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Vertrauen

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Hatte der Rabe nicht Philosophie im Hinterkopf gehabt, als er seine Expedition startete? Ging es nicht um Entwicklung und noch ambitiöser um die Entwicklung der Entwicklung? Diese Gedan­ken schienen im Moment wie fort geblasen zu sein. Er sinnierte über Vertrauen.

Was können wir uns für Vertrauen kaufen? Keine Ahnung? Einfach im Computer nachschauen, - entweder "guggeln" oder besser, damit keiner merkt, dass wir dem Vertrauen nicht vertrauen, in einem anonymen Suchdienst wie DuckDuckGo. Dort merkt man sofort, dass die Business-Welt uns das Ver­trauen unter die Haut jubeln, einimpfen will. Doch nicht sie allein, auch die Religionen dieser Welt verfolgen dieselbe Strategie. Das sollten wir uns merken, ist aber nicht alles. Das Wort Ver­trauen wird gern für Zitate und Sprüche verwendet und lässt sich oft nicht eindeutig in andere Spra­chen übersetzen. Schon im Englischen hapert es damit. Ist trust oder confidence gemeint?

Alles nicht so ernst nehmen? Suchen wir weiter und zitieren! Die Steinmetz-Innung Aachen gibt Ihnen eine Orientierungshilfe an die Hand, um Vertrauen in der Zeit der Trauer zu fassen und den richtigen Steinmetz zu wählen. Vertrauen bringt Erfolg. Gott braucht unser Geld nicht, aber verdient unser Vertrauen. Karrieresprünge, Afterwork-Meditation, Relax, Fragen zu Liebe, Glück, Wut und Aggression, zu Energie und Vertrauen werden erwähnt. Vertrauen und Genesung,- dem Leben wieder vertrauen. Die Finanzkrise ist eine Vertrauenskrise. Vertrauen in Vermögen.

Genug des Unsinn? Noch längst nicht! Das Buddha-Zitat “Stets kannst du im Heute von Neuem beginnen” wird mit Datenschutz in Zusammenhang gebracht. Es gibt keine Hintergrundbilder für den Begriff Vertrauen. Schließlich kommt sogar ein wenig Skepsis dazu. Vertrauen und Kommu­nikation in einer digi­ta­lisierten Welt. Vertrauen Sie den Aussagen von Kindern! Selbst-vertrauen, - ein Angebot zur Selbstent­wicklung. Blindes Vertrauen, höchstes Vertrauen, Vertrauen und Liebe, Vertrauen und Erfahrung.

Hier endlich stutzt der Rabe und übergeht die weitere Frage, ob er seinem Computer vertrauen könne. Wem denn sonst,- der Wissenschaft oder Wikipedia? Erstaunt merkt er, dass er tatsächlich Wikipedia am meisten vertraut. Leicht verwirrt, dass diese Feststellung das Wort Vertrauen enthält, lässt er sich darauf ein und liest, dass Vertrauen mehr mit Persönlichkeit und weniger mit Institu­tio­nen zu tun hat. Überzeugung, Gefühl und Glaube werden dort erstaunlicherweise als fast synonym angesehen. Zum Vertrauen gehöre die Überzeugung der Möglichkeit von Handlungen und der Fähig­keit zu Handlungen. Vertrauen ist nur in risikoreichen oder unsicheren Situationen von Bedeu­tung. Dem Vertrauen kann man also nicht ohne weiteres vertrauen. Wem also sonst? Nur sich selbst, oder auch anderen Menschen?

Die jüngsten Erlebnisse des Raben zeigen an sich wohlbe­kannte Einzelerfahrungen, jedoch in komplexer Abhängigkeit von der jeweiligen Situation, den Eigenschaften des Anderen und dem Ausmaß von Identi­fikation. Zwei zusätzliche Punkte müssen außerdem hervorgehoben werden, die damit etwas zu tun haben können. Es gibt ein spontanes Vertrauen, zum Beispiel bei Teamarbeit, oder zwischen nur zwei Men­schen die berühmt-berüchtigte Liebe auf den ersten Blick. Und: Ver­trauen kann Dinge verein­fachen, wenn sie sehr kompliziert, genauer gesagt, komplex sind, jedoch nur unter ruhigen, wiederum genauer gesagt, kontinuierlichen Verhältnissen.

Aaaah, sagt der Rabe, und denkt an die Unterschiede zwischen westlicher und östlicher Kultur. Letztere ist komplexer. Also müsste Vertrauen eigentlich dort wichtiger sein. Doch was stört die Kontinuität? Seltene unvorhergesehene Ereignisse nach Art biologischer Mutationen gibt es wohl überall gleichermaßen. Die Konti­nuität wurde hier offensichtlich sehr stark einfach durch den enge­ren Kontakt dieser beiden grundlegend verschiedenen Kulturen durch­einan­der gewirbelt. Setzte das Entwicklung in Gang?

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