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1.0 Einleitung

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Viele empfinden es so, einige sehen es ganz anders, manchen ist es völlig egal.

Die Distanz zwischen Regierenden und Regierten erscheint nicht nur unüberwindbar, sondern sie wird auch nicht authentisch überbrückt. Das politische Geschehen ist zuweilen deshalb schwierig zu durchschauen, weil sich hier ein wunder Punkt befindet, der sich nicht nur in Deutschland feststellen lässt. Gemeint ist eine Behaglichkeit, die – offenbar latent – zwischen Politik und Bevölkerung zu oszillieren scheint. Öffentlichkeit gegen Lobby, Diskurs oder Dekret, Kulturwerte und Regierung; all diese Begriffe scheinen an etwas beteiligt zu sein, was nun – und das auch nicht zum ersten und letzten Mal – als Konflikt offen liegt. Unser deutsches Glück, dass es kein blutiger ist.

Offenbar erwärmt sich über die Stolpersteine aktueller Ereignisse immer mal wieder ein übergeordnetes Bedürfnis nach Transparenz und Aufklärung politischer Arbeit. Der Bevölkerung scheint es dann auch um Prinzipien, nicht mehr nur um den eigenen Kontext zu gehen. Ob sich nun die bürgerliche Aufmerksamkeit auf Bahnhöfe oder Flughäfen richtet, auf Atomstrom, Lohnarbeit, Kontinente, Integration, auf Finanzen, Freihandel und Fußball oder auf die Personen dahinter, zentrale Fragen bleiben, welche Werte wir uns wünschen und wie die Politiker damit umgehen, ja die Umsetzung ermöglichen sollen. Mit der eigenen Meinung kann man es sich vielleicht noch einfach machen. Eine „stimmige Auffassung“ gereicht zur Illusion dem Einzelnen. Doch belässt man es bei diesen guten Anfängen, bleibt die gemeinsame Zukunft entsprechend unberührt. Der hier vertraulich vorliegende Versuch jedoch soll es nicht den Leuten gleichtun, die den Zeigefinger nur auf die Politiker richten, Zeter und Mordio schreien und unter dem Verlust ihrer gekonnten Zuversicht die ersten Steine werfen, nein. Geworfen wird hier eher ein Blick darauf, unter welchen Umständen die Menschen eigentlich was für sinnvoll halten und damit wie entscheiden. Es wird ein Brückenschlag versucht, eine Erläuterung geboten zwischen dem, was richtig ist und gerecht sein soll. V.a. aber ist es eine zeitgeistliche Dokumentation, die im Lichte von Humanismus und Aufklärung dem ideologiekritischen Argument eine systematische Bedeutung verleiht. Die internationale gar interkulturelle Betrachtung liefert freilich ein noch viel komplexeres Bild, Entscheidungen, Lebensstile und Zustände in ihren Sinnhaftigkeiten und Abhängigkeiten zu erkennen, doch kann das hier nicht befriedigend Thema werden. Dass diese erholsame Vorstellung teilweise Denkaufgaben bildet, die weniger erholsam denn mehr aufregend aufschlussreich sind, sollte niemanden davon abhalten, der eigenen Phantasie eine bewegliche Chance einzuräumen.

Ist also die Ursache eines Problems nur in einem komplexen Zusammenhang zu finden, lässt es sich auch nur unter Berücksichtigung dieser Komplexität erklären und eine Lösung finden, die nachhaltig ist. Eine methodische Schwierigkeit liegt dann darin, die einzelnen als beteiligt erkannten Sachlagen, von denen jede viele Bücher füllen kann und eine je eigene Diskussion wert ist, auseinander zu halten, um daraufhin deren Abhängigkeiten präzise aufzeigen zu können. Daran sollte man allein schon dann Interesse haben, wenn man – neben den Steinen – auch mit dem Begriff der Wahrheit um sich wirft. Aus den Unterschieden der Menschen ergeben sich mal mehr mal weniger unterschiedliche Einschätzungen. Für Kreativität, Innovation und Neuheiten z.B. scheint diese Divergenz (bzw. Diversität als solche) unverzichtbar, aber auch das ist bedingt ein anderes Thema. Zwischenmenschlich können diese Unterschiede sowohl die Abneigung als auch den Reiz ausmachen; und speziell das politische Engagement in seinen Bedeutungen hervorheben. Dialog und Zusammenarbeit sind die Ansprüche, die hier nun in ihrer bürgerlichen wie auch feudalistischen Praxis gemeinsam thematisiert werden. Durch differenzierende Erläuterungen können Überzeugungen wie auch Entscheidungen besser erkannt, benannt und in ihren Relevanzen kritisiert werden. Es sollte politisch erfahren werden, dass es zwischen traditionell und radikal begehbare Wege geben kann.

Der Diskursmensch

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