Читать книгу Blutiges Automatengeld oder Neid, Gier, Tod - Hajo Heider - Страница 11
Geislingen
ОглавлениеMessinger telefonierte mit Frau Dahlheim, der Tochter von Frau Schiefer.
„Kriminalhauptkommissar Messinger vom LKA“, meldete er sich. „Ich habe gehört, Frau Schiefer wohnt während Ferdinands Urlaub in Geislingen.“
Seine Stimme transportierte angenehmes Lächeln.
„Worum handelt es sich?“
Die Frauenstimme klang ebenfalls sympathisch.
„Es geht um Ihren Bruder“, sagte Messinger. „Wir wollen ihn möglichst nicht im Urlaub stören, aber unser Anliegen ist dringend. Wir können nicht auf Ferdinands Rückkehr warten.“
„Geht es am Telefon?“
„Wir haben auch daran gedacht, aber die Angelegenheit könnte fernmündlich zu kompliziert werden“, sagte er.
„Kennen Sie unsere Adresse?“
„Die Nachbarin Ihrer Mutter war so lieb, uns die Adresse zu geben.“
Sie beschrieb die Richtung, mit Wegmarken. Bramerthal notierte.
„Wir sind noch in Göppingen, fahren aber sofort los.“
„Beeilen Sie sich, ich koche Kaffee. Ich habe extra für Sie einen Kirschkuchen gebacken.“
„Kirschkuchen ist mein Favorit. Macht es Ihnen etwas aus, wenn mein Kollege mitkommt“, fragte Messinger.
Die Frau sagte lächelnd: „Ich kann Ihnen ein paar Stücke mitgeben.“
„Ich hoffe, im Kuchen sind keine Steine“, sagte Bramerthal.
„Die Wegbeschreibung klingt steinig, wie die Irrfahrt des Odysseus. Jetzt ärgere ich mich, dass ich kein Navi mitbestellt habe.“
„Wie zuverlässig ist so ein Ding, wenn das US-Militär die Ortungsqualität für private Nutzer reduziert und im Krisenfall sperren kann? Wenn ich so etwas lese, frage ich mich, wie weit sich Paranoia reduzieren lässt. Zweitens muss man, mit einem Navi, auf solche schönstimmigen Telefongespräche verzichten. Sie klangen übrigens wie ein guter Bekannter.“
Messinger sagte geschmeichelt: „Ich greife auf alte Regeln und Werte unserer Restkultur zurück. Wie du kommst gegangen, so wirst du empfangen.“
„Restkultur?“, frage Bramerthal. „Hört sich an, wie etwas zum Wiederverwerten. Zukünftig beziehen wir unsere Wärme aus Kulturverbrennungsanlagen?“
Ihr Mienenspiel verriet gegenseitige Sympathie. Ein hellblauer Mercedes bog in die Wangener Straße, sie warteten.
Messingers Augen verengten sich, er wurde ernst.
„Ich hoffe, es ist in Ihrem Sinn“, begann er.
Bramerthal nahm die Hand vom Zündschlüssel.
„Ich habe mit meinem LD und mit der Staatsanwältin gesprochen.“
Bramerthal hielt das Lenkrad mit beiden Händen fest.
„Sie sollten bis zum Abschluss des Automatenfalls fürs LKA arbeiten. Sie kennen sich aus, sind positiv. Was halten Sie von meiner Idee?“
Bramerthal drehte den Zündschlüssel, betrachtete die Anzeige und startete.
„Ich bin erst seit ein paar Wochen in der Direktion Göppingen. Mir fehlt Erfahrung.“
Messinger wartete, bis Bramerthal auf die Hauptstraße einbog.
„Wie gewinnen Sie Erfahrung?“, fragte Messinger.
Bramerthal schwieg.
„Man muss etwas erfahren und das geschieht nicht im Büro.“
Bramerthal beschleunigte, schwieg.
„Ich brauche Sie bei dem Fall. Mit Ihnen kann ich zusammenarbeiten, wir haben die gleiche Wellenlänge.“ Messinger bettelte: „Haben Sie Lust oder wollen Sie?“
Bramerthal schwieg.
