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Der Zufall als Glücksmoment

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Ich war just zu jenem Zeitpunkt online und chattete mit einem sehr guten Freund aus Mettmann, als Stefan all seine Zweifel, sein Zögern und Unbehagen über Bord warf und plötzlich da war: 20. November 2013, 17.13 Uhr. Draußen dämmerte es bereits. Seinen Entschluss, in die Facebook-Welt einzutauchen, erfuhr ich fast als Erster. Er klickte den Freundschaftsbutton neben meinem Namen und ich ergriff spontan die Gelegenheit beim Schopf. Und bestätigte gern. Jetzt bloß keine Zeit mehr verlieren. Ich fiel knallhart mit der Tür ins Haus: „Servus Stefan, vielen Dank für Deine Freundschaftsanfrage. Ist total witzig, dass die gerade jetzt kommt – ich hätte nämlich gleich zwei ‚Anschläge‘ auf Dich vor beziehungsweise Angebote zu machen. Könnten wir mal locker drüber reden, wenn Du Lust hast. Gruß Hans“. Antwort Wiebel keine Minute drauf: „Servus Hans, bitte gern. Irgendwann musste ich in die weite Facebook-Welt einsteigen. Um was geht’s denn? Angebot klingt immer gut! Gruß Stefan“. Das wollte ich ihm persönlich sagen. Er war froh über das Vier-Augen-Gespräch. „Ich chatte nicht so gern, mir ist das alles suspekt“, meinte Stefan noch zufrieden darüber, die Kiste rasch wieder ausmachen zu können.


Rentierjunges – Nordnorwegen-Reise 2012.

17 Stunden später befand ich mich in seinem Wohnzimmer und redete nicht lange um den heißen Brei: Er, Stefan, wäre womöglich ein Thema für mein zweites Buch, sagte ich ihm. Einem Buch, welches zumindest eine außergewöhnliche Lebensreise beleuchten sollte – soviel wusste ich schon. Seine Augen leuchteten augenblicklich. Der Wiebei reagierte, wie ich es mir erhofft, ja gewünscht hatte. Er meinte sogar, was für ein Glücksmoment für uns beide, er hätte irgendwie, vielleicht ganz unbewusst, darauf gehofft, dass irgendwann mal einer käme, der sein kaum in Worte zu fassendes Leben in richtige (bestenfalls in richtig gute) Worte fassen – kurz: zu Papier – bringen würde.

Nun saß derjenige, also ich, plötzlich in seiner Wohnung und verlieh dem Vorhaben eines neuen Buches mit Nachdruck Ausdruck. In gar nicht allzu ausführlicher oder gar anstrengender Überzeugungsarbeit gelang es mir, Stefans ohnehin nur leise Zweifel, ob sein Leben und sein Tun tatsächlich erzählenswert wären, auszuräumen. Eigentlich fühlte er sich mit 43 noch zu jung für seine Memoiren, andererseits hatte er bereits genug für zwei bis drei Leben erlebt und „durchgemacht“. Exakt drei Wochen später begaben wir uns an die Arbeit. Das Jahr 2013 befand sich bereits in seinen letzten Atemzügen, der Advent hauchte nicht eine Schneeflocke aus. Ich fuhr mit dem Fahrrad die wenigen und eisfreien Meter zu ihm und erfuhr prompt, dass sich Stefan gerade mitten in den Vorbereitungen auf seine nächste Tour befand. Diese sollte ihn im Frühjahr 2014 drei Monate lang quer durch Lappland führen. Wir hatten also nicht viel Zeit …

Mit der unvergleichlichen Lebensreise von Stefan Wiebel begann also die intensive Arbeit an „Einfach geh’n …“ – der Titel kristallisierte sich nach vielen Überlegen letztlich erst Ende Juli heraus. Die Idee des Erzählens über einen Menschen, in Buchform, über sein außergewöhnliches Tun, seine Touren, die das Unterwegssein als Lebensmittelpunkt deklarieren, setzte (s)ich also fort. Der Impuls blieb, er sollte mich acht Monate intensiv beschäftigen, fesseln gar. Das Schreiben als Leidenschaft, für mich, und als Adrenalin des Geistes.

Eine junge Frau kam dazu, von der mir mein Steuerberater erzählte. Seine Tochter. Die hatte sich von fast allem getrennt, behielt nur einen Rucksack mit dem Lebensnötigsten und reiste seitdem in der Welt umher. Ich war sofort Feuer und Flamme. Sie passte womöglich perfekt mit rein, ins Buch. Sie musste rein, das war rasch klar. Sie zog 2010 in die Welt und fand ihren Weg. Wer das tut, kann berichten. Tagelang. Wie sie, wie Isabel Maltan.


Unterwegs in Nordnorwegen: ein gewaltiger Fjord-Berg-Traum in unberührter Natur.

Kapitel für Kapitel entstand, und langsam reifte die Erkenntnis, dass ich 2014 zwei Bücher parallel schrieb. Das Bewusstsein der getrennten Veröffentlichung wuchs erst mit der Zeit, ein Bewusstsein, welches mein Verleger schließlich konkretisierte. Und so halten Sie jetzt und hier Stefan Wiebels Lebensreise in Händen. Und die nicht minder spannende Geschichte von Isabel Maltan wird wohl als nächstes gedruckt.

Einfach geh'n: Stefan Wiebels Lebensreise

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