Читать книгу Geschichten aus der Maxvorstadt - Hanns Sedlmayr - Страница 7
Die Auslieferung
Оглавлениеverzapft vom Didi, seines Zeichens Obsthändler vor der Universität, aufgeschrieben vom Hanns
Eine Dame in den besten Jahren kommt an seinen Stand und bestellt Obst in allen Variationen. Nachdem sie bezahlt hat, bittet sie Didi das Obst persönlich bei ihr abzuliefern. Sie wohne ganz in der Nähe. Didi sagt zu und macht sich nach Dienstschluss, nachdem er seinen Stand abgesperrt hat, auf den Weg.
Die Wohnung der Dame ist im dritten Stock. Es gibt keinen Aufzug. Didi klingelt etwas atemlos an der Wohnungstür und fast sofort öffnet sich weit die Tür, die Dame bittet ihn herein und schließt eilig hinter ihm die Tür. Sie geht voraus und bittet ihn ihr zu folgen. Didi war beim Eintreten durch die Obststeige in der Sicht auf die Dame behindert und hat jetzt erstmals einen Blick auf die Rückseite der Dame und stellt erstaunt fest, dass sie ein durchsichtiges Nachthemd oder besser Negligé trägt. Er folgt ihr einen Gang entlang und kann feststellen, dass sie ein prächtiges, ausladendes Hinterteil hat. Als er seine Obststeige auf dem Küchentisch abstellt, kann er auch die Vorderseite bewundern und sein erfreutes Auge fällt auf einen üppigen Busen, der nur von einem filigranen Gestell in Schach gehalten wird und droht, jeden Augenblick aus diesem Gestell auszubrechen. Die Dame stützt sich etwas auf dem Tisch auf und beugt sich dabei etwas vor. Didi ist bereit, den wahrscheinlich bald aus seiner Halterung ausbrechenden Busen, mit einer geschickten Handbewegung aufzufangen.
Er ist etwas außer Atem und hat ein stark gerötetes Gesicht von dem anstrengenden Treppensteigen mit den Obststeigen. Die Dame deutet das aber anders und bezieht sein gerötetes Gesicht auf ihre Reize, vielleicht hatte sie auch Recht, und nähert sich ihm mit einem schelmischen Blick. Didi will sich, bei so viel Entgegenkommen, nicht lumpen lassen und greift zu.
Didi liebt den weiblichen Schoß. Er mag seinen besonderen Duft. Er hasst es, wenn Frauen ein Deodorant benutzen. Diese Dame benutzt kein Deodorant, sie ist frisch gewaschen und Didi vergnügt sich, als Entrée, mit ihrem weit geöffneten Schoß. Als er ihre Klitoris nach allen Regeln der Kunst liebkost, und wohl auch einige Wohllaute hören lässt, hört er die Worte: „Na, Schmeckt’s?“
Didi reagiert geistesgegenwärtig. Er hebt seinen Kopf, schaute der Dame, mit seinen blauen Augen, vergnügt in das Gesicht, sagt „Wunderbar“, und verschwindet wieder in den Untergrund, allerdings muss er eine Pause einlegen. Die Dame lacht so sehr über seinen kurz auftauchenden Kopf, dass sie erst einmal seine Vergnügungsstätte schließt und erst nach ausgiebigem Gelächter, willens ist, sie wieder zu öffnen.
Ein paar Tage später kommt sie an seinem Stand, lacht ihn vergnügt an, nimmt sich einen seiner schönsten Äpfel, beißt hinein und geht fröhlich winkend davon.
Das wiederholt sich jetzt täglich. Mal nimmt sie eine Banane, mal eine Mandarine. Didi lacht immer freundlich zurück. Er hofft auf eine neuerliche Auslieferung, dazu kommt es aber nicht. Stattdessen bringt sie am Wochenende eine Tasche mit, lacht ihn verschämt an und packt mehrere Obstsorten und einen grünen Salatkopf in Ihre Tasche.
Als das mehrere Wochen so weitergeht. Unter der Woche einzelnes Obst und am Wochenende immer ein Großeinkauf, kommt Didis Knickrigkeit zum Vorschein. Vor allem an den Wochenenden gefriert sein Lächeln zur Grimasse.
Der Beischlaf mit ihr war ein Vergnügen auf beiden Seiten gewesen. Es war also nicht einzusehen, dass nur sie einen Vorteil aus dem Liebesakt zieht und Didi schreitet zur Tat.
Als sie das nächste Mal auf seinem Stand auftaucht, tritt er eilig aus seinem Stand heraus und stellt sich neben sie. Sie ist ein wenig irritiert durch sein Auftauchen. Sie hält schon eine Orange in der Hand.
„De legst wieder hi oder Du zeust“, zischt er. Sie schaut ihn betroffen an und sagt so laut, dass es auch andere, umstehende Personen hören können, in einer schrillen Tonlage, „Du bist ja knickrig.“
Sie legt die Orange zurück und stöckelt, nachdem sie Didi noch einen verächtlichen Blick zugeworfen hat, hoch erhobenen Hauptes, davon.