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Die Falkenfee

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Ein Bäuerlein schlich mit geladener Büchse grantig durch die Felder und entlang der Windschutzgürtel. Ein Habicht hatte ihm ein paar seiner Hühner geholt und er war fest entschlossen dem Räuber den Garaus zu machen.

Auf dem Dach des Kirchleins beim heiling Brunn sah er einen großen Greif sitzen und schlich sich an.

Es war allerdings kein Vogel sondern die Falkenfee die am Dach die milde Abendsonne genoss, nur konnte sie kein Mensch als Fee erkennen. Und als der Bauer nahe genug heran war schoss er auf den vermeintlichen Räuber.

Natürlich können ein bisschen Pulver und gehacktes Blei einer Fee nichts anhaben.

Aber sie erschrak furchtbar und wurde für den Bauern einen Moment sichtbar. Der war allerdings so wütend das er nachlud und die Königin des Raubgesindels genauso erschießen wollte wie jeden anderen Greifvogel. Da wurde die Falkenfee so zornig dass sie fort flog und ihren Segen mit nahm.

Der Brunnen verödete und eine dunkle Zeit zog übers Land. Als nach der großen Schlacht zwischen Enzesfeld und Leobersdorf die fliehenden Akintschi in den Sümpfen vor Sollenau niedergemacht wurden, sodass ihr Blut die Piesting drei Tage lang rot färbte war wohl der Tiefpunkt erreicht. Das Land war verwüstet und immer noch überfielen Kurutzen und Türken das Land.

Eine tiefe Hoffnungslosigkeit machte sich breit und alles begann zu veröden.

Da erinnerte sich ein alter Mann der Falkenfee und sammelte kaputte Körbe und alte Brotsimperln und sein Enkel kletterte auf die hohen Bäume rund um die Stelle wo einst der Brunnen war und band die Körbe wie Krähennester zwischen die Äste. Der alte Mann ging jeden Tag raus zu ehemaligen Brunnen mit einer Hand voll Vogelfutter um damit nach altem Brauch den Wind zu füttern.

Und tatsächlich die Vögel kamen zurück und die Falken nahmen die Körbe dankbar an und zogen ihre Jungen groß. Auch die Both kehrte an ihren heiligen Platz zurück und das Wasser begann wieder zu fließen.

Solang die Vögel rund um den heiling Brunn singen wird wohl der Segen der Both erhalten bleiben.

Der Zauber bleibt diesem Ort auf jeden Fall erhalten auch wenn das Wasser schon längst nicht mehr als Quelle rinnt und man den Platz seine alten Bäume und seine Verträumtheit läst.

Übrigens die beiden Schuhabstreifer links und rechts neben dem Eingang ins Kirchlein – sind dies Falkenköpfe oder Greife? Schauen sie mal genau hin, vielleicht doch kein Zufall?

Wenn jemand stirb, so erzählt die Überlieferung dann braucht die Seele drei Tage um sich zu sammeln dann geht sie hinaus aufs freie Feld und steigt mit einer Krähe oder einem Falken hoch in den Himmel auf bis sie den Ötscher bei Mariazell sieht, fliegt dort hin und geht durch eine der Ötscherhöhlen in die Anderswelt, so wie einst Frau Gulla auf der Flucht vor den Awaren. (Eine Mariazeller Sage)

Dass der heilige Berg über Mariazell im Totengedenken eine Rolle spielt ist schon klar, aber dass die Leobersdorfer samt umliegenden Ortschaften ein Extrawürschtel haben ist doch verwunderlich:

Wenn ein Leobersdorfer stirbt sammelt sich seine Seele 3 Tage lang, dann allerdings wartet sie auf das Frühjahr und steigt mit den Lerchen hoch denn sie fliegt nicht zum Ötscher sie schwebt auf dem Gesang der Lerchen zum heiling Brunn und bleibt immer in der Nähe des Brunnens.

Wer glaubt dass das Verweilen der Seelen mit den Heurigen zusammenhängt ist schon ein arger Schelm, aber der Brunnen muss einst sehr wichtig gewesen sein und da Leobersdorf den Totenkult – Lewer (Grabhügel) – im Namen trägt ist dieses Extrawürschtel wahrscheinlich begründet.

Ich kannte einige alte Leobersdorfer für die war der Friedhofs Besuch nur Brauchtum so das einem „De Leit ned ausrichtn“. Wenn sie ihrer Toten gedenken wollten war der heiling Brunn der einzige Platz.

Noch ein seltsames Märchen das den mythischen Zauber von Vögeln beleuchtet und auf den Muschelteich der einst östlich der heiligen Brunnens gewesen sein muss und von der Quelle und wahrscheinlich auch von dem Bach der früher westlich der Autobahn entsprungen ist und wahrscheinlich auch „Leben“ hieß, so wie das Gerinne das in meiner Kindheit durch die Krautgärten rann und um 1900 noch so wasserreich war das man überlegte die Leobersdorfer Wasserleitung damit zu versorgen. Von beiden Bächlein ist heute nix mehr zu sehen und dass sie denselben Namen hatten ist gar nicht so ungewöhnlich. Die Gerinne zwischen Sooß und Baden hießen in der Bevölkerung alle Hürm und die Kottingbrunner und Vöslauer nennen ihre Bäche Hansibach. Ja übrigens ich hab halt „Leben“ aufgeschrieben weil es auch in der Ortschronik so steht (ich glaube verzeichnet sind die beiden Bäche nirgends) aber ausgesprochen wurde das sehr vielfältig: lewn, lefn und leown, wobei ich die letzte Möglichkeit der Aussprache am öftesten gehört hab und es wurde so wie Lee-ofm ausgesprochen. Was darauf hindeuten könnte das der Hügel zwischen Enzesfeld und Hölles wo die beiden Gerinne entsprangen jener Leeberg (Grab oder Aschehügel vom Leichenbrand) sein könnte, der Leobersdorf den Namen gab. Ja und dann noch ein Muschelteich der durch diesen Bach und die Quelle des heilsamen Brunnen gefüllt wurde und wahrscheinlich die Sümpfe (eher eine Teichwiese als ein Sumpf) die 1533 nach der Türkenschlacht erwähnt werden, gespeist hat. Und aus diesem Muschelteich steigt eine Sage auf (und möglicherweise ist in ihm die sagenhafte Stadt vor Leobersdorf versunken).

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