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Teil 2. Kapitel 1.

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Der Angriff der Xorx und die Reise durch die Galaxis

1.1. Artemis sucht Schutz

1.1.1. Artemis ist gerade unterwegs in der Region der Tantangebirges. Das ist ene wild zerklüftete Berglandschaft in der gemäßigten Zone des Planeten Cantara, mit Erhebungen bis zu 2.500m Höhe, mit Steilhängen und tiefen Einschnitten in die Landschaft. Er gilt als erfahrener Gruppenführer und er ist in lockerer Begleitung von 60 Freunden.

Er liebt diese Gegend. Es gibt tiefe Einschnitte in die Landschaft. Es gibt Bäche, Wasserfälle und Schluchten mit Stromschnellen. An den Hängen gibt es Grase, Moose, Blumen und niedere Büsche. In den Steilwänden gibt es unendlich viele Höhlen. Einige gehen weit in den Berg hinein. Die Höhlen und die Steilhänge sind Nist- und Schlafplätze für zahlreiche Flugsaurier und Kleinvögel in allen Formen und Farben, und es gibt ziemlich viele davon, in ganz unterschiedlichen Größen.

Obwohl es in dieser Region ziemlich kühl ist, weil die Strahlen der Sonne diesen Teil des Planeten nur noch mäßig mit Wärme versorgen, finden die Flugtiere ziemlich viel Nahrung. Fische, Süßwasserkrebse, Kleinsäuger, wie Lamane und Porphyre, von der Größe vergleichbar mit Ratten auf unserer Erde, oder auch mit Murmeltieren. Es gibt Zoklone, eine Art von Gemsen, die an den Berghängen steile Kletterpfade haben, und genügend Nahrung finden in Form von Gräsern und kleinblühenden Blumen. Sie sehen alle ganz anders aus, wie unsere Tiere auf der Erde.

Etwa die Porphyre tragen einen Schuppenpanzer, und haben ein hervorragendes Frühwarnsystem, wenn sich einer der Flugsaurier nähert.

Auch kleine Kriechechsen, Schnecken und Insekten gibt es hier, die in den Gräsern und Moosen leben. Manche davon auch in engen Spalten an den Berghängen, die ihnen Schutz bieten. Diese Kleinechsen wiederum leben von Spinnentieren, Fliegen und Maden. Manche von Ihnen haben Flügel aus Haut, mit denen sie sich geschickt durch die Luft bewegen können. Es ist eine gute Gegend zum Leben. Eine Gegend, in der es immer wieder zu heftigen Regenfällen kommt, wenn die Wolken an den Bergen hängenbleiben. Das gemäßigte Klima und das viele Wasser macht die Vegetation fett und grün.

Artemis kennt die verschiedenen Regionen seines Planeten, aber hier hält er sich besonders gerne auf, um die Natur zu beobachten und auf das Gleichgewicht der Arten zu achten. Das Wasser ist klar und sauber, und die Luft ist voll mit dem Geschrei der großen Flugsaurier, die in der Luft schweben, nach Aussicht auf Beute, und den Warnsignalen der Porphyre.

Obwohl die Zoklone hier die größten Säuger sind, so sind sie doch nicht wehrlos. Sie tragen gewaltige Hörner, die sie auch einsetzen, und manch ein Angriff der Flugsaurier geht ins Leere. Immer wieder werden die Saurier bei Angriffen auch von den messerscharfen Hörnern aufgeschlitzt oder aufgespießt. Dabei sind die Zoklone sonst eine äußerst friedliche Art, die ausschließlich von Pflanzenkost lebt.

1.1.2. Artemis spürt die Schwingungen und Vibrationen, als die Flotte der Xorx auf Cantara zurollt und einen Kordon um den Planeten legt. Die Cantara haben mit so etwas schon lange gerechnet. Es ist schließlich nicht das erste Mal, dass die Krieger der Xorx den Planeten angreifen. Bisher immer ohne Erfolg. Sie waren stets an dem Schutzgürtel gescheitert, den die Cantara um ihren Planeten gelegt haben. Sie sind sicher, auch dieses Mal werden die Xorx wieder erfolglos abziehen.

