Читать книгу Guy de Maupassant – Gesammelte Werke - Guy de Maupassant - Страница 9

Vater Milon

Оглавление

Seit ei­nem Mo­nat flammt die Son­ne mit Macht über der Land­schaft. Leuch­tend ent­fal­tet sich das Le­ben un­ter die­sem Feu­er­re­gen. Blau spannt sich der Him­mel bis an die Rän­der der Welt. Die nor­man­ni­schen Höfe, die über die Ebe­ne ver­streut sind, se­hen von fer­ne wie klei­ne Wal­dun­gen aus, die ein ho­her Bu­chen­gür­tel um­schlingt. Kommt man nä­her und öff­net das ver­wit­ter­te Hof­tor, so glaubt man in einen Rie­sen­gar­ten zu tre­ten, denn all die al­ten Ap­fel­bäu­me, die so knor­rig wie die Bau­ern des Lan­des sind, ste­hen in Blü­te. Ihre al­ten schwar­zen, ge­krümm­ten und ge­wun­de­nen Stäm­me ste­hen rei­hen­wei­se im Hofe und ent­fal­ten ihre wei­ßen und rosa Blü­ten­wip­fel un­ter dem blau­en­den Him­mel. Der süße Blü­ten­duft mischt sich in die fet­ten Gerü­che der of­fe­nen Stäl­le und die Aus­düns­tun­gen des gä­ren­den Dün­ger­hau­fens, auf dem es von Hüh­nern wim­melt.

Es ist Mit­tag, die Fa­mi­lie sitzt im Schat­ten des Birn­baums vor der Tür, Va­ter, Mut­ter, vier Kin­der, zwei Mäg­de und drei Knech­te. Ge­spro­chen wird nicht, nur ge­ges­sen. Erst die Sup­pe, dann wird die Fleisch­schüs­sel auf­ge­deckt, auf der Kar­tof­feln mit Speck lie­gen. Von Zeit zu Zeit steht eine Magd auf und geht in den Kel­ler, um den Äp­fel­wein­krug zu fül­len.

Der Mann, ein statt­li­cher Vier­zi­ger, dreht sich nach dem Hau­se um und blickt auf ein Wein­spa­lier, das noch ziem­lich kahl ist und sich wie eine Schlan­ge un­ter den Lä­den weg um die Mau­er win­det. End­lich tut er den Mund auf. »Va­ter sein Wein« sag­te er, »schlägt dies Jahr früh aus. Vi­el­leicht wird er was tra­gen.«

Die Frau dreht sich gleich­falls um und blickt hin, ohne ein Wort zu sa­gen.

Die­ser Wein ist ge­ra­de an der Stel­le ge­pflanzt, wo der Va­ter er­schos­sen wur­de.

*

Es war im Krie­ge 1870. Die Preu­ßen hat­ten das gan­ze Land be­setzt. Ge­ne­ral Faid­her­be stand ih­nen mit der Nor­dar­mee ge­gen­über.

Das preu­ßi­sche Stab­s­quar­tier be­fand sich just in die­sem Hofe. Va­ter Mi­lon, der Be­sit­zer, mit Vor­na­men Pier­re, hat­te den Feind gut auf­ge­nom­men und nach bes­ten Kräf­ten un­ter­ge­bracht.

Die preu­ßi­sche Avant­gar­de lag seit ei­nem Mo­nat hier in Beo­b­ach­tungs-Stel­lung. Die Fran­zo­sen stan­den zehn Mei­len ent­fernt, ohne sich zu rüh­ren, und doch ver­schwan­den all­nächt­lich Ula­nen.

Alle ein­zel­nen Rei­ter, die auf Pa­trouil­le ge­schickt wur­den, auch wenn sie zu zweit oder zu dritt rit­ten, ka­men nie wie­der.

Man fand sie am nächs­ten Mor­gen im Fel­de, am Ran­de ei­nes Ge­höfts oder Gra­bens tot. Selbst ihre Pfer­de la­gen an den Stra­ßen hin­ge­streckt; ein Sä­bel­hieb hat­te ih­nen die Keh­le zer­schnit­ten.

Die­se Mord­ta­ten schie­nen im­mer von den­sel­ben Leu­ten ver­übt zu wer­den, die man nicht ent­de­cken konn­te.