„Entscheiden Sie sich, sonst frage ich Schroth.“ Messinger beobachtete seinen zögernden Wunschkollegen. „Das ist Ihre große Chance!“
„Schroth ist frisch verlobt, der wird sich auf so ein Abenteuer nicht einlassen.“ Bramerthal gab sich Mühe, entspannt zu wirken. „Wo sehen Sie die gleiche Wellenlänge? Sie erkennen ein gemeinsames Interesse genannt Traudl.“
„Misstrauen kann durchaus positiv sein“, sagte Messinger lachend.
„Nein, es war die Stimme, die Stimme dieser Frau Dahlheim. Ich sah die Frau deutlich vor mir. Sie schüttelte den Kopf, um mich zu warnen.“
„Die Stimme von Frau Dahlheim?“, fragte Messinger ungläubig. „Warnen wovor?“
„Aus Telefonstimmen konstruiere ich ein Bild der Person. Wenn ich das Original sehe, bin ich selten enttäuscht, meist von meinem Treffer positiv überrascht.“
Messinger nickte lobend.
„Wie stellen Sie sich diese Warnerin vor?“
Bramerthal ordnete seine Eindrücke und sagte: „Noch keine dreißig, schlank, mittelgroß, ein fröhlicher Typ, hilfsbereit. Sie hat Lachfalten um Mund und Augen. Der Mund ist groß, mit vollen Lippen. Die Augen sind hellblau, das Haar ist weizenblond, mittellang. Die Resonanz ihrer Stimme wird durch die beachtliche Oberweite erzeugt.“
Messinger lachte ungestüm.
„Traudls Beschreibung ist ihnen ziemlich gut gelungen.“
Bramerthal entrüstete sich zuerst, schwieg, bis er mit einem gewaltigen Seufzer sagte: „Sie haben mir die Kraft meines Widerspruchs geraubt, aber wir warten ab, bis wir das Original kennen.“
„Die Warnung kam offensichtlich nicht von Frau Dahlheim. Sie sollten Ihre Entscheidungen keinem Gespenst überlassen.“
Messinger nahm die Straßenkarte aus dem Handschuhfach. Bramerthal reichte ihm sein schwarzes Notizbuch.
„Ich lese vor, wenn wir so weit sind.“
„Weshalb erledigen wir die Befragung nicht telefonisch?“, wollte Bramerthal wissen.
Messinger suchte das Gesicht des Kollegen im Außenspiegel - vergeblich.
„Wir können keine Ja-Nein-Fragen stellen. Mir fällt auch keine Antwort ein, die direkt weiterhelfen könnte. Selbst wenn wir die Garage öffnen, erhalten wir keine Antwort. Herr Bramerthal, das ist eine Gelegenheit Ihr Gehör zu schärfen, dass Sie nicht in jeder Frauenstimme Traudl erkennen. Sie können das Gespür für Körpersprache verfeinern. Wir müssen wissen, ob wir befragten Personen vertrauen können.“
Er bemerkte Bramerthals nachdenkliche Miene und fragte das Seitenfenster: „Lieben Sie Traudl?“
„Herr Messinger, das ist eine Ja-Nein-Frage, die Sie mir am Telefon stellen können.“
„Gut pariert!“, lobte Messinger.
„Hat Herr Schiefer etwas mit den Automaten zu tun?“
„Das schließe ich vorläufig aus. Trotzdem bleibt interessant, weshalb das Signal aus seiner Garage kommt.“
Der frühe Feierabendverkehr hatte sie, wie zäher Honig, in seinen Fluss aufgenommen.
„Wenn ich vom Fitnessstudio komme, fühle ich mich wie erneuert“, kam Messinger auf das alte Thema zurück. „Bei Einsätzen im Niemandsland nehme ich zwei Hanteln ins Gepäck.“
Bramerthal wurde bewusst, wie unbequem einfaches Leben ist, sofern Hanteln zum Überleben gebraucht werden.
„Sonntags ist Gemeinschaftssauna, sagten Sie. Haben Sie Lust mit hinzugehen?“
„Never on Sundays“, sagte Bramerthal.
