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Warum nicht ein Rolls-Royce …?

Ein halbes Jahr später war ich drauf und dran, ebenfalls einen Rolls von Bunty zu erwerben. Ich hätte ihn für nur 250 Pfund haben können. Ein Freundschaftspreis! Ein Schnäppchen!

Was hatte mich davon abgehalten, diesen 20 hp Baujahr 1929 zu erwerben? Nun, das Pfund war damals an die 11 Mark 20 wert, und 2800 Mark plus Zoll und Überführung in einen weiteren Oldtimer zu investieren, konnte ich mir schlichtweg – noch – nicht erlauben. Ich besaß bereits drei alte Autos, und die verschlangen, weil es an ihnen so viel zu reparieren gab, furchtbar viel Geld, die Hälfte vieler Monatsgehälter.

Als Abonnent der in London erscheinenden Zeitschrift »Motor Sport« konnte ich Buntys dort veröffentlichte Inserate studieren und im Vergleich mit seinen Konkurrenten erkennen, dass seine Preise nicht überzogen waren. Ich befand mich auf dem Verteiler seiner monatlichen »stock list« und erhielt auf Anfrage von Bunty oder Hazel oder Humphrey jede Menge Polaroid-Fotos. Ernsthaft interessiert war ich an einem Rolls eigentlich nicht, aber die Faszination, die von den Autos ausging, war groß.

Einmal im Leben einen Rolls-Royce besitzen … diesen Wunsch konnte man sich auch als Normalverdiener durchaus erfüllen (man kann es auch heute noch, wenn man es richtig macht). Bunty hatte auf die richtige Karte gesetzt, als er vor allem auf amerikanische Kundschaft baute. Von drei Fahrzeugen verkaufte Bunty zwei an Kunden aus Übersee. Sie waren gut beraten, selbst nach England zu kommen, um sich in einer der Remisen auf Rock Cottage oder später im Show Room der Macclesfield Road den Rolls ihrer Träume auszuwählen und ihn auch gleich mitzunehmen. Ließen sie sich unbesehen, nur auf Beschreibungen und ein paar Bilder aus der Sofortbildkamera hin, den Wagen ihrer Wahl per Container schicken, konnte es durchaus passieren, dass es herbe Enttäuschungen gab. Da es üblich war, per Akkreditiv im Vorhinein zu bezahlen, Bunty also über das Geld in dem Moment verfügte, an welchem die Reederei die Fracht in Liverpool übernommen hatte, trug er als Verkäufer das geringere Risiko.

Das »beste Auto der Welt« steckte – wie jedes andere Motorfahrzeug auch – voller Macken und Tücken, wenn es in die Jahre kam und nicht zeitlebens sorgfältig gewartet worden war. Geoffrey und Eddie taten ihr bestes, um die ihnen anvertrauten Autos so tipptopp wie möglich herzurichten. Nur die wirklich heruntergekommenen Exemplare beließen sie im eigenen Saft. Zur Ehrenrettung der Firma Scott-Moncrieff beeile ich mich anzufügen, dass sie auch immer wieder exzellente Ersthand-Exemplare im Angebot hatte, chauffeuer-gepflegt, makellos und fit für den nächsten Concours d’Elegance.

»Zuerst schaue ich immer in die Ritzen der Polster,« verriet mir Bunty einen seiner Tipps zum günstigen Autokauf. Nach Münzen, die da hineingerutscht sind, nahm ich an. »Nein, nach Konfetti … Von gewissen Mengen an gehe ich davon aus, dass der Wagen häufig zu Hochzeitsfahrten ausgeliehen und von Leuten benutzt wurde, die ihn anschließend nicht gründlich reinigten. Das lässt in meinen Augen Schlüsse auf Nachlässigkeit zu.«

Wer einen Rolls-Royce bei Bunty erwarb, wollte meist ein anderes Auto in Zahlung geben. Bunty ließ sich darauf aber nur ein, wenn es sich um eine Besonderheit handelte. Ein Auto, das für sich oder Averil zu behalten lohnte oder für das er einen Liebhaber in petto hatte. Auf diese Art und Weise ergaben sich Ringtausch-Transaktionen, die Rock Cottage gelegentlich zu einem Museum mit in rascher Folge von wechselnden Exponaten machten. Ich war vielleicht zehn Mal dort, und bei jedem Besuch warteten automobile Überraschungen auf mich.


Bunty legte mir diesen hübschen, zweisitzigen Rolls-Royce 20 hp von 1929 sehr ans Herz. Für 250 Pfund hätte ich ihn haben können. Ein Schnäppchen, denn im Vergleich zu vielen anderen seiner Autos dieser Preisklasse war der Wagen gut beieinander. Ich widerstand dennoch. Nicht zuletzt, um unsere Freundschaft nicht durch das Risiko eines Geschäfts zu belasten.


Bunty mit Putzzeug? Nur für den Fotografen! Er pflegte es Hilfswilligen zu überlassen, sich um das Erscheinungsbild seiner Fahrzeuge zu kümmern. Und die übertrieben derlei Tätigkeiten auch nicht gerade: »Wir sind ehrliche Leute … unsere Autos müssen erkennen lassen, dass sie alles andere als neu sind, sonst sähe es aus, als machten wir den Kunden etwas vor!

Bunty

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