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Erektile Dysfunktion

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Man liest und hört es fast täglich. Frauen wünschen sich einen Partner, der zuhören kann, gepflegte Hände hat, und er muss auch gut im Bett sein. Wenn ich so etwas lese, werde ich immer ganz traurig, denn ich bin nicht besonders gut im Bett. Das war ich eigentlich noch nie. Man hat mir schon geraten, zum Psychiater zu gehen, aber ich denke, das ist eher ein genetisches Problem: Auch meine Mutter ist nicht besonders gut im Bett.

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber mich macht schon der Gedanke ans Bett nervös. Es gibt so viele mögliche Stellungen. Ich begreife nie, wie ich mich legen soll. Liege ich auf dem linken Arm, schläft mein linker Arm ein, liege ich auf dem rechten Arm, schläft der rechte Arm ein, liege ich auf dem Bauch oder Rücken, schlafe ich nicht ein. Und wohin mit dem Kopf? Ich weiß es bis heute nicht. Im häuslichen Bett liegen beispielsweise dutzende potentielle Kopfablagestät­ten bereit: eine Nackenrolle, ein Dinkelspreu­kis­sen, ein Kappokkissen, ein altes Daunenkissen, das wahrscheinlich komplett mit Milben gefüllt ist, die mich seit Jahren kennen, und ein sehr großes Schaumstoffkissen, das bei uns lange Zeit nur »das Sitzkissen« hieß. Inzwischen gibt es noch ein weiteres etwas kleineres großes Kissen, das ebenfalls eine Schaumstoffüllung hat, aber einen geschmackvolleren Bezug. Das gilt jetzt als das »richtige« und wird nur noch »das Sitzkissen« ge­nannt, während das andere, das sogenannte »alte Sitzkissen«, nicht gerne im Bett geduldet wird.

Neben den Kissen gibt es noch diverse Oberbetten, die Namen wie »die dicke Winterdecke« oder »die Decke von deiner Mutter« tragen. Ich kann sie alle nicht voneinander unterscheiden, weil sie ja mit einem Bezug umhüllt sind, und es kommt regelmäßig zu unschönen Szenen, wenn ich mir versehentlich die dicke Winterdecke genommen habe und auch noch mit dem alten Sitzkissen im Rücken ein Buch lese.

Unser Bett ist außerdem an Kopf- und Fußende verstellbar, womit man wirklich die absonderlichsten Positionen einneh­men kann. Beispielsweise das Dinkelspreukissen unter die erhöht lagernden Beine geschoben und die Decke von meiner Mutter über den Kopf gezogen, der auf der Nackenrolle ruht, während man sich das Kappokkissen auf den Bauch gelegt hat.

Es sind hunderte von Schlafstellungen möglich, und jeden Abend erhebt sich außerdem die Frage, was liest man dazu? Also über welchem Buch möchte man in welcher Stellung einschlafen? Ich habe etwa 50 verschiedene Bücher in zwei Stapeln neben dem Bett gelagert, entscheide mich aber meistens für das oberste. Einmal habe ich versucht, ein Buch zu lesen, das auch wirklich zu Kissen, Decke und Körperposition gepasst hätte, das natürlich relativ weit unten im Stapel lag. Ich war aber schon zu müde, um alles wieder aufzuheben und neu zu stapeln, und am nächsten Morgen stolperte ich über die antiquarische Biographie von Alfred Brehm und riss im Fallen das Bügelbrett um, das eine unschöne Delle im Kleiderschrank hinterließ.

Zu meinem Leidwesen verfügt das Bett, in dem ich die meisten meiner Nächte verbringe, auch noch über eine Art Lehne am Kopfende, die sich irgendwie und mit einem angeblich ganz einfachen Handgriff schräg stellen lässt. Das sei dann, so wird mir immer wieder erklärt, »die Lesestellung«. Ich frage mich nur, wer in dieser Stellung und ohne »das alte Sitzkissen« lesen soll? Ich rutsche da jedenfalls immer ab.

Ich bin wirklich nicht gut im Bett, ich bin ein totaler Versager. Das Bett ist ein Ort voller heimtückischer Fallen. Es heißt ja auch, man liegt »im Bett«, aber »auf dem Sofa«. Da, auf dem Sofa übt man Kontrolle und Herrschaft aus. Dem Bett ist man ausgeliefert, man liegt drin und kann nur hoffen, dass alles gut geht. Auf mein Sofa lege ich mich dagegen völlig entspannt, schmiege meinen Körper an die Sofarückwand und stemme die Füße gegen die geflochtenen Seitenlehnen. Das Sofa ist zu kurz, um meinen Körper komplett ausgestreckt aufzunehmen, ich stoße überall auf Widerstand und habe damit sofort meine Idealposition gefunden. Da schlafe ich umgehend und problemlos ein.

