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ОглавлениеVon der Mutter die Autoleidenschaft
Bunty sprach stets in Ehrfurcht von seinem Vater. Aber es war die Mutter, der seine besondere Zuneigung galt, und diese erwiderte sie mit der gleichen Innigkeit. Bunty war ihr spätes, sehnlich gewünschtes und einziges Kind. Der Knabe hing so sehr an ihr, dass er vor Sehnsucht oft in die Kissen weinte, als er im Wellington-Internat in Copthorne von ihr getrennt war. Voller Ungeduld erwartete er die Wochenenden, wenn sie ihn besuchen kam, und erst recht die Ferien; die verbrachten Mutter und Sohn an der Küste. Mrs. Scott-Moncrieff holte ihren Jungen vom Internat stets mit einem älteren, kettengetriebenen Vierzylinder-Mors ab, ein französisches Automobil, das sie bei der Mors-Repräsentanz in London erworben hatte, jener Firma, die vor Jahren von einem gewissen Charles Stewart Rolls – dem späteren Partner eines Mr. Henry Royce – gegründet worden war. Bunty wurde von allen Mitschülern beneidet, wenn seine Mutter so schneidig mit einem großen Wagen vorfuhr, und die Tatsache, dass sie überhaupt den Mut besaß, als Frau ein solches Ungetüm zu lenken, mag für Buntys spätere Autoleidenschaft mit ausschlaggebend gewesen sein. Immer wieder kam dieser Mors, Baujahr 1908, in Buntys Erzählungen vor.
Das Fabrikat Mors war in England damals ebenso bekannt wie in Frankreich. Die Ende 1907 eingeführten neuen Vierzylinder mit Kardan- statt bisher Kettenantrieb waren übrigens auf Anregung eines damals in der Autobranche noch unbekannten Ingenieurs entstanden, den die Pariser Firma zu ihrem Geschäftsführer bestellt hatte. Er hieß André Citroën.
In Wellington war Bunty mit Sicherheit der erste und einzige Schüler, der ein Auto besaß, wenn es auch niemand wissen durfte – zumindest die Lehrer nicht. Aber selbst seine geliebte Mutter hatte Bunty nicht eingeweiht. Sie wunderte sich nur über die ständigen Geldsorgen ihres Sohnes, von dem sie fest überzeugt war, dass er weder spielte noch wettete noch trank. Dass er das Geld brauchte, um einen Motorwagen zu finanzieren, darauf kam sie nicht. Angeblich war es der teure Tennisunterricht, der hohe Beträge verschlang; in Wahrheit bezahlte Bunty das noch sehr viel teurere Benzin für seinen Wagen. Den ersten seines Lebens, und er hatte ihn selbst gebaut.
Bunty wurde später ein paarmal gefragt, warum er keine Bühnenkarriere eingeschlagen habe. Sein großartiges Schauspieltalent, seine Art, Aufmerksamkeit zu erregen und die Mitwelt dazu zu bringen, sich für ihn zu begeistern, seine Begabung für theatralische Effekte wäre gut honoriert worden. Seines Vaters Schwester hingegen glaubte in Bunty eher einen künftigen Literaten entdeckt zu haben. Tante May war selbst Schriftstellerin. Doch Bunty liebte mehr das gesprochene als das geschriebene Wort, auch wenn er später einige Bücher und zahlreiche Zeitschriftenartikel verfasste.
Lauselümmel Bunty im Alter von 14 Jahren. Nach feiner englischer Art hat man ihn mit Schlips und Krawattennadel dekoriert. Auf stilvolle Garderobe – oder was er dafür hielt – legte Bunty auch später großen Wert.
Zu seiner Mutter Grace, geborene Eustace, hatte Bunty ein inniges Verhältnis. Sie gehörte zu den wenigen Frauen, die damals in England einen Führerschein besaßen und obendrein ein PS-starkes Automobil. Die Eskapaden und das Cambridge-Studium ihres Sohnes finanzierte sie, soweit es ihre