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Eitelkeit

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Wenn es einem nicht so gut geht, wenn man sich klein, unbedeutend, überflüssig fühlt, wenn man schon weiß, dass man ziemlich verhauen aussieht, ohne dafür auch nur in den Spiegel gucken zu müssen, dann hat man wirklich starken Trost nötig. Da braucht man Zuspruch und aufbauende Worte. Wo aber sollen die plötzlich herkommen?

Wer auf das falsche Verständnis von Gesprächstherapeuten, Pfarrern und Personal Coachern verzichten kann, der hat nicht viele Alternativen. Mutti wäre eine Möglichkeit, aber am praktischsten scheint es doch in solchen Fällen, wenn man E-Bay-Mitglied ist.

Dann ruft man einfach die Rubrik »Mein ebay« auf und schaut sich sein Bewertungsprofil an. Also, ich mache das regelmäßig und fühle mich hinterher jedesmal großartig. Mein Bewertungsprofil ist aber auch großartig: »100 Prozent positiv«. Das hat nicht jeder. 157 Bewertungen und alle positiv.

Im wirklichen Leben würde das bedeuten, dass die letzten 157 Menschen, denen man begegnet ist, einen alle gut gefunden haben. Was heißt hier gut, supergut natürlich, denn so urteilt man bei E-Bay über mich:

»Super! Perfekter E-Bay-Partner! Danke!« oder »ÄUSSERST EMPFEH­LENSWERT – DANKE!!!« oder »Typisch E-ba­yer der Sonderklasse«, »Spitze! So macht E-Bay Spaß«, »Hat alles super geklappt« und »alles bestens, jederzeit gerne wieder, dankeschön«, »Alles super – nix lief schief – sowas nennt man positiv«.

Und es sind nicht nur Deutsche, die mich gut finden: »Excellent buyer, great communication«, »Smooth transaction«, »Great E-Bay-member«, »Très rapide sans soucis sans problème«, »je le recommande«, rufen mir meine ausländischen Bewunderer hinterher.

In diesen Lobeshymnen kann ich baden, keiner hält so große Stücke auf mich wie meine E-Bay-Partner und sie haben auch allen Grund dazu. Denn eigentlich finden diese ganzen vollmundigen Lobesredner nur eins an mir gut: dass ich so schnell mit der Kohle rüberrücke. Ich bin nämlich ausschließlich Käufer und bezahle sofort, ich beklage mich nie, selbst wenn die Schallplatte doch etwas mehr knistert, als es die Kategorie »mint« eigentlich vorschreibt. Mir geht es schon längst nicht mehr um die Ware, sondern ich bin süchtig nach Lob. »Danke für die perfekte Kaufabwicklung«, das ist es, was ich hören will, und auch »Turbozahlung – Spitze!«, baut mich wieder richtig auf.

Ich finde, so etwas sollte die Kirche auch einführen. Ein Bewertungsprofil zu Lebzeiten, damit man weiß, zu wie viel Prozent man schon im Himmel ist. Da liest man dann: »Äußerst empfehlenswerter Gläubiger« oder »Superbeter! Spitzenbüßer – so macht Glauben Spaß!« und natürlich: »Reuiger Sünder der Spitzenklasse – gerne wieder«.

Die 55 beliebtesten Krankheiten der Deutschen

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