Der Nachmittag war hell, die Sicht klar. Der Wagen schnurrte einen Anstieg hoch, der seinen betagten Diesel herausgefordert hätte. Messinger las die Wegpunkte vor. Trotz exakter Hinweise blieb es schwierig, die Mozartstraße zu finden. Geislingen passte sich den Verwinkelungen von Tälern an, die willkürlich in die Landschaft gegraben waren, Seitentäler, Hügel, Wasserläufe. Auf der Fahrt durch Geislingen sahen sie nur eine Handvoll Fußgänger. Ohne exakte Beschreibung hätte ihr Weg in Verzweiflung geendet.
„Wohnen Sie in Stuttgart?“, fragte Bramerthal.
„Seit der Scheidung wohne ich auf dem Hallschlag. Wenn Sie den Grund erfahren, weshalb sich meine Frau scheiden ließ, werden Sie sich totlachen“
Bramerthal warf einen prüfenden Blick, ob Messinger darüber sprechen wollte, und nickte aufmunternd.
„Angeblich sprach ich im Traum über Traudl. Sie hatte Traudl nie gesehen, ich hatte in wachem Zustand nie ihren Namen genannt. Sie durchstöberte alte Fotos, zeigte auf Traudls Gesicht und fragte, ist das diese Frau, von der du mir in deinen Träumen vorstöhnst. Dadurch entstand eine Kerbe, die täglich tiefer wurde.“
„Bedauern Sie Ihre Träume?“
„Das war der Süßstoff meiner Nächte“, sagte er.
„Woher wissen Sie, dass ich aus Esslingen komme?“, fragte Bramerthal scharf.
Messinger betrachtete ihn nervös. „Wie kommen sie drauf? Zugegeben, ich habe mich ein wenig vorbereitet. Aber wie kommen Sie drauf?“
„Ein Göppinger kann mit dem Wort Hallschlag vermutlich wenig anfangen.“
„War wohl ein Patzer oder die Erwartung, dass Sie sich in Ihrer Heimat auskennen.“
Bramerthal konterte umgehend: „Mein Vater kannte alle Straßen in Esslingen und Stuttgart, während mir die Hauptstädte der US-Staaten eingehämmert wurden. Schulabsolventen stolpern planlos durch die Heimat und verstehen wenig von der weiten Welt. Schick ein Kind zum Einkaufen und die Familie wird verhungern.“
„Man entgeht dem Hungertod mit einer erprobten Methode“, sagte Messinger. „Von einem Agenten des FBI, einem Kosmopoliten, wurde ich über die Segnung des Mäck Hamburg aufgeklärt, der in Boston so schmeckt wie in Paris oder Hintertupfingen.“ Er machte eine Pause, um Bramerthal zu prüfen. „Wir sollten unsere Ansprüche an Menschen orientieren, die die Welt mit dem Quarter Pounder messen, wodurch wir ein Optimum an Selbstzufriedenheit erreichen. Schicken Sie Ihr Kind zum nächsten Hamburgerladen und es wird glücklich und satt zurückkehren.“
„Man müsste Kosmopolit sein!“, sagte Bramerthal ehrfürchtig. „Aber der kleine Junge könnte sich am Wort Quarter Pounder verschlucken.“
Frau Dahlheims äußere Werte stimmten mit Bramerthals Altersschätzung überein und dort wo ihre Stimme Resonanz entwickelte. Ihr Haar war braun, sie war so groß wie Messinger, der Mund eher klein.
Frau Schiefer stand unauffällig hinter ihrer Tochter, eine ältere Frau, strenge Frisur, wässrige Augen. Die Kommissare wurden hereingebeten. Sechs Gedecke standen bereit. Solcher Empfang machte verlegen.
„Sie sind pünktlich wie Kommissare“, sagte Frau Dahlheim.
„Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Polizei“, erwiderte Messinger.
„Ich gehe davon aus, dass meine Kinder zuhören können?“, wollte sie wissen.
„Natürlich!“
Im Garten tobten junge Stimmen.
Frau Schiefer setzte sich in Messingers Nähe, weil sie alles verstehen wollte.
