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1.2.1 Dufay, Binchois und die burgundische Hofkapelle

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Als Hauptprotagonisten der ersten Komponistengeneration des 15. Jh., die den weiteren Verlauf der musikalischen Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben, gelten Guillaume Dufay und Gilles Binchois, die beide um 1400 geboren wurden. Wie der Großteil der damaligen professionellen Sänger stammen beide aus der franko-flämischen Region – dem heutigen Belgien bzw. Nordfrankreich – welche damals über die besten musikalischen Ausbildungsstätten verfügte. Binchois, der aus Mons stammt, landet nach verschiedenen Stationen wahrscheinlich um 1430 in der burgundischen Hofkapelle, der er dann bis zu seinem Lebensende angehört. Seine Kompositionen, insbesondere sein reichhaltiges weltliches Werk, sind schon zu seinen Lebzeiten sehr beliebt und weit verbreitet und werden als Grundlage für Bearbeitungen von vielen späteren Komponisten genutzt.

Die burgundische Hofkapelle gehört zu Binchois’ Zeiten unter Philipp dem Guten zu den herausragenden Ensembles in Europa. Die Bedeutung der Kapelle spiegelt dabei den machtpolitischen Anspruch und das Selbstverständnis des Herzogtums Burgund wider, welches sich in einem beispiellosen Aufstieg innerhalb von wenigen Jahrzehnten zu einer europäischen Großmacht entwickelt hat. Die außergewöhnliche finanzielle Ausstattung der Kapelle zieht die besten Musiker Europas an, was die Kapelle zu einem bedeutenden musikalischen Zentrum macht, deren künstlerische Leistungen, insbesondere aber auch deren administrative Organisation zum Vorbild anderer Höfe werden.

Anders als Binchois, dessen Wirken eng mit dem burgundischen Hof verbunden ist, steht Dufay zeit seines Lebens in wechselnden Dienstverhältnissen. Nach seiner Ausbildung in Cambrai und einem Aufenthalt anlässlich des Konzils in Konstanz, geht er nach Italien, wo er nach Stationen in Rimini und Bologna für einige Jahre der päpstlichen Kapelle in Rom angehört. Seine rege Reisetätigkeit und seine guten Verbindungen zu zahlreichen Höfen machen ihn zu einer schillernden kosmopolitischen Person. In den 1440er Jahren kehrt er als wohlhabender und berühmter Mann zurück nach Cambrai, wo er sich der systematischen Ordnung und Vervollständigung seines kompositorischen Schaffens widmet.

Trotz der unterschiedlichen biographischen Voraussetzungen liegt die musikalische Stilistik der beiden Komponisten nah beieinander, da beide durch ihre internationalen Kontakte auf der Höhe ihrer Zeit sein konnten. Während Binchois’ Oeuvre vor allem für die Blüte der französischen Chanson steht, die er stilistisch zu einem Höhepunkt gebracht hat und deren Beispiele in zahlreichen Codices in ganz Europa verbreitet sind, steht Dufay für die konsequente Weiterentwicklung der Gattungen Messe und Motette. Seine isorhythmischen Motetten markieren den künstlerischen Höhepunkt dieser Gattung, und die Idee der zyklischen Anlage der Ordinariumsvertonung – einer Form, die für die nächsten 150 Jahre prägend sein wird – geht auf ihn zurück. Er gilt als Entwickler der cantus-firmus-Messe sowie als erster Komponist eines Requiems, wenngleich dieses leider nicht überliefert ist. Während Binchois’ Kompositionen im Wesentlichen dreistimmig sind, steht Dufay für die Erweiterung des Normsatzes auf die Vierstimmigkeit.


Abb. 1 Dufay und Binchois. Berühmte idealisierte Darstellung der beiden Komponisten in Martin le Francs Champion des Dames.

Die Musik der Renaissance

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