Das Land wur­de ein­ge­schüch­tert, Bau­ern auf ein­fa­che De­nun­zia­ti­on hin er­schos­sen, Wei­ber ge­fan­gen ge­setzt. Aus den Kin­dern such­te man durch Dro­hun­gen et­was her­aus zu pres­sen. Es kam aber nichts her­aus.

Doch da lag ei­nes Mor­gens Va­ter Mi­lon im Stall auf der Streu und hat­te einen klaf­fen­den Hieb im Ge­sicht.

Zwei Ula­nen mit auf­ge­schlitz­tem Lei­be la­gen etwa drei Ki­lo­me­ter vom Hofe ent­fernt. Der eine hielt sei­ne blu­ti­ge Waf­fe noch in der Faust; er hat­te sich ge­wehrt und ge­kämpft.

So­fort wur­de ein Kriegs­ge­richt auf dem Hofe un­ter frei­em Him­mel ab­ge­hal­ten und der Alte vor­ge­führt.

Er war achtund­sech­zig Jah­re alt, von klei­ner Sta­tur, ma­ger, et­was ge­beugt, und hat­te große Hän­de wie Krebs­sche­ren. Sein Haar war ge­bleicht, spär­lich und zart wie der Flaum ei­ner jun­gen Ente; über­all ließ es die Kopf­haut durch­schim­mern. An der brau­nen, run­ze­li­gen Haut des Hal­ses quol­len di­cke Adern her­vor, die un­ter dem Kinn ver­schwan­den und an den Schlä­fen wie­der zu Tage tra­ten.

Man stell­te ihn zwi­schen vier Sol­da­ten und an den her­aus­ge­zo­ge­nen Kü­chen­tisch setz­ten sich fünf Of­fi­zie­re so­wie der Oberst ihm ge­gen­über.

Die­ser er­griff das Wort auf Fran­zö­sisch.

– Va­ter Mi­lon, sag­te er, seit wir hier sind, ha­ben wir uns über Euch nie zu be­kla­gen ge­habt. Ihr seid im­mer ge­fäl­lig und so­gar auf­merk­sam ge­gen uns ge­we­sen. Aber heu­te las­tet eine furcht­ba­re An­kla­ge auf Euch, und die Sa­che be­darf der Auf­klä­rung. Wo­her habt Ihr die Wun­de, die Ihr da im Ge­sicht tragt?

Der Bau­er ant­wor­te­te nicht.

– Euer Schwei­gen ver­dammt Euch selbst, Va­ter Mi­lon, fuhr der Oberst fort. Aber ich wün­sche, dass Ihr ant­wor­tet, ver­steht Ihr mich. Wisst Ihr, wer die bei­den Ula­nen ge­tö­tet hat, die heu­te Mor­gen am Kru­zi­fix ge­fun­den wur­den?

Der Alte sag­te laut und deut­lich:

– Das bin ich ge­we­sen.

Der Oberst war be­trof­fen. Er schwieg eine Se­kun­de und blick­te den Ge­fan­ge­nen scharf an. Va­ter Mi­lon stand un­ge­rührt in sei­ner schwer­fäl­li­gen Bau­ern­art und senk­te die Au­gen, als ob er vor sei­nem Beich­ti­ger stän­de. Nur ei­nes ver­riet viel­leicht sei­ne in­ne­re Be­we­gung: er schluck­te fort­wäh­rend mit sicht­li­cher An­stren­gung, als ob ihm die Keh­le zu­ge­schnürt wäre.

Sei­ne Fa­mi­lie, d. h. sein Sohn Jean, sei­ne Schwie­ger­toch­ter und die zwei Klei­nen, stan­den zehn Schritt da­hin­ter, ver­stört und in ängst­li­cher Span­nung.

Der Oberst fuhr fort.

– Wisst Ihr auch, wer alle Mel­de­rei­ter un­se­rer Ar­mee um­ge­bracht hat, die seit ei­nem Mo­nat je­den Mor­gen auf den Fel­dern ge­fun­den wur­den?

Und mit der­sel­ben bru­ta­len Gleich­gül­tig­keit ant­wor­te­te der Alte:

– Das bin ich ge­we­sen.

– Ihr? Ihr habt sie um­ge­bracht?

– Frei­lich, ich bin es ge­we­sen.