Die Cantara sind keine Krieger. Es ist ein friedliebendes Volk, auch wenn sie auf ihrem Planeten für das Gleichgewicht zwischen den Arten sorgen. Sie haben nicht damit gerechnet, dass die Xorx neue Angriffswaffen entwickeln, die ihnen gefährlich werden könnten. Das ist ein Fehler, wie sich bald herausstellt.

Irgendetwas mahnt Artemis zur Vorsicht. Er zieht sich rechtzeitig in eine der Höhlen zurück, tief im Berg. Er ruft seine Freunde, und 30 von ihnen stellen sich ein, und ziehen mit ihm tief in den Berg.

Sie sind auf den Wärmebildkameras nicht mehr sichtbar, die von den Xorx jetzt auf den Planeten gerichtet werden.

Als der Beschuss mit den Schallwellen beginnt, wirkt das auf den Berg, wie ein gewaltiges Beben. Im Gestein bilden sich Risse, und an verschiedenen Stellen bricht Gestein aus der Decke. Es wird niemand ernstlich verletzt, aber diese Höhle ist nur solange sicher, wie die Decke hält. Der Eingang bricht ein und wird zum großen Teil verschüttet.

Obwohl die Cantara keine Ohren haben, anders als die Säugetiere, die es auf diesem Planeten gibt, so spüren sie den gewaltigen Energiefluss, der jetzt über die Oberfläche des Planeten fegt, wie ein Sturm, der alles zerfetzt, was sich ihm in den Weg stellt. Bäume, Gestein, Tierleiber. Nur kleine biegsame Pflanzen überleben, und auch die Völker von Insekten, sowie Tiere, die im Boden leben, wie die Globiläen, die den Wühlmäusen auf unserer Erde recht ähnlich sind, aber auch diverse Tiefseearten die auf dem Meeresboden, oder in großer Tiefe leben. Würmer, Eigelege und Maden, die im Boden eingegraben sind, die können zumindest zum Teil überleben. Mit ihnen überleben auch Amöben und mikrobiologische Organismen, vom Einzeller bis zu Viren.

Der Sturm zerfetzt die Ohren der Tiere, egal wie groß, auch die Flugechsen und Saurier. Sie haben diesen Waffen nichts entgegenzusetzen, obwohl sie furchteinflößende Tiere sind.

Der Sturm entfacht gewaltige Wellenberge, die über flache Küstenabschnitte hinwegrollen und die Flüsse hinauflaufen. Als sich die Wellen zurückziehen, reissen sie Berge von Gehölz, Erde, Stein und Tierleiber mit sich, so dass sich auf den küstennahen Meeresabschnitten kilometerweit der Unrat häuft, bevor er sich mit Wasser vollsaugt, um irgendwann auf den Meeresboden abzusinken und zu verrotten. Auch Millionen von Fischen sterben.

Auch die Gewässer in der Tantan-Region leiden. Manche Bäche und Flüsse werden in Millionen Wassertropfen zerteilt an die Steilwände getrieben, wo sie in noch kleinere Tröpfchen zerteilt werden, die sich teils in der Luft auflösen, teils am Gestein abregnen, wie feinster Nebel. Mit dem Wasser werden auch die Fische durch die Luft gewirbelt und an die Steilhänge geworfen. Viele Schluchten stürzen ein. Es kommt zu gewaltigen Geröllabgängen

Es gibt aber auch Schluchten, die im toten Winkel liegen. Sie sind trotzdem nicht gefeit von Geröllabgängen. Viele Schluchten werden regelrecht verschüttet.

Als der Beschuss nach einigen Tagen aufhört, ist auch der Großteil des Volkes der Cantara ausgelöscht. Zerstückelt, aufgespießt, zerquetscht. Artemis hat mit dem Teil seiner Gruppe überlebt, die mit ihm zusammen Schutz gesucht hat. Die anderen 30 Freunde gibt es nicht mehr.

