adresse wird der Großteil der Menschen sich »ganz normal« benehmen, bei der Suche nach einem Schrankplatz schon nicht mehr unbedingt. Obwohl es durchaus verzeihlich ist, den Kaffee zu den Nudeln, die Nudeln ins Abtropfregal und den Präsidenten ins Parlament zu verbannen. Aber die Eisbrecher den Russen zu schenken geht gar nicht. Viel lieber werden sie nach Russland verkauft, wie einige ausgediente Exemplare, die auf den weiten kalten Flüssen im Osten ihr Gnadenbrot bekommen oder auch moderne Konstruktionen von Frachtschiffen mit hohen Eisklassen. Welch Frevel, dann zu glauben, die Spitzenklasse der Schiffbauindustrie sei von Haus aus russisch. Lauri zeigt eine technikpatriotische Haltung, die nicht ungewöhnlich ist. Hochqualitative Produkte aus dem Elektronikbereich, aber auch der Metall- und Papierindustrie haben Finnland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts international bekannt gemacht. Oft in der Hand gehabt und sicher selten beachtet: Die Deckel vieler Pappbecher auch in Mitteleuropa tragen die Aufschrift des finnischen Verpackungsunternehmens Huhtamäki. Oft unter den Füßen gehabt und ebenso übersehen: Fahrstühle und Rolltreppen der finnischen Firma Kone.

Der Kaffee ist zwar nicht so richtig finnisch, aber das macht nichts. Er ist finnisch genug. Der Präsident ist natürlich auch finnisch, obwohl er erstaunlich viel Russisches an sich hat. Nachdem Finnland nämlich 1917 seine Selbstständigkeit erklärt hatte (siehe »Feierst du mit?«), sind die Befugnisse des früheren russischen Generalgouverneurs zum großen Teil auf den Präsidenten übergegangen. Nach mehreren Verfassungsänderungen verfügt der Präsi-dent heute über weniger Kompetenzen als früher. So vertritt zum Beispiel nicht mehr er, sondern der Ministerpräsident Finnland im Europäischen Rat. Der Präsident ist aber nach wie vor Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Und der Präsidentenpalast direkt gegenüber dem Marktplatz wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Zar Alexander II. genutzt (mehr zum Verhältnis der Finnen zu den Russen in der Episode »Wo liegen die finnischen Wurzeln?«). Insofern ist es sicher manchmal kompliziert, zu erkennen, was »eigentlich« finnisch ist. Dass es den Finnen zumindest früher ähnlich ging, legt ein viel zitierter Ausspruch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts nahe: Schweden sind wir nicht, Russen wollen wir nicht werden, also lasst uns Finnen sein!

Fettnäpfchenführer Finnland

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