– Ihr al­lein?

– Ich al­lein.

– Sagt mir doch, wie habt Ihr das an­ge­stellt?

Dies­mal schi­en der Mann be­wegt. Der Zwang, lan­ge re­den zu müs­sen, be­läs­tig­te ihn sicht­lich.

Ich… ich weiß nicht. Ich hab’ das ge­tan, wie sich ’s gra­de mach­te.

– Ich ma­che Euch dar­auf auf­merk­sam, fuhr der Oberst fort, dass Ihr nichts zu ver­schwei­gen habt. Ihr wer­det also gut tun, Euch auf der Stel­le zu ent­schlie­ßen. Wie habt Ihr sie um­ge­bracht?

Der Bau­er warf einen un­ru­hi­gen Blick auf sei­ne An­ge­hö­ri­gen, die hin­ter ihm horch­ten, schi­en noch einen Au­gen­blick zu zau­dern und ent­schloss sich dann plötz­lich, zu re­den.

– Ich kam ei­nes Abends heim, sag­te er. Es war um zehn Uhr, den Tag dar­auf, wo Sie her­ge­kom­men wa­ren. Sie und Ihre Sol­da­ten hat­ten mir mehr als für fünf­zig Ta­ler Fut­ter und eine Kuh und zwei Ham­mel fort­ge­nom­men. Ich habe mir gleich ge­sagt: So viel mal sie mir zwan­zig Ta­ler neh­men, so viel will ich ih­nen heim­zah­len. Und dann hat­te ich noch an­de­re Sa­chen auf dem Her­zen, die will ich Ih­nen nach­her sa­gen. Ich sehe da also einen von Ihren Rei­tern, der sitzt auf mei­nem Gra­ben­rand und raucht sei­ne Pfei­fe hin­ter mei­ner Scheu­er. Ich gehe und neh­me mei­ne Sen­se her­un­ter und schlei­che mich ganz sach­te von hin­ten an ihm ’ran, dass er nur ja nichts merkt. Und mit ei­nem Schla­ge hau’ ich ihm den Kopf ab, wie einen Halm, dass er nicht mal mehr »Uff!« sag­te. Sie brau­chen nur im Moor nach­se­hen las­sen, da wer­den Sie ihn in ei­nem Koh­len­sack fin­den, mit ’nem Feld­stein dran­ge­bun­den.

Ich hat­te so mei­nen Ge­dan­ken da­bei; ich nahm alle sei­ne Sa­chen samt den Stie­feln und der Müt­ze mit und ver­steck­te sie in der Kalk­bren­ne­rei am Mar­tins­wald hin­ter dem Hofe.

Der Alte schwieg. Die Of­fi­zie­re blick­ten sich sprach­los an. Das Ver­hör be­gann von Neu­em und hat­te fol­gen­des Er­geb­nis.

*

So­bald er den Mord voll­bracht hat­te, hat­te er nur noch den einen Ge­dan­ken: »Tod den Preu­ßen!« Er hass­te sie mit heim­tücki­schem, er­bit­ter­tem Hass, so­wohl als be­ein­träch­tig­ter Bau­er wie als gu­ter Pa­tri­ot. Er hat­te so sei­nen Ge­dan­ken, wie er sag­te, und war­te­te ein paar Tage ab.

Man ließ ihn tun und las­sen, was er woll­te, und aus- und ein­ge­hen, wie er woll­te, so de­mü­tig, un­ter­wür­fig und ge­fäl­lig hat­te er sich ge­gen die Sie­ger be­nom­men. So sah er je­den Abend die Pa­trouil­len ab­rei­ten und merk­te sich die Na­men der Orte, wo­hin sie rei­ten soll­ten. Des Nachts ging er dann hin­aus, nach­dem er im Ver­kehr mit den Sol­da­ten die paar deut­schen Bro­cken ge­lernt hat­te, die er brauch­te.

Er ver­ließ den Hof, schlich in den Wald und er­reich­te die Kalk­bren­ne­rei, schlüpf­te bis an’s Ende des lan­gen Gan­ges und zog sich die Klei­der des To­ten an, die auf der Erde la­gen.

Dann be­gann er quer­feld­ein zu strei­fen, kroch in den Ge­län­de­fal­ten ent­lang, um nicht ge­se­hen zu wer­den, und lausch­te, un­ru­hig wie ein Wild­dieb, auf das lei­ses­te Geräusch.

Als er glaub­te, dass die Zeit ge­kom­men wäre, zog er sich an die Stra­ße her­an, ver­steck­te sich da in ei­nem Strau­che und war­te­te. End­lich, um Mit­ter­nacht, hör­te er den Ga­lopp ei­nes Pfer­des auf der har­ten Stra­ßen­de­cke. Er leg­te das Ohr auf den Bo­den, um sich zu ver­ge­wis­sern, ob auch nur ein ein­zi­ger Rei­ter käme; dann hielt er sich be­reit.

Der Ulan kam im schlan­ken Tra­be da­her; er brach­te Mel­dun­gen zu­rück. Er hielt das Auge wach und das Ohr ge­spannt. Als er bis auf zehn Schrit­te her­an war, schlepp­te sich Va­ter Mi­lon über die Stra­ße hin und schrie plötz­lich »Hil­fe! Hil­fe!« Der Rei­ter mach­te Halt, er­kann­te einen Rei­ter ohne Pferd, und hielt ihn für ver­wun­det. Als er nichts­ah­nend nä­her kam und sich über den Un­be­kann­ten beug­te, stach ihm die­ser mit dem krum­men Sä­bel mit­ten in den Leib, so­dass er ohne To­des­kampf aus dem Sat­tel sank; nur ein letz­tes Zu­cken lief durch sei­nen Kör­per.

Da er­hob sich der alte Bau­er stumm und freu­de­strah­lend und schnitt dem Leich­nam zum Spaß noch die Keh­le durch. Dann zog er ihn nach dem Gra­ben und warf ihn hin­ein.

Das Pferd war­te­te ru­hig auf sei­nen Herrn; Va­ter Mi­lon setz­te sich in den Sat­tel und ga­lop­pier­te da­von.

Nach etwa ei­ner Stun­de er­blick­te er noch zwei Ula­nen, die Schen­kel an Schen­kel ins Quar­tier rit­ten. Er ga­lop­pier­te stracks auf sie zu und schrie wie­der: »Hil­fe! Hil­fe!« Die Preu­ßen lie­ßen ihn, da sie die Uni­form er­kann­ten, ohne ir­gend­wel­ches Miss­trau­en her­an­kom­men. Der Alte platz­te mit­ten zwi­schen sie hin­ein, wie eine Ku­gel, und mach­te sie mit Sä­bel und Re­vol­ver un­schäd­lich.

Dann schnitt er den Pfer­den – es wa­ren ja deut­sche Pfer­de! – die Häl­se durch, kehr­te in al­ler Ge­müts­ru­he nach sei­nem Kal­kofen zu­rück und ver­barg das Pferd am Ende des dunklen Gan­ges, leg­te sei­ne Uni­form ab, zog sei­ne arm­se­li­gen Bau­ern­klei­der wie­der an, ging heim und schlief bis zum an­de­ren Mor­gen,

Vier Tage lang hielt er sich ru­hig, um das Ende der an­ge­stell­ten Un­ter­su­chung ab­zu­war­ten. Am fünf­ten Tage brach er wie­der aus und tö­te­te noch zwei Sol­da­ten durch die­sel­be Kriegs­list. Seit­dem ging er all­abend­lich auf Men­schen­jagd, durch­quer­te aufs Ge­ra­te­wohl die Ge­gend, schlug die Preu­ßen bald hier, bald dort zu Bo­den und ga­lop­pier­te im Mond­schein als Ulan durch die ver­las­se­nen Fel­der. Hat­te er sei­ne Ab­sicht er­reicht, so ließ er die Lei­chen an den Stra­ßen lie­gen und ver­steck­te Pferd und Uni­form wie­der im Kal­kofen.

Ge­gen Mit­tag ging er dann mit dem ru­higs­ten Ge­sicht von der Welt wie­der hin und brach­te sei­nem Reit­tier Ha­fer und Was­ser in den un­ter­ir­di­schen Gang, wo es an­ge­bun­den war, und füt­ter­te es gut, denn es muss­te ihm viel leis­ten.

An ei­nem der Aben­de je­doch setz­te sich ei­ner der An­ge­grif­fe­nen recht­zei­tig zur Wehr und schlug dem al­ten Bau­ern mit dem Sä­bel ins Ge­sicht.

Er hat­te in­des­sen bei­de ge­tö­tet und war noch bis zu sei­nem Kal­kofen ge­kom­men, hat­te dort sein Pferd un­ter­ge­stellt und sei­ne un­schein­ba­re Klei­dung wie­der an­ge­legt. Dann hat­te er sich nach Hau­se ge­schleppt, war aber un­ter­wegs von ei­ner Schwä­che be­fal­len wor­den, und hat­te nur noch den Stall, nicht mehr das Haus er­reicht.

Dort hat­te man ihn blut­über­strömt auf der Streu ge­fun­den.

*

Als er sei­ne Er­zäh­lung be­en­det hat­te, er­hob er plötz­lich den Kopf und blick­te die preu­ßi­schen Of­fi­zie­re stolz an.

Der Oberst zog an sei­nem Schnur­bart und frag­te:

– Wei­ter habt Ihr nichts zu sa­gen?

– Nein, wei­ter ist’s nichts. Die Rech­nung stimmt. Ich habe sech­zehn ge­tö­tet, kei­nen mehr, kei­nen we­ni­ger.

– Ihr wisst, dass Euch der Tod be­vor­steht?

– Ich habe Sie nicht um Gna­de ge­be­ten.

– Seid Ihr Sol­dat ge­we­sen?

– Zu mei­ner Zeit, ja. Au­ßer­dem habt Ihr mei­nen Va­ter ge­tö­tet, er war Sol­dat un­ter dem ers­ten Kai­ser. Und mei­nen jüngs­ten Sohn François, den habt Ihr ver­gan­ge­nen Mo­nat bei Evreux ge­tö­tet. Was ich Euch schul­dig war, ist nun be­zahlt. Wir sind jetzt quitt.

Die Of­fi­zie­re blick­ten sich an.

– Acht für mei­nen Va­ter, fuhr der Alte fort. Acht für mei­nen Sohn. Nun sind wir quitt. Ich habe den Streit mit Euch nicht ge­sucht. Ich ken­ne Euch nicht. Ich weiß nicht ein­mal, wo Ihr her seid. Ihr seid zu mir ge­kom­men und schal­tet in mei­nem Hau­se, als ob es bei Euch wäre. Ich habe mich für al­les ge­rächt. Ich be­reue nichts.

Der Alte rich­te­te sei­nen stei­fen Kör­per auf und kreuz­te die Arme, wie ein schlich­ter Held.

Die Preu­ßen spra­chen lan­ge mit ge­dämpf­ter Stim­me. Ein Haupt­mann, des­sen Sohn im letz­ten Mo­nat gleich­falls ge­fal­len war, ver­tei­dig­te die­sen ar­men Teu­fel.

Da stand der Oberst auf, trat auf Va­ter Mi­lon zu und sprach mit mil­de­rer Stim­me:

– Hört mich an, Al­ter, viel­leicht gibt es noch ein Mit­tel, Euch das Le­ben zu ret­ten, wenn Ihr…

Aber der hör­te nicht. Er starr­te dem Of­fi­zier des sieg­rei­chen Hee­res fest in die Au­gen, wäh­rend der Wind in sei­nem dün­nen Haar­flaum spiel­te, und schnitt eine schau­der­haf­te Gri­mas­se, dass sein zer­haue­nes Ge­sicht sich furcht­bar ver­zerr­te. Dann blies er die Brust auf und spie dem Preu­ßen mit al­ler Ge­walt ins An­ge­sicht.

Der Oberst er­hob wü­tend die Hand, aber da spie er schon wie­der…

Die Of­fi­zie­re wa­ren sämt­lich auf­ge­sprun­gen und brüll­ten Kom­man­dos durch­ein­an­der.

Ehe noch eine Mi­nu­te ver­ging, war der wa­cke­re Kerl, der noch im­mer un­ge­rührt schi­en, an die Mau­er ge­stellt und er­schos­sen. Sei­nem äl­tes­ten Soh­ne, sei­ner Schwie­ger­toch­ter und den bei­den Klei­nen, die ver­zwei­felt zu­sa­hen, hat­te er noch zu­ge­lä­chelt.

*

Guy de Maupassant – Gesammelte Werke

Подняться наверх