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Das Dinatale

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Das Dinatale ist ein kleines, italienisches Café mit 8 kleinen Tischen. Es gibt zwei Farben im Dinatale: schwarz und weiß. Schwarz sind die Füße der Tische und Stühle und die Verkleidung der Bar, alles andere ist Weiß. Weiß ist auch die mit Stuck verzierte Decke und der Imposante Kronleuchter. Die Stühle sind nicht zum Verweilen gedacht. Sie sind hoch und ohne Lehne. Das Personal ist sehr jung und sehr gutaussehend. Sie sind freundlich und gleichzeitig zurückhaltend. Stammgäste, gleich welcher Altersgruppe, werden mit Vornamen angesprochen.

Die Mädchen sind sorgfältig geschminkt und frisiert, die Männer tragen Krawatten und Schürzen. Einer der Männer hat kurzgeschnittene, lockige Haare und ein Profil, wie es auf römisches Statuen zu sehen ist. Der junge Cäsar könnte so ausgesehen haben. Er heißt Giovanni und ist der Chef.

Es ist eine Freude ihm zu zusehen, wie er mit Sorgfalt eine Schale, Stück für Stück, mit Plätzchen füllt und dabei einen gleichförmigen Berg auftürmt.

Im Dinatale duftet es immer nach Café. Es ist nicht irgendein Café Duft. Es ist italienischer Café.

Der Macchiato kommt in einem kleinen Glas mit viel Café und einer winzigen Spur Milch. Das Croissant naturale, das ich bevorzuge, ist immer kross und verstärkt noch den wunderbaren Geschmack des Cafés.

Die Besucher sind Italien Fans in allen Altersgruppen. Es gibt Paare und auch alleinstehende Personen, immer auch mindestens eine schräge Person, die zu beobachten interessant ist. Heute war es ein junges Mädchen, offensichtlich ein Stammgast, mit einem aberwitzigen, hysterischen Hündchen, gekleidet in einem giftig, grünen Kleidchen, mit dem sie, unbeeindruckt von der Enge des vollbesetzten Cafés, eine Unterhaltung führte.

Gestern war es eine schöne Blondine, in Begleitung von zwei älteren Herren. Sie genießt es mit Giovanni zu sprechen. Sie sagt: „Giovanni, kann ich noch einmal dasselbe haben.“ Sie sagt das in einem verführerischen Ton und mit einem ebenso verführerischen Lächeln.

Als Giovanni an ihr vorbei auf die Straße geht, sagt sie mit besorgter Miene und in einem sehnsüchtigen Ton: „Wo gehst Du hin?“

Giovanni antwortet freundlich: „Ich komme gleich wieder!“

Es ist ein Spiel zwischen den beiden, in dem nicht die Worte, sondern der Ton und die Mimik, die Wirklichkeit sind.

Das Dinatale liegt am Wochenende auf meiner Joggingstrecke. Ich bin jahrelang auf meinem Weg von der Maxvorstadt zum Englischen Garten daran vorbeigelaufen. Seit ich einmal schwach wurde und dem Duft nach Café nicht widerstehen konnte, frühstücke ich am Wochenende immer im Dinatale, Ausnahmen sind nur sonnige Tage, da frühstücke ich schon eine Stunde früher im Hofgarten.

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