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1.2.4 Die Nachfolgegeneration Josquins

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Die Strahlkraft der Person Josquin ist bereits von seinen Zeitgenossen erkannt und ausgenutzt worden, mit dem Ergebnis, dass man die ihm nachfolgenden Komponisten bis heute in Abhängigkeit von ihm als seine Nachfolgegeneration bezeichnet. Kennzeichen dieser Nachfolgegeneration, deren produktive Zeit in die 1520er bis 50er Jahre fällt, ist, dass sie die von Josquin angelegten musikalischen Impulse vertieft und perfektioniert. Der cantus firmus als formales Gliederungselement der geistlichen Musik wird durch die sogenannte Parodietechnik verdrängt, in der schon bestehende Stücke als Modell für eine Komposition herangezogen werden, sowie durch die Technik der Imitation, bei der die einzelnen Textteile jeweils mit einem eigenen Soggetto (ital. für Thema, Subjekt) ausgestattet werden, welches alle Stimmen durchläuft. Diese Technik der Durchimitation zieht einige weitere musikalische Merkmale nach sich wie z.B. die funktionale Gleichberechtigung der Stimmen und mit ihr die simultane Konzeption mehrstimmiger Strukturen. Das engere Verhältnis von Wort und Musik führt zu einem starken Interesse im Bereich der Madrigalkomposition, welche sich als ein äußerst produktives Experimentierfeld für neue musikalische Techniken zur Textausdeutung wie z.B. starken Kontrasten zwischen polyphonen und homophonen Abschnitten erweist, was sich auch auf die geistliche Musik auswirkt.

Notendruck

Die treibende Kraft in der musikalischen Entwicklung der Zeit liegt in der Verbreitung des Notendrucks. Bereits um 1500 erfunden, ist die Technologie 30 bis 40 Jahre später inzwischen so verbreitet, dass sie zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist. Musik wird nun auch für das Bürgertum erschwinglich und es entsteht dadurch eine starke Nachfrage nach weltlichen, kammermusik-tauglichen Stücken. Auch für die Verleger ist die Erschließung breiter Käuferschichten ein lukratives Anliegen, und hier erweist sich der Name Josquin noch immer als ein zugkräftiges Verkaufsargument. Die verlegerischen Interessen schlagen sich auch stilistisch nieder, indem sich insbesondere in den weltlichen Gattungen Madrigal, Chanson oder Tenorlied spezifische Nationalstile entwickeln, die sich gut verkaufen. Dies führt zu einem Wandel im Verständnis von kompositorischer Tätigkeit: Produktion von Musik ist nicht mehr funktional gebunden, indem sie vor allem für bestimmte – häufig kirchliche – Anlässe komponiert wird, sondern sie entsteht allein aus dem Interesse heraus, veröffentlicht zu werden. Das Berufsbild des Komponisten entsteht. Die Dominanz der franko-flämischen Komponisten relativiert sich, indem an den italienischen Kirchen eigene Nachwuchszentren gegründet werden, und auch die Notwendigkeit, als Angehöriger einer Kapelle eine geistliche Laufbahn einzuschlagen, ist nicht mehr alternativlos.

Wichtige musikalische Zentren gibt es nun überall in Europa: in Italien der päpstliche Hof in Rom mit Constanzo Festa als führendem Komponisten, San Marco in Venedig mit seinem langjährigen einflussreichen Kapellmeister Adrian Willaert, in Frankreich die Chapelle Royal in Paris mit dem überaus produktiven Komponisten Claudin de Sermisy, im wallonischen Tournai Nicolas Gombert (nach Aufenthalten in Spanien und Italien) sowie in Deutschland mit Ludwig Senfl, der in München eine Hofkapelle von exzellenter Qualität aufbaut.

Die Musik der Renaissance

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