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Vernachlässigung der Ich-Kräfte

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Natürlich ist es heute möglich, einfach so dahinzuleben. Keine großen Fragen. Schon gar keine Ratgeber, auch keine Soziologen oder Psychologen. Der Alltag ist hart genug. Doch wenn man in einer stillen Minute einen Menschen befragt, wie es ihm denn wirklich gehe und ob er denn ein halbwegs glückliches Leben führe, kommen meist wenig euphorische Antworten, die sich im Österreichischen dann in etwa so anhören: „Geht schon.“ – „Passt schon irgendwie.“ – „Was soll’s, so ist das Leben.“ – „Einmal so, einmal so.“ – „Eh gut.“ – „Kein Unglück ist genug Glück.“ Und je weiter in Österreich nach Osten gehend, klingt es dann eher so: „Geh bitte, wer ist heutzutage schon glücklich“ bis zu „Was soll diese depperte Frage?“ oder „Was geht dich das an, ob ich glücklich bin, kümmere dich um deinen eigenen Mist“. Meine persönliche Nummer eins wurde von einem Dialektsänger in Wien geboren: „Mia is wurscht.“ (Mir ist das alles egal.)

Irgendwie erstaunlich. Denn was fehlt dem Menschen denn heute in den Wohlstandsgesellschaften? Und damit sind nicht jene Mitglieder in den Wohlstandsgesellschaften gemeint, denen es ohnehin finanziell an allen Ecken und Enden fehlt, die gerade noch mit dem Alltag zurechtkommen und die mit Fug und Recht behaupten könnten, dass sie eigentlich nicht sehr glücklich sein können. Interessanterweise ist die allgemeine Zufriedenheit aber gerade in jenen Bevölkerungsschichten höher, als sie es im obersten Einkommensdrittel der Gesellschaft ist.

Warum geht es Menschen subjektiv nicht so gut, obwohl es ihnen objektiv gut gehen sollte? Oft, weil sie deutlich spüren, dass mehr möglich wäre, mehr als dieses einfache Dahinleben.

Wie könnte mehr möglich sein? Wie könnte dieses Umdenken auch politische, vielleicht auch ökonomische Abläufe beeinflussen?

Ich darf Sie nun zu einer Reise einladen. Zu einer Reise menschlichen Denkens vom Recht auf Faulheit vor einigen tausend Jahren über ein strenges Pflichtbewusstsein, umrahmt nicht selten von schlechtem Gewissen in arbeitsfreien Stunden, und wieder zurück zum Ursprung und der neuerlichen Frage, einige tausend Jahre später: Haben wir nicht auch ein Recht auf mehr Zeit zur Muße, auf Momente des Nachdenkens und mehr Erfüllung statt Fülle?

Selbstverständlich ist nichts mehr

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