Aber der Mensch wird leider nicht danach beurteilt, wie gut er auf dem Sofa ist. In unserer gnadenlosen Gesellschaft zählt nur, ob man gut im Bett ist. Wenn man gleich beim Kennenlernen einer Frau sagt, du ich hab im Bett Probleme, dann braucht man gar nicht erst vom Sofa anzufangen, dann ist die Beziehung beendet, bevor sie begonnen hat. Das Bett wird in unserer Gesellschaft vollkommen überbewertet. Es dominiert den Sprachgebrauch. Man wird zur letzten Ruhe gebettet und nicht gesofat, man geht mit den Hühnern ins Bett und nicht aufs Sofa und macht Urlaub in einer Bettenburg und nicht in einer Sofaburg. Aber in Hotelbetten wird es ja nicht besser. Grundsätzlich fühlt man sich beim Betreten von 95% aller Hotelzimmer so, als wäre man ein unerwünschter Eindringling. Alles ist unglaublich aufgeräumt und sauber. Vor allem das Bett haben speziell ausgebildete Kräfte so perfekt zurechtgezurrt, dass man glaubt, man könne sich nur mit dem Messer einen Weg unter die Decke erkämpfen. Die Decken von Hotelbetten sind nach einem vollkommen undurchschaubaren System übereinander geschichtet und vor allem in Frankreich derartig eng mit dem Restbett verbunden, dass man eigentlich kaum dazwischenpasst. Es ist, als wolle man es sich in einem Käse-Schinken-Baguette zwischen Käse und Schinken bequem machen und schläft dann doch irgendwie zwischen Butter und Salatblatt. Ähnliche Bettenkonstruktionen finden sich auch in spanischen, englischen oder kanadischen Hotels. Gerne würde man das Tuch, das ganz oben liegt und meist einen irgendwie krankheitskeimhaltigen Eindruck macht, möglichst weit weg schaffen, damit man nachts nicht die gefährlichen Dämpfe einatmen muss, die diesen Hoteloberdecken mit Sicherheit entströmen. Aber wenn man versucht, die obere Decke zu entfernen, stellt man schnell fest, dass die anderen alle auf geheimnisvolle Weise mit ihr verbunden sind und man schließlich überhaupt keine Decke mehr hat. Denn es ist unmöglich das Deckengeflecht wieder an seinem ursprünglichen Platz zu befestigen, und ohne Befestigung gleiten die Decken nach wenigen Minuten zu Boden. Wer beabsichtigt auf einem Hotelbett zu übernachten, sollte sich auf jeden Fall einen Schlafsack mitbringen.

Aber unter den Decken lauert die Hotelmatratze! Sie macht natürlich mit der Bettwäsche gemeinsame Sache. Eingeklemmt zwischen zwei so heimtückischen Gegnern die Nacht zu verbringen kann gefährlich sein. Die Hotelmatratze ist immer zu weich, zu hart oder zu durchgehend, meistens alles gleichzeitig. Schläft man nicht alleine, sollte man darauf achten, dass der Mitschläfer genau so schwer wie man selber ist, mit einer Toleranz von plus/minus 25g. Jede Bewegung des schwereren Schläfers wird durch die Hotelma­trat­ze hundertfach verstärkt. Dreht er sich einmal um, wird man aus dem Bett geschleudert. Bewegt er sich längere Zeit nicht, dann schiebt die durchgehende Matratze den leichteren Schläfer unaufhaltsam auf den schwereren. Man sollte deshalb immer Karabinerhaken mit sich führen, um sich damit an der Wand zu sichern.

Abgesehen von Decken und Matratzen, gibt es noch viele andere Heimtücken. Es empfiehlt sich, den Kopfkissenbereich weiträumig abzusuchen, damit man das Schokoladentäfelchen auch wirklich aus dem Bett entfernen kann. Wer einmal mit einem Stückchen Vollmilch-Nuss das Bett ge­teilt hat, weiß wovon ich spreche.

Auch ein Karamelbonbon kann für Alpdrücken sorgen. Der Bücherstapel fehlt zum Glück, aber dafür gibt es meistens mehrere Schalter neben dem Bett, mit denen man das Deckenlicht aus- und das Bettenlicht anknipsen kann. Allerdings muss man dazu irgendeinen Hauptschalter in die richtige Position gebracht haben, der sich meistens im Eingangsbereich befindet, und dann geht das Licht am Bett oft auch nur an, wenn das Deckenlicht aus ist oder plötzlich leuchtet eine Stehlampe am anderen Ende des Zimmers auf oder der Fernseher beginnt zu sprechen. Es gibt Menschen, die alle nötigen Handgriffe wie selbstverständlich beherrschen und zwei Minuten später eingeschlafen sind. Ich bewundere diese Menschen, die gut im Bett sind. Ich sehe mich leider außerstande, den Kampf mit dem Hotelbett zu gewinnen. Nur allzu oft behält das Bett die Oberhand und ich sitze verzweifelt auf dem Boden und lese im Lichtschein der Minibar in der Hotelbibel: »Von dem Bett, das du bestiegen hast wirst du nicht herunterkommen, sondern du mußt sterben.« (2. Könige, 1,4)

Ich aber sage Euch, ich werde überleben, weil ich das Bett gar nicht erst besteigen werde, sondern gleich auf dem Sofa übernachte, das ich selbstverständlich immer dabei habe.

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