„Es muss eine wichtige Angelegenheit sein, wenn Sie extra von Göppingen kommen?“
„Vielleicht hätten wir die Fragen am Telefon stellen können, aber eine Antwort kann unzählige Fragen gebären. Wir sprechen gern von Auge zu Auge und kosten noch viel lieber frischen Kirschkuchen.“
„Und jetzt?“
Die Kinder waren interessiert. Sie kannten Kommissare aus Vorabendfilmen. Dort gehörten Anzugträger gewöhnlich zu den bösen Buben.
„Gelegentlich müssen wir zu technischen Tricks greifen“, begann Messinger.
Mit der ersten Augenreaktion war er zufrieden. Er entschloss sich, so klar zu sprechen, wie er dies vertreten konnte.
„Vor einiger Zeit brachte ich an einem Wagen einen Sender an. Das war in Freiburg.“
Frau Dahlheim nickte verstehend.
Mit der Ruhe eines Feriengasts trank er einen Schluck Kaffee, drückte mit der Gabel ein Stück vom Kuchen, das er genüsslich bearbeitete. Sein anerkennendes Kopfnicken gefiel der Kuchenbäckerin und sie bedankte sich mit strahlenden Augen.
„Wir verfolgten den Wagen. Leider verloren wir die Spur, weil der Sender eine geringe Reichweite hat.“
Die Andeutung steigerte die Aufmerksamkeit. Bramerthal beobachtete die Frauen, die Kinder hielten sich gegenseitig an den Händen. Er überlegte, ob er so ausführlich gesprochen hätte, schaute sich verstohlen um, suchte Zeichen, die auf einen Mann deuteten. Er überlegte, welche geschlechtsspezifischen Symbole in seinen Behausungen erkennbar waren. Der Halbitaliener war im Bücherregal sichtbar. Die Hälfte der Buchrücken ließen italienische Inhalte vermuten. Sein gelbes Haar war keine Tarnung. Er war eben der Sohn seines Vaters, deutscher Vatersprachler und italienischer Muttersprachler. In seinem Bad standen Rasierzeug und spärliche Kosmetika. Seine Küche hätte eine kinderlose Italienerin vermuten lassen.
Messinger wandte sich verschwörerisch an die Kleinen: „Diese Geheimnisse müssen natürlich unter uns bleiben.“
Er zwinkerte Frau Dahlheim zu.
„Bei einer Fahrt durch Göppingen empfingen wir zufällig das Signal des Senders. Wir durchfuhren viele Straßen. In der Wangener Straße erwarteten wir, den markierten Wagen zu finden und wurden enttäuscht. Wir querten die Gegend mehrfach, bis wir sicher waren, den Sender in einer der beiden Garagen zu finden. Weil die Nachbarin ihre eigene Garage öffnete, wissen wir, dass der Sender in Ihrer Garage ist.“
„Sie haben an den Wagen meines Sohns einen Sender gemacht? Weshalb…“ Frau Schiefer brach ab, das Verständnis mancher Sätze brauchte länger. „Wann soll mein Sohn in Freiburg gewesen sein?“
„An einem blauen Mercedes war der Sender“, sagte Messinger. „Wir wissen, dass Ihr Sohn einen grauen Passat besitzt. Genau das macht die Sache so interessant. Das Signal kommt eindeutig aus Ihrer Garage. Wir müssen klären, weshalb.“
Frau Schiefer schwieg betroffen. Sie hatte keine Erklärung.
„Kann das etwas mit dem Unfall zu tun haben?“, fragte Frau Dahlheim, an ihre Mutter gewandt. „Ich habe dich abgeholt, weil Ferdinand einen Unfall hatte.“
„Frau Dahlheim, hat Ihr Bruder mit Ihnen über den Unfall gesprochen?“, fragte Messinger.
„Ein Auffahrunfall. Ferdinand war unachtsam gewesen, aber er hat sich mit dem Unfallgegner arrangiert. An dem Mercedes sei kein Schaden entstanden, versicherte er.“
Bramerthal machte Notizen.
