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15 D Von Bayonne nach St-Jean-de-Luz

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Vue sur Bayonne

In nächster Nähe von Biarritz, am Zusammenfluß von Nive und Adour, sechs Kilometer vom Meer entfernt, liegt in schöner Umgebung Bayonne. Durch seine Befestigungsanlagen, die mittlerweile zu freundlichen Promenaden umgewandelt wurden, nahm die interessante baskische Stadt in früherer Zeit eine Schlüsselstellung als Überwacherin der westlichen Pyrenäen ein. Heute zählt Bayonne (rund 43.000 Einwohner) zu den wichtigsten Hafenstädten an der französischen Atlantikküste, mit eigenem Flugzeug- und Schiffsbau, mit Holzindustrie und Nahrungsmittelproduktion. Erfreulicherweise denken wir beim Namen dieser Stadt nicht länger mehr an deren ehemalige Waffenschmieden, in denen das Bajonett entwickelt wurde, die blutige Nahkampfwaffe, mit der sich einst auch Deutsche und Franzosen gegenseitig abschlachteten, sondern nur noch an Bayonnes Schönheiten, an seine Baudenkmäler und seine folkloristischen Darbietungen, zu denen das alljährlich im August stattfindende internationale Festival der Baskenländer gehört, an Pelotaspiel oder an die kulinarischen Spezialitäten, unter denen der besonders schmackhafte Schinken zu erwähnen ist.

Zwei Brücken, der Pont Mayon über die Nive und der Pont Saint-Esprit über den Adour, führen zur Place de la Liberté, dem Zentrum von Bayonne mit dem Hôtel de Ville und dem Theater. Durch die malerischen Laubengänge der Rue du Port Neuf gelangen wir zur Marienkathedrale (1213–1544) – la cathédrale Sainte-Marie -, einer der schönsten Kirchen im Südwesten Frankreichs. Der dreischiffige Bau mit Querhaus, Umgangschor und Radialkapellen weist Stilelemente der nordfranzösischen Gotik auf – in der Pyrenäengegend eine Einmaligkeit. Von der Sakristei her betreten wir den stimmungsvollen Kreuzgang des 14. Jahrhunderts. Von hier aus sind die prächtigen Glasmalereien zu sehen, mit denen man 1531 die Fenster einer der Kapellen geschmückt hatte. Die beiden siebzig Meter hohen Fassadentürme der Kathedrale wurden erst im 19. Jahrhundert vollendet.

Ganz nahe von diesem geistlichen Mittelpunkt der Stadt erhebt sich das vieux château. Bei dieser auf den Grundmauern einer römischen Wallanlage errichteten mittelalterlichen Burg bringt sich wieder einmal auch Vauban in Erinnerung, der zur Zeit des »Sonnenkönigs« in ganz Frankreich so überaus emsig war und die Festung 1680 erneuerte.

Am anderen Ufer der Nive, zwischen ihr und dem Adour, liegt das château neuf aus dem 15. Jahrhundert, das mit seinen Wehrtürmen auf la petite Bayonne, das »kleine Bayonne«, herunterschaut. In diesem Stadtteil finden wir zwei sehenswerte Museen: das Musée Bonnat, eine reiche Gemäldesammlung, und das Musée basque. Ersteres ist nach dem baskischen Maler Léon Bonnat benannt und zeigt u.a. Werke von Botticelli, Delacroix, Fragonard, Ingres, Van Dyck, Rubens, Hals, El Greco, Goya, Murillo, Constable und Turner sowie Grafiken, Bronzen und Tapisserien.

Wer sich dagegen intensiver über Kultur und Geschichte der Basken informieren will, dem sei das Musée basque empfohlen. Es ist in der schönen Maison Dagourette aus dem 15. Jahrhundert eingerichtet. In vierzig Räumen finden sich hier Sammlungen zu Brauchtum, Handwerk, Kunsthandwerk, Sakralkunst, Architektur und Wohnkultur, des weiteren Schiffsmodelle und Dokumente zur Schiffahrt, selbst das traurige Kapitel der Hexenverfolgung im Baskenland ist nicht ausgespart. Im Innenhof sind baskische Grabstelen aufgestellt, und das Obergeschoß dieses Museums ist ganz der Geschichte des Pelotaspiels gewidmet.

Schlendern wir noch einmal durch die Altstadt. In ihren Arkadenhäusern fallen uns die vielen Schokoladengeschäfte auf. Liebevoll sind die Auslagen dekoriert. Une jolie maison de chocolat – ein hübsches Haus aus Schokolade – darf darin nicht fehlen. Wir sehen schon: was die Gaumenfreuden betrifft, so ist die Schokolade von Bayonne nicht weniger berühmt als der bekannte Schinken. Das Rezept der Kakaozubereitung brachten Juden mit, die im 17. Jahrhundert durch die Inquisition aus Portugal und Spanien vertrieben wurden und sich in Bayonne niederließen. Die Kulturen begegnen sich in dieser Stadt der Basken auf vielfältige Weise. Schon zur Zeit Karls des Großen war Bayonne ein Brückenpfeiler zwischen dem Abendland und der in Spanien ansässigen arabischen Welt.

Unsere Reise durch das Pays basque führt weiter nach St-Jean-de-Luz, dem kleinen Fischerhafen am Atlantik, der aber der größte Thunfischumschlagplatz von Frankreich ist.


St-Jean-de-Luz

Vom alten Hafen des heute gern besuchten Badeortes aus stachen schon im 13. und 14. Jahrhundert Schiffe bis nach Neufundland, Kanada, zur Hudsonbay und bis nach Spitzbergen in See. Aus dem 17. Jahrhundert stehen im quartier de la Barre, dem ehemaligen Reederviertel, noch schöne alte Häuser.

Berühmt aber wurde St-Jean-de-Luz (rund 13.000 Einwohner), wie Biarritz, durch ein gekröntes Paar. In der stattlichen Kirche von St-Jean-Baptiste, einem mehrmals umgestalteten Bau, der ins 13. Jahrhundert zurückreicht, heiratete Ludwig XIV. am 9. Juni 1660 die Infantin von Spanien, Marie-Thérèse, die Tochter König Philipps IV. Die Pforte rechts neben dem Portal, durch die das Königspaar die Kirche nach der Trauung verließ, ist seit jenem historischen Tag zugemauert. Kein anderer Sterblicher mehr sollte sie durchschreiten. So devot war man damals dem Sonnenkönig gegenüber, der vier Wochen in St-Jean-de-Luz zugebracht hatte. Die Maison Louis XIV, ein elegantes Patrizierhaus im baskischen Stil aus dem Jahre 1643, zeigt noch die damalige Einrichtung: la chambre du Roi, das Schlafzimmer des Königs, la cuisine, die mit reichlichem Kupfer- und anderem Geschirr bestückte Küche, und la salle à manger, das Speisezimmer mit seinem Silber und Porzellan, dessen Holztäfelung ein uns aus der letzten Sendung bekanntes Motiv zeigt: le Pas de Roland – den Rolandspfad im Baskenland.

Marie-Thérèse wohnte anläßlich der Hochzeitsvorbereitungen, zusammen mit der Königinmutter Anna von Österreich, in der Maison de l’Infante, einem architektonisch klar gegliederten Haus im Louis-XIII-Stil.

Auf der anderen Seite des Hafenbeckens, im Nachbarort Ciboure, liegt das Geburtshaus des französischen Komponisten Maurice Ravel (1875–1937). Er hat der französischen Musik durch eine neue, farbige Instrumentation und einen impressionistischen Klangzauber, der auch Elemente des Jazz und der russischen Moderne mit einschloß, neue Impulse verliehen. Wer kennt nicht seinen 1928 entstandenen Boléro? Diese Komposition mit ihrer sich magisch steigernden Klangfülle nach dem Muster spanischer Volkstänze kann man im Ohr haben, wenn man, wieder in St-Jean-de-Luz, unter den wippenden Schiffsmasten im alten Hafen steht, über dem sich das unendliche Blaugrau des atlantischen Horizonts wölbt.

Nach so vielen geistigen Genüssen wollen wir den Aufenthalt in St-Jean-de-Luz mit einem Abendessen in einem der zahlreichen Restaurants rund um das alte Hafenbecken beschließen. Hier probieren wir ttoro, die baskische Fischsuppe. Sie ist eine Variante der berühmteren bouillabaisse.

Die nächste Etappe unserer Tour de France führt uns in das Thermalbad Dax. Mal sehen, wer dort eine Kur nötig hat.


Le port de St-Jean-de-Luz

Bon Courage - Band 2

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