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Bernstein und Granat (Das Geschenk des Fahrenden)
ОглавлениеEinst lebte vor langer Zeit, ein bisschen vor Gestern, ein wenig nach Heut ein Fahrender mit seiner Familie bei der Gainfarner Steinplatte.
Er lebte davon, dass er mit seinen Mulis von der Adria bis zur Ostsee zog, den einen brachte er die Spezereien und Stoffe des Südens, den anderen die Tränen der Göttin, kostbare Felle und edle Steine aus dem Norden.
Den Sommer über zog er durch die Lande, den Winter verbrachte er in seiner geliebten Heimat.
Es war wieder ein wunderschöner Sommer gegangen und der Nebelmond hüllte alles in weiches Licht, da ging er mit seinem Weib auf den Kaiserstein um Gott zu danken für ein gutes Jahr, für gesunde Leut und Vieh, für die Liebe seines Weibes und ganz einfach für sein glückliches Leben.
Er nahm einen wunderschönen Bernstein, der das Licht der Sommertage in sich trug und einen Granaten, der das Rot der Abenddämmerung verstrahlte und legte beide auf den Kaiserstein, bedankte sich und wollte wieder gehen, da erschien Gott in der Gestalt der drei Schwestern und fragte das Paar was sein Wunsch, sein Begehren sei.
Doch die Beiden sahen sich nur glücklich an und wünschten sich nichts, nur bedanken wollten sie sich für all das Wunderbare das sie erleben durften.
Da waren die drei Schwestern so gerührt und Kera hob die beiden Steine hoch und ließ sie in ihren Händen verdampfen, Midra ließ den bunten Dampf langsam zur Erde sinken, seine Farbe, Sonnengold und Abendrot, blieb im Laub der Weinstöcke hängen und seine Kraft drang tief in den Boden. Da machte Aura drei Schritte und für jeden Schritt entsprang eine Quelle, die Erste im Maital, die Zweite im Friedmannpark und die Dritte auf der Steinplatten.
So haben wir es einem glücklichen Fahrenden und seinem Weib zu verdanken, das der Wein Farbe und Segen in sich trägt wie nirgends sonst und das Wasser die Kraft von drei Göttinnen hat.
Welch schöner Gedanke das Rubinrot und Bernsteingold im Wein auch den Segen tragen und die Kraft des Wassers göttlich ist. Sollt man öfters daran denken, wenn man ein Achtel trinkt und das Glas Wasser dazu nicht vergessen.
Der Kaiserstein kommt in den meisten Geschichten vor, seine Bedeutung wird durch die Waldandacht vor dem Aufstieg unterstrichen und möglicherweise erklärt das auch seinen Namen.
Denn Kaiser könnte von Gais kommen was soviel wie Tabu, heiliger, nur zu bestimmten Zeiten betretbarer Platz, die restliche Zeit durfte man nur am Fuße des Berges beten - Waldandacht
Verlassen wir kurz den Kaiserstein und gehen wir ein Stück nach Westen, die Geschichte über den Grossauer Himmel erzählt viel, wieder von Habgier und Neid und möglicherweise von der Zeit als die Römer ihre steinernen Häuser ins Land brachten und die alte Weisheit: Holz für die Lebenden – Stein für die Toten ihre Gültigkeit verlor. auch die alte Strasse nach Tulln ging anscheinend über Alland und Hochstrass. Wie gesagt einfach mal versuchen sich alles Heutige wegzudenken und die Welt sieht ganz anders aus.