„Wissen Sie, wann sich der Unfall ereignete?“
„In der Nacht vor dem Urlaubsbeginn“, sagte Frau Schiefer und nannte das Datum.
„Wissen Sie auch, wo sich der Unfall ereignete?“
Die Frauen konnten nicht weiterhelfen.
„Es tut uns leider, aber wir müssen Ferdinand im Urlaub stören“, sagte Messinger.
Er ließ sich den Namen der Unterkunft und die Handynummer geben. Bramerthal notierte. Sie bedankten sich. Zu den Kindern sagte Messinger: „Ihr wisst jetzt, vor Polizisten braucht man keine Angst zu haben.“
Die Kinder nickten halb überzeugt. Er strich über ihre Köpfe.
„Haben Sie Kinder“, fragte Frau Dahlheim.
„Ich übe noch“, sagte er.
Bramerthal blähte die Backen, sodass er nicht loslachte.
„Wann kommt Ferdinand zurück?“, war eine Rettungsfrage.
„Am Samstag übernächste Woche“, sagte Frau Schiefer.
Bramerthal war sicher, die Fahrt nach Geislingen sollte Messinger die Gelegenheit zu einem ruhigen Gespräch unter Männern geben, um nicht zu sagen, zwischen Rivalen. Es ging um Traudl. Sein Angebot der befristeten Stelle beim LKA war sozusagen der Speck in der Falle. Sobald er in das Lockmittel biss, war er für Traudl oder sie für ihn verloren. Auf der Rückfahrt waren beide schweigsam.
Bramerthal reflektierte bei jeder Treppenstufe über den Kuss vor der Sparkasse. Wollte Traudl Eifersucht entfachen, oder die Situation wortlos klären. Sie hatte ihn Manne genannt, wie die Chefin. Sie hatte ihn trotz Bart erkannt, und augenblicklich seinen Namen erinnert. Er überlegte, wie viele Frauennamen nach zwei Jahren noch in seinem Gedächtnis hafteten. Es musste eine starke Bindung bestanden haben. Er zögerte vor der Wohnungstür und zweifelte an sich selbst. Seine Hand suchte, gemeinsam mit dem Schlüssel, nach dem Schlüsselloch.
Sie kam auf Fußspitzen aus dem Kinderzimmer, umarmte ihn. Er fragte sich, woran er gezweifelt hatte.
„Die Mädchen schlafen“, sagte sie.
„Ich war mit Messinger zu einer Befragung in Geislingen.“
„Wie findest du ihn?“
„War etwas zwischen euch, das wiedererwacht ist?“
Sie setzten sich aufs Sofa, Traudl erzählte: „Vor sieben Jahren machten drei Kommissaranwärter in Göppingen ein Praktikum, Elisabeth Schnürle, Manfred Messinger und mein Mann. Mein Mann und Lissi kamen aus Göppingen, Messinger war bei der Bereitschaftspolizei untergekommen. Er wusste nicht, dass wir verlobt waren. Messinger und ich trafen uns nachts, damals war er dir sehr ähnlich.“
Sie lauschte auf ein unhörbares Geräusch, ging in die Küche und brachte zwei Bierflaschen und Gläser, die sie auf dem Couchtisch abstellte, Bramerthal grübelte, Traudl sprach weiter.
„Ich zweifelte am Sinn meines Versprechens, das ich meinem späteren Mann gegeben hatte. Messinger und ich liebten uns heftig. Am Ende des Praktikums sagte ich, ich sei verlobt. Ich konnte ihn erst vergessen, seit ich mit dir zusammen bin.“
Ihr anschließendes Schweigen war geschwätzig wie ein Sack voll leerer Worte.
„Du liebst ihn noch?“
„Messinger glaubt, wir könnten dort weitermachen, wo wir aufgehört hatten. Meine Töchter sehnen sich nach einem Vater und ich möchte mit einem Mann leben, möchte altmodisch heiraten.“
„Messinger hat mich gebeten, mich zu entscheiden“, sagte Bramerthal.
„Will er sich mit dir duellieren? Ich treffe meine eigenen Entscheidungen“, sagte sie wütend.
„Es geht um eine berufliche Entscheidung.“