Auch einige wenige andere Gruppen der Cantara haben überlebt, die frühzeitig Schutz gesucht haben, verteilt in kleinen Gruppen rund um den Globus, aber das weiß Artemis nicht.

Artemis schickt einen Späher nach draußen, aber er kommt nicht wieder. Er fällt den Luftlandetruppen der Xorx in die Hände, die mit ihren Wärmebildkameras die Oberfläche des Planeten nach überlebender Energie absuchen und alles, was überlebt hat, mit Schallwellen, elektromagnetischen Impulsen, Laserwaffen und konventionellen Sprenggranaten angreifen.

Sie wollen diesen Planeten erobern, aber sie brauchen die Tier- und Pflanzenwelt nicht, und auch nicht das Volk der Cantara. Sie wissen, dass es solche Wesen geben muss, denn sie haben die Energiewellen und Wärmequellen gesehen, die sie aussenden, und sie haben mit ihren Messinstrumenten auch diesen Energiegürtel gesehen, der ihnen hunderte von Jahren lang den Zugang zu diesem Planeten verwehrt hat. Die Angehörigen dieses Volkes selbst haben sie noch nie zu Gesicht bekommen, so dass sie ein Bild von ihrem Aussehen hätten. Das ist für sie unerklärbar, denn sie glauben an das Sichtbare und Nachweisbare. Natürlich ist das eine potentielle Gefahr, aber die Xorx denken in ihren Kategorien als Eroberer und mit ihrem Wissen über intelligentes Leben und intelligente Lebensformen in einem greifbaren Körper. Das schließt eine Lebensform wie die Cantara nicht ein, die ihre Form jederzeit nach Belieben verändern können, bis hin zu Gaswolken, aber das wissen die Xorx nicht.

Die Xorx haben bereits die Bewohner von 20 weiteren Planeten versklavt. Sie werden schon mit diesem Planeten und seinen Bewohnern fertig werden. Sie haben sich verrechnet, aber das wissen sie noch nicht. Sie sind in diesem Fall nur an den mineralischen Bodenschätzen interessiert. Gold, Silber, Kupfer, Erze, Granit, Sandstein, Salz, Bauxit, Uran, Gasen, Öl, Wasserstoff und seltene Erden. Deshalb sind sie gekommen. Sie wissen, dass es auf Cantara Wasser, Sauerstoff und Stickstoff gibt. Sie wissen, dass sie auf diesem Planeten die Rohstoffe ausbeuten können, weil ihnen die Atmosphäre ideale Überlebensbedingungen bietet.

Ihre Reise hat lange gedauert. Sie verfügen zwar über eine ausgefeilte Technologie, die ihren Raumschiffen ermöglicht, sich in Lichtgeschwindigkeit fortzubewegen, aber die Entfernung zwischen ihrem Heimatplaneten und Cantara ist sehr weit. Schon auf direktem Weg sind das mehr als 16 Lichtjahre. In der Umlaufbahn um die Sonne ist es viel weiter, und die Reise hat viele Jahre lang gedauert. Nach der erfolgreichen Eroberung des Planeten werden sie sich dort also selbst niederlassen und Nachkommen zeugen, die das Werk der Ausbeutung des Planeten in den nächsten Jahrhunderten vollenden werden. Die wertvolle Fracht wird dann teilweise von selbststeuernden Frachtschiffen, teils von bemannten Schiffen auf ihren Heimatplaneten zurückgebracht werden, wo die Rohstoffe dringend gebraucht werden. Nur den direkten Weg über die Sonne können sie nicht nehmen, weil die Frachtschiffe sonst verglühen. Erst aber einmal müssen Sie aber den Planeten komplett übernehmen, und jede Gefahr für den eigenen Leib und das eigene Leben ausschalten.

