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08/15 Der einfallslose Einheitsbrei

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Wenn uns etwas allzu schematisch, klischeehaft, eintönig oder gleichförmig vorkommt, ist es auch heute umgangssprachlich noch oft ‚08/15‘. Es ist das Synonym für Norm, aber auch für schnöde Mittelmäßigkeit, und im gesamten deutschen Sprachraum nach wie vor gängig, also auch in Österreich, der Schweiz und Südtirol. Zum klassischen Begriff für alles Dumpf-Militärische ist es durch die gleichnamige Romantrilogie des Schriftstellers Hans Hellmut Kirst (1914–1989) geworden.

Ursprünglich war ‚08/15‘ jedoch nur die Bezeichnung für das Maschinengewehr der deutschen Truppen im Ersten Weltkrieg, das diese deshalb trug, weil es jeweils in den Jahren 1908 und 1915 technisch verbessert worden war. Der immer wiederkehrende, eintönige Drill der Soldaten des Ersten Weltkrieges an diesem Maschinengewehr kann zur Übernahme der Waffenbezeichnung in die Umgangssprache geführt haben – zumindest ist dies eine häufig geäußerte Annahme. Außerdem hatte sich im Verlauf des Ersten Weltkrieges die Bau- und Materialqualität des Maschinengewehrs deutlich verschlechtert, bis ‚08/15‘ schließlich für die Soldaten zum feststehenden Begriff für alles wurde, was nichts Besonderes war – Alltag also.


Abwehrkampf einer MG-Abteilung (1915/16); Gemälde von Karl Friedrich Gsur

Die Übernahme des Begriffes in unsere tägliche Sprache war jedoch kein kurzfristiger Vorgang. Befördert wurde er nämlich noch durch die Zustände, unter denen die Soldaten ein Vierteljahrhundert später zu leiden hatten: Während des Zweiten Weltkrieges, namentlich in den letzten beiden Kriegsjahren, wandelte sich ‚08/15‘ zu einem Sammelbegriff für die immer schlechter werdende Versorgung, vor allem die unzulängliche, völlig überaltete einheitliche Ausrüstung der Soldaten.

Schließlich wurde ‚08/15‘ dann durch Kirsts Romane – und besonders durch ihre sehr erfolgreiche Verfilmung (Drehbuch: Ernst von Salomon) aus 1954 mit Joachim Fuchsberger in der Rolle des Gefreiten Hermann Asch – endgültig im gesamten deutschen Sprachraum zum Synonym für stumpfen, oft menschenverachtenden militärischen Drill.

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