Die Flotte besteht aus Kriegern, Arbeitern, Wissenschaftlern und aus mitgebrachten Tieren und pflanzlichen Samen, die es auf ihrem eigenen Planeten gibt, und die der Ernährung der Invasionsflotte dienen sollen. Es ist ein gut geplante und hervorragend durchgeführte Invasion.

Die Lage der bewohnten Planeten im Kantron-Sonnensystem erklärt die gewaltige Entfernung zwischen dem Planeten der Xorx (Robotron) und dem Planeten Cantara. Allein die Entfernung zwischen Cantara und der Sonne beträgt rund 8 Lichtjahre.

Es gibt noch viel mehr Planeten in diesem Sonnensystem, aber es ist ein Zufall der Geschichte, warum sich gerade auf 20 Planeten intelligentes Leben entwickelt hat, und warum diese Planeten alle auf einer Seite der Sonne liegen, bis auf einen. Diese Lage und die gewaltige Entfernung erklärt auch, dass die Cantara in den letzten Jahrtausenden von der Entwicklung auf den anderen Planeten isoliert waren. Es interessierte sie schon seit langem nicht mehr, was dort passiert, weil sie geglaubt haben, dass ihnen nichts passieren kann. Aber nichts in unserem Universum ist von Bestand. Die Cantara hätten das besser wissen können. Vertrauen ist trügerisch.


Das Kantron Sonnensystem

1.1.3. Ein zweiter Kundschafter von Artemis' Gruppe kommt zurück und berichtet von den Zerstörungen und den Truppen der Xorx. Er ist geschickter gewesen als der erste. Er hatte sich gut getarnt, und war auf den Wärmebildkameras der Xorx unsichtbar geblieben.

Den Kordon an Energie, den die Cantara schon seit hunderttausenden von Jahren um ihren Planeten gebildet haben, um das Eindringen von Kometen, aber auch eine denkbare feindliche Übernahme zu verhindern, den gibt es nicht mehr, weil er mit den sterbenden Cantara zerbrochen ist.

Was soll die kleine Gruppe um Artemis tun? Den Kampf gegen die Übermacht aufnehmen?

Die Cantara hatten den Lauf der Sterne seit hunderttausenden von Jahren studiert. Sie hatten in früherer Zeit einmal Späher ausgeschickt, um das All jenseits ihres Sonnensystems zu erforschen. Ihr eigenes Sonnensystem war damals noch friedlich gewesen. Überall. Die evolutionäre Entwicklung auf den anderen Planeten hatte sich noch in einem primitiven Anfangsstadium befunden. Völlig ungefährlich.

Auf unserer Erde würde man das Studium der Gestirne "Neugierde" nennen, aber das trifft dieses Interesse nach wissenschaftlicher Kenntnis nicht, weil die Cantara weit weg davon sind, so etwas wie Gier nach Neuem zu entwickeln. Sie wollen sich nicht bereichern. Sie müssen nicht imponieren. Es gibt auch keine Geschlechtertrennung, so dass man einen Geschlechtspartner erobern müsste. Sie sind eins mit ihrem Planeten. Sie sind die Wächter ihres Planeten. Sie waren es zumindest, bis zu diesem fatalen Angriff der Xorx-Flotte.

Die Späher hatten damals ihr Sonnensystem auf direktem Wege verlassen, weg von ihrer Sonne. Sie hatten in einer weit entfernten Galaxis einen bewohnbaren Planeten entdeckt, den die Bewohner heute die Erde nennen. Es hatte dort Urzeitmenschen gegeben, die der Jagd nachgingen, in Höhlen oder in Hütten lebten. Sie hatten dort eine Weile gelebt, hatten die Lebensformen auf der Erde studiert und Energie aufgetankt. Sie hatten sich vermehrt. Sie hatten den Menschen geholfen, Faustkeile und Speerspitzen aus Stein herzustellen, hatten die primitiven Methoden dieser Gattung für den Lebensunterhalt beobachtet, und waren zu der Erkenntnis gekommen, dass diese Menschen ihnen niemals gefährlich werden können.

Die damaligen Menschen verehrten das Volk der Cantara wie Götter. In einigen Höhlen findet man heute noch neben Tier-, Geschlechts-, und Feuerdarstellungen seltsame Wolkengebilde, so wie die Cantara damals den Menschen erschienen sind.

Nach einigen Jahrzehnten hatten sich die Cantara geschlossen auf den Rückweg gemacht. Sie hatten sich die Route zu diesem Sternensystem gemerkt, und sie hatten diese Kenntnis als Erbinformation abgespeichert.

Sie ist schon viele tausend Jahre alt, diese Information. Damals hatte es die andern Völker in ihrem eigenen Sonnensystem auch nur rudimentär gegeben, auf einer wenig entwickelten Stufe. Die Krieger der Xorx, so wie sie heute den Planeten Cantara überfallen, die waren damals noch ungefährlich gewesen. Sie hatten nicht einmal ihren Planeten verlassen können, vergleichbar den Höhlenmenschen auf unserer Erde.

Nach der Rückkehr der Kundschaftergruppe hatten sich die Cantara wieder ganz auf ihren eigenen Planeten konzentriert, und sie waren dort weiter glücklich gewesen. Immerhin ist diese Erbinformation eine Chance, einen letzten Zufluchtsort zu finden, wenn der eigene Planetensystem einmal stirbt, oder wenn eine Situation eintritt, die das weitere Überleben unwahrscheinlich macht, also etwa dann, wenn ihre eigene Sonne erlischt.

Vielleicht gibt es in den Weiten des Alls noch andere Planeten, die durch einen Zufall der Geschichte Lebensbedingungen herausgebildet haben, und die in einem bestimmten Zeitfenster von mehreren hunderttausend oder Millionen Jahren pflanzliches und tierischen Leben ermöglichen, aber die Cantara wissen nur von diesem einen Planeten jenseits ihrer eigenen Galaxis, den ihre Bewohner heute die Erde nennen.

Sie hätten sich im Anschluss an diese Reise besser um die anderen Bewohner ihres eigenen Sonnensystems kümmern sollen, das durch einen Zufall ermöglicht hat, dass sich gleich auf mehreren Planeten intelligentes Leben entwickelt. Dann hätten sie rechtzeitig entdeckt, dass es da auf der sonnenabgewandten Seite ihres Planetensystems eine Art gibt, die sich zu einer dominanten Spezies entwickelt, die auch den Cantara gefährlich werden kann.

Tatsächlich hatten die Krieger der Xorx in den letzten Jahrzehnten mehrfach versucht, den Planeten Cantata zu entern, waren aber jedesmal an dem Schutzgürtel gescheitert. Die Cantara hatten fest darauf gebaut, das dies für immer so bleibt, im Vertrauen auf ihre Fähigkeiten und ihre überragende Intelligenz. Jedenfalls hatten die Cantara es versäumt, auf den anderen Planeten ihres eigenen Sonnensystem für Ordnung zu sorgen, aber die Cantara sind keine Raumgleiter, ständig auf der Suche nach neuen Erkenntnissen im All. Sie fühlen sich auf ihrem Planeten wohl. Sie sind hier verwurzelt, und die damalige Fernreise war nur ein Einzelfall.

Es war ein fataler Fehler, der nur durch die Friedlichkeit der Cantara erklärbar ist.

Tatsächlich haben die Cantara Fähigkeiten, die allen andern Lebewesen auf ihrem Sonnensystem weit überlegen sind, auch denen der Xorx-Krieger. Sie hätten also in ihrem Sonnensystem schon frühzeitig für eine multiglobale Ordnung sorgen können. Immerhin können sich die Cantara im All mit vielfacher Lichtgeschwindigkeit fortbewegen, und sie können im All viele Jahre überleben, ohne ein schützendes Raumschiff. Eine Fähigkeit, die wohl bisher kein anderes Volk ausgebildet hat. Es wäre also ein Leichtes gewesen, die Völker in ihrem eigenen Sonnensystem ständig zu beobachten und zu überwachen, dann hätte es diesen Überfall nie gegeben.

Artemis glaubt, dass er der letzte Überlebende seines Volkes ist, und die kleine Gruppe um Artemis entscheidet sich jetzt für die Flucht.

1. 2. Die Reise durch die Galaxis

Die Bodentruppen der Xorx werden ihre Höhle über kurz oder lang entdecken. Es ist hier nicht mehr sicher.

Artemis versammelt seine ihm verbliebenen Cantara um sich und verbindet sich mit ihnen zu einer gemeinsamen Masse.

Sie schlüpfen durch den halb verschütteten Ausgang. Sie machen sich unsichtbar für die Wärmebildkameras der Xorx.

Was sie sehen, als sie die Höhle verlassen, ist ein Werk der Zerstörung. Die niederen Büsche stehen noch, aber sie sind nahezu blattlos. Die Luft ist angereichert mit dem Geruch von Verwesung. Vor allem aber ist es totenstill. Kein Ruf. Kein Zwitschern. Kein Flügelschlagen. Nur der Wind bricht sich an den Berghängen. Manchmal säuselt er, manchmal pfeift er, und er treibt Schwaden von Staub vor sich her, der sich auf die niederen Moose und Grase legt.

Die Cantara durchforsten die Umgebung, nehmen soviel Nahrung auf, wie sie können, in Form von Pflanzen, Aas, Wasser und Gestein. Dann lassen sie sich mit dem Wind tragen und fliegen hinaus in die Atmosphäre. Sie suchen sich einen Weg durch die Flotte der Raumschiffe hinaus zum Weltraum. Sie schalten ihre Energie weitgehend ab, um nicht aufgespürt zu werden, und sie fliehen von ihrem Heimatplaneten in unbekannte Welten. Tatsächlich hatten sie Glück, weil ihre Höhle in einem toten Winkel zu den Beobachtungsinstrumenten der Xorx-Flotte lag, so dass es uneinsehbar war, und von dem Beschuss nicht direkt getroffen wurde.

Zurück bleibt ein verwüsteter Planet, auf dem fast nur Insekten, Amöben und einige Kleintiere überlebt haben, und auch einige weitere Cantara, aber zu denen hat Artemis keinen Kontakt, sonst wäre die Entscheidung wohl anders ausgefallen.

Die Weltraumtemperatur ist kalt. Sehr kalt. Minus 273 Grad.

Die fliehenden Cantara verbinden sich jetzt zu einer Kugel, um den geringsten Widerstand zu bieten und sie bewegen sich zunächst auf ihre Sonne zu, um ein letztes Mal ihre wärmenden Strahlen in sich aufzunehmen. Energie in Form von Neutronen, Protonen, Gasen, Licht und Wärme. Erst dann kehren sie um, bevor sie der Sonne zu nahe kommen, die sie verbennen würde, und sie folgen dem eingezeichneten Weg in ihren Erbinformationen, der sie aus ihrer eigenen Galaxis herausführt, gestärkt für diese Reise ins Ungewisse.

Es ist wie bei einer Herde Pinguine, die in einem Wintersturm ausharren. Ein Ring aus Pinguinen mit einem warmen Kern aus Energie. Immer wieder werden die äußeren Tiere durch andere ersetzt und in die Mitte genommen. So kann die Herde in eisigem Sturm lange überleben, ohne Verluste.

Auch die Cantara wenden diese einfache Methode des Überlebens an.

Sie haben das Ziel ihrer Reise in ihrem kollektiven Gedächtnis gespeichert. Es wird auf dem langen Weg andere Sonnen geben, und sie werden deren Nähe immer wieder suchen, um Wärme und Energie zu tanken. Energie in Form von Gasen, die von Sonnen ins Weltall geschleudert werden. Energie in Form von Licht, das die Photosynthese ermöglicht, Chlorophyll und Sauerstoff erzeugt. Energie auch, die in Form von Neutronenbeschuss erfolgt. Das ist eine Fähigkeit, die bei den Cantara seit langem bekannt ist. Nur so kann man im Weltraum überleben, ohne ein schützendes Raumschiff.

Die Energie der Sonnen werden sie nutzen, um ihre Fortbewegung gewaltig zu beschleunigen. Sie werden irgendwann langsamer werden, je weiter sie sich von einer Sonne entfernten und auch, weil sie mit ihrer Energie haushalten müssen, und sie werden jede Sonne ansteuern, um neue Energie zu tanken, und wieder Fahrt aufzunehmen, auch wenn das gewaltige Umwege bedeutet.

Es gibt andere Formen im All, die Ihnen Nahrung geben. Spiralnebel, Sternenstaubwolken, sie werden wohl nicht verhungern, aber es ist ein langer Weg zur Erde. In der Zeitrechnung der Menschen dauert er einige Jahrhunderte.

Es ist eine einzigartige Leistung, zu der bisher kein anderes Volk gefunden hat. Wir Menschen können uns das nicht vorstellen, wie die Cantara das fertigbringen, weil wir ihnen an Intelligenzleistung weit unterlegen sind, und weil für uns die Lichtgeschwindigkeit als schnellste Form der Fortbewegung gilt. Selbst die Xorx Krieger, die gelernt haben, ihre Raumschiffe fast auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen, die reichen nicht an die Fähigkeiten der Cantara heran, auch wenn sie es geschafft haben, durch das Überraschungsmoment nahezu das ganze Volk der Cantara auszulöschen.

Die Gruppe von Artemis schützt sich gegenseitig. Sie schützen Artemis, der ihr Anführer ist. Sie stellen sich ihm zur Verfügung. Er nimmt ihre Energie Stück für Stück in sich auf. Er isst die Mitglieder seiner Sippe im Laufe der Reise quasi auf, nur um selbst als Gattung zu überleben, und er findet tatsächlich diese Erde.

Er steuert ein letztes Mal eine Sonne an. In dem Moment, wo er zum ersten Mal die wärmenden Strahlen der Sonne spürt, lebt er auf. Er nimmt die Energie in sich auf, um das Eindringen in den Schutzgürtel der Erde zu überleben, und fliegt dann in Richtung des bewohnten Planeten, so, wie das in seinen Erbinformationen gespeichert ist.

Es gelingt ihm, den äußeren Schutzschild zu durchdringen.

Er ist der letzte seiner Gruppe, und er ist sehr kraftlos geworden, aber er lebt.

Niemand auf der Erde bemerkt dieses Eindringen dieser fremden Intelligenz. Wie auch. Es gibt keinen physisch auffälligen Flugkörper, den die Tentakeln der Luftbehörden, der NASA oder der militärischen Abwehr hätte entdecken können. Nur eine leuchtende Kugel, die einem winzig kleinen Meteoriten sehr ähnlich sieht. Normalerweise verglühen solche Partikel in der Atmosphäre. Man kennt dieses Phänomen als Sternschnuppe oder als Kometenschweif. So etwas gibt es andauernd. Es ist nicht weiter erwähnenswert, und es ist erst recht nicht beunruhigend.

Tatsächlich haben einige wenige Menschen einen schwach leuchtenden Kometenschweif am Nachthimmel gesehen, der kurz darauf erlosch, und einige haben sich in diesem Moment etwas gewünscht. Es ist ein netter Glaube, ich weiß nicht einmal, wie der entstanden ist.

Artemis ist in der Umlaufbahn der Erde nicht verglüht, aber es hat seine letzte Kraft gekostet, die Erdatmosphäre unbeschadet zu durchqueren. Seine äußere Gesteinshülle hat sich dabei nahezu aufgelöst, aber die Reibungsenergie hat ihm letztlich das Leben gerettet, denn auch Reibung bedeutet Wärme.

Der Clan der